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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Mac Donald-Vorschlag rein gar nichts zu bewegen. Frankreich beklagt sich über die in Deutschland vorhandenen SA-Verbände und ist mit 200.000 Soldaten für das deutsche Heer nicht einverstanden. Es moniert das britische Übergewicht zur See und will die Flottenstärken mitverhandeln. Frankreich gibt sich mit 400.000 Soldaten nicht zufrieden, und es verlangt obendrein vor dem Beginn aller Abrüstungen die Erprobung eines Kontrollsystems zu deren Überwachung. Nach den Erfahrungen, die die Interalliierte Kontrollkommission soeben erst sieben Jahre lang mit der Überwachung der deutschen Abrüstung hat machen können, ist dieses französische Verlangen nichts anderes als ein durchschaubares Spiel auf Zeit.

    Trotz Hitlers politisch anfangs noch so moderaten Tönen regt sich im Ausland vielerorts sofort der Argwohn. Der englische Delegationsleiter bei der Ab

    SA ist Abkürzung für Sturmabteilung, eine militante Gliederung der NSDAP
    rüstungskonferenz in Genf schickt schon am 1. Mai 1933 einen geharnischten Bericht nach London, in dem der Verfasser, ein Heeresgeneral, Klage über den nationalen Stimmungsumschwung bei den Deutschen führt. Er zählt die deutschen „Missetaten" auf: die Einrichtung eines Reichsarbeitsdienstes 42 , den Bau und Besitz von 125 Militärflugzeugen, die militärische Organisation und Bewaffnung von Polizeikräften und so weiter. Der Berichtende stellt schon im Mai 1933, kaum daß die Reichswehr mit dem Wiederaufbau angefangen hat, fest, daß dies eine Bedrohung für die Nachbarstaaten sei. Er fordert die Durchsetzung des Versailler Vertrags und schließt den Bericht mit seinem Urteil über Deutschland:
    „Draußen läuft wieder ein tollwütiger Hund herum. Wir müssen ent
    schlossen zusammenhalten und ihn entweder vernichten oder einsperren
    43
    bis die Krankheit vorbei ist."
    Der Bericht wird mit einem zustimmenden Vermerk des Unterstaatssekretärs Vansittart im Londoner Außenministerium an die Abteilungen des Hauses verteilt.

    Als die Verhandlungsrunde um den Mac Donald-Plan am 5. Juni 1933 ergebnislos zu Ende geht, erklärt der deutsche Delegationsleiter Nadolny, daß Deutschland sich, sofern nicht binnen eines weiteren Jahres Verhandlungsergebnisse erzielt werden, die Freiheit nimmt, ohne weitere vertragliche Grundlagen selber wieder aufzurüsten. Das heißt im Klartext, daß sich die Siegermächte bis zum Sommer 1934 selbst verpflichten müssen, abzurüsten oder Deutschland rüstet wieder auf.

    Im Januar 1934 fordert Adolf Hitler von den Verhandlungspartnern in Genf einen Umfang von 300.000 Soldaten für die Reichswehr. Die englische Regierung versucht daraufhin, zwischen Frankreich und Deutschland zu vermitteln und schlägt eine Zahl zwischen 2 und 300.000 Mann für Deutschland vor. Hitler akzeptiert den Kompromiß. Frankreich schlägt ihn aus. Der französische Außenminister Barthou fordert, die Kolonialtruppen von der Abrüstung auszuschließen, wovon Deutschland keinen Vorteil hätte, und er verlangt die Einbeziehung der SA-Verbände in die deutsche Truppenzählung. Außerdem beharrt Barthou darauf, daß die Bestimmungen des Teils V des Vertrages von Versailles für Deutschland bindend bleiben, selbst wenn die Abrüstungsverhandlungen anderes ergeben sollten. Nun ist es wieder Hitler, der Frankreich weit entgegenkommt. Er bietet an, die SA gänzlich zu entwaffnen und zu entmilitarisieren 44 . Er gibt sich mit einer Luftwaffe zufrieden, die 50% der französischen nicht überschreiten soll. Er erklärt Deutschlands Verzicht auf Bombenflugzeuge, wenn es zu einer Einigung mit Frankreich kommt. Und Hitler akzeptiert den Wunsch der Franzosen, die Abrü

    Reichsarbeitsdienst. Erst ab 1935 Pflichtdienst für junge Männer und Frauen ab dem 18. Lebensjahr zu 6 Monaten ziviler Arbeit, ab 1939 auch zu Festungsbau Documents Brit. Foreign Policy, Second Series, Volume V, Document 127
    Die SA ist Hitler 1934 ohnehin ein Dorn im Auge. Sie wird zunehmend paramilitärisch und entzieht sich seinem Einfluß
    stung der anderen Staaten erst nach einer Frist von fünf Jahren beginnen zu lassen 45 . Italien stimmt dem britischen Kompromißvorschlag inzwischen zu, doch Frankreich gibt nicht nach.

    Am 17. April 1934 erteilt Barthou dem englischen Vermittlungsvorschlag und dem deutschen Entgegenkommen eine Abfuhr mit einer offiziellen Note. Da heißt es, daß
    „ die französische Regierung sich feierlich weigert, einer deutschen Wie
    derbewaffnung zuzustimmen, " daß „ die deutsche Wiederbewaffnung

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