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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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dem Ausland. Während die Reichswehrführung der militärischen Ohnmacht im eigenen Lande Rechnung tragen muß und Defensivstrategien zum Schutz des Reichs entwickelt, gehen die Gedanken und Ideen der Fachwelt anderswo ganz neue Wege. Da ist der General Douhet in Italien mit einer modernen Doktrin zur Luftkriegführung. Da sind die Obersten Fuller in England, de Gaulle in Frankreich, die Generale Eimannsberger in Österreich und Tuchatschewski in der Sowjetunion, die den Bewegungskrieg der Zukunft konzipieren. Junge Reichswehroffiziere greifen auf, was andernorts geschrieben wird und entwickeln die Land- und Luftkriegsstrategien für ihre eigene Zukunft in Gedanken weiter. Das sind wichtige Vorarbeiten für den späteren Wiederaufbau einer deutschen Wehrmacht. So bilden sich im Deutschen Reich gerade in den Jahren der weitgehenden Wehrlosigkeit die Qualitäten, mit denen die Wehrmacht 1939 den Armeen anderer Staaten zunächst weit überlegen ist. Das sind die Führungsfähigkeit des Offizierkorps und der Unteroffiziere, das know-how der Industrie und eine moderne Konzeption für Führung, Rüstung und Struktur.

    Nach 1945 wird den in Nürnberg als Kriegsverbrechern Angeklagten vorgeworfen, schon vor Hitlers Zeit auf einen neuen Weltkrieg hingewirkt zu haben. Der ehemalige Reichskanzler Wirth, von 1921-22 Kanzler und von 1929-31 Reichs

    Dreessen, Seite 79 Kens/Novarra, Seite 16
    minister, sagt als Zeuge dieser Zeit vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg zu dieser Unterstellung aus:
    „Alle deutschen Regierungen zwischen 1918 und 1933 und die deutsche
    Heeresleitung waren von der Sorge um den Bestand des Reiches beseelt,
    den sie innen- und außenpolitisch bedroht sahen. Bereits in den ersten
    Jahren nach dem ersten Weltkrieg hatte Polen wiederholt versucht, Teile
    des Reichsgebietes gewaltsam vom Reich abzutrennen. Die Furcht vor wei
    teren Angriffen war nicht unbegründet. Nationalistische polnische Kreise
    forderten weitere Gebietsabtrennungen. ... Dabei war die Bewaffnung
    unserer Reichswehr kläglich. ... Reichskanzler Dr. Brüning und Reichs
    wehrminister Groener beschlossen daher, bei einem Angriff der Polen
    Schlesien zu räumen. Wer angesichts dieser Tatsache noch behauptet, daß
    wir Angriffsabsichten gehabt hätten, ist zu bemitleiden. ...Es war ange
    sichts der jammervollen Lage an den deutschen Ostgrenzen selbstver
    ständlich, daß Umschau gehalten worden ist, wie man wehrpolitisch die
    Lage verbessern könne." 39

    Hitler und die Genfer Abrüstungsverhandlungen bis 1934

    Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler neuer deutscher Kanzler. Er greift den Gesprächsfaden der Genfer Abrüstungsverhandlungen so schnell wie möglich wieder auf, ohne allerdings zunächst mehr Truppen oder zusätzliche Waffen für das Deutsche Reich zu fordern.

    Im März 1933, sechs Wochen nach Hitlers Amtsantritt, legt der britische Premierminister Mac Donald der Genfer Abrüstungskonferenz einen neuen Vorschlag vor. Danach soll Deutschland ein Heer mit 200.000 Mann zugestanden werden. Frankreich soll seine Landstreitkräfte auf 200.000 Soldaten in Europa plus 200.000 in den Kolonien reduzieren. Für Italien sind nach dem Vorschlag 200.000 im Mutterland und 50.000 weitere in den Kolonien vorgesehen. Für die Sowjetunion plant Mac Donald 500.000, für Polen 200.000 und für die Tschechoslowakei 100.000 Mann. Ein wesentlicher Teil des Vorschlags ist, daß Frankreich, England, Belgien, die Sowjetunion, die Tschechoslowakei und Polen Luftstreitkräfte unterhalten dürfen, Deutschland aber nicht. Alle betroffenen Nationen außer Italien und Frankreich stimmen dem Mac Donald-Vorschlag zu. Italien verlangt mehr Truppen für die Kolonien und Frankreich lehnt den Vorschlag rundweg ab.

    Alle Welt fragt sich in diesen Tagen, wie der neue deutsche Kanzler auf das Angebot aus England reagieren wird. Am 17. Mai 1933 gibt Hitler dem britischen Premier in einer Regierungserklärung vor dem Reichstag seine offizielle Antwort:

    Verteidigungsdokumentenbuch 2a zum Krupp-Prozeß, Nr. 47
    „... Die Deutsche Reichsregierung sieht in dem englischen Plan eine mög liche Grundlage zur Lösung dieser Fragen. ... Dabei erklärt sich Deutsch land im wesentlichen damit einverstanden, eine Übergangsperiode von fünf Jahren für die Herstellung seiner nationalen Sicherheit anzunehmen in der Erwartung, daß nach dieser Zeit die wirkliche Gleichstellung Deutschlands mit den anderen Staaten erfolgt. ...
    Ferner wird die deutsche Regierung kein

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