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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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droht, zur Heimkehr der Sudetendeutschen notfalls Krieg zu führen. England stimmt dem Anschluß der Sudetenlande zwar in der Konferenz von München zu, doch schon fünf Tage später, am 5. Oktober 1938, verdoppelt das Unterhaus in London die Gelder für den Wehretat von 400 auf 800 Millionen Pfund Sterling 61 . Mit München kippt die Stimmung der Briten gegenüber Deutschland um.

    Zu der Zeit schwelt noch ein anderes Problem. In den vergangenen zwei Jahren hat die U-Boot-Rüstung der Sowjetunion einen Umfang angenommen, der für die deutschen Importwege auf der Ostsee und die Fährverbindungen zum noch immer abgeschnittenen Ostpreußen zur lauernden Gefahr wird 62 . Zum Ausgleich der Bedrohung macht die Reichsregierung von der Klausel des Deutsch-Britischen Flottenvertrags Gebrauch, die es erlaubt, die Gesamt-Tonnage der deutschen U-Boot-Flotte nach Vorankündigung auf die Tonnage der Briten anzuheben, unabhängig von der jeweiligen Zahl der Boote. Die Reichsregierung richtet

    Rassinier, Seite 214 Weyers, Bände 1937-1939
    im Dezember 1938 ein entsprechendes Gesuch an England 63 . Die britische Regierung versucht, die deutsche von diesem Schritte abzuhalten und entsendet Admiral Cunningham, den Chef des Stabes der Admiralität, am 30. Dezember nach Berlin, um die deutsche Seite zu bewegen, die U-Boot-Vermehrung langsam und auf Raten vorzunehmen. Hitler lehnt das ab. Cunningham kommentiert die vergebliche Mission mit der Bemerkung:
    „Es war völlig klar, daß der Krieg nicht auf Dauer aufgeschoben werden
    64 konnte und Britannien in ihn hineingezogen werden würde".
    Da Cunningham nicht von verhindern sondern von aufschieben spricht, und da man nur aufschieben kann, was man selber zu beeinflussen vermag, ist bei diesem Kommentar des Admirals nicht auszuschließen, daß er glaubt, England müsse dem deutschen Flottenrüsten selber mit einem Krieg ein Ende setzten, in den es sich allerdings „hineinziehen" lassen sollte.

    Angesichts der neuen Spannungen mit England, jedoch noch vor dem Cunningham-Besuch richtet Admiral Raeder im Oktober 38 einen Planungsausschuß ein, der die Konsequenzen aus dieser unerfreulichen Entwicklung untersuchen soll: die eigenen Maßnahmen für den Fall eines Krieges mit der Seemacht England. Der Ausschuß kommt zu der Empfehlung, eine offene Seeschlacht mit der Royal Navy in jedem Falle zu vermeiden. Die deutsche Kriegsmarine habe im besten Falle eine vage Chance, die Überseeverbindungen der Briten durch einen Kreuzerkrieg auf hoher See zu unterbinden. Der Ausgang eines solchen Krieges bleibe aber völlig offen. Der Planungsausschuß der Seekriegsleitung erwähnt auch den Gedanken, daß die Briten angesichts eines deutschen Bedrohungspotentials auf See eher zu einer friedlichen Verständigung geneigt sein könnten, als die Sicherheit ihrer Überseeverbindungen in einem Krieg mit Deutschland zu riskieren 65 . Die Seekriegsleitung und an ihrer Spitze Raeder planen also, im Falle eines Krieges Englands Zufuhr zu bekämpfen. Sie haben nicht die Absicht, mit England um sein Weltreich Krieg zu führen.

    Im November 1938 trägt Raeder Hitler das Ergebnis dieser Untersuchung vor. Er schlägt vor, den weiteren Aufbau der Marine zu beschleunigen, um englische Gegenmaßnahmen zu unterlaufen. Doch Hitler ist aus heiterem Himmel mit der bisher geplanten Flottengröße nicht mehr einverstanden. Er fordert einen noch schnelleren und noch stärkeren Schlachtschiffbau, als Raeder ihn für angemessen hält. Nach einer Auseinandersetzung, bei der der Admiral um seinen Abschied bittet – den Hitler ablehnt –, läßt Raeder unter Ignorierung des DeutschBritischen Flottenabkommens eine Hochseeflotte konzipieren, die im Falle eines Krieges den Kampf um Englands Zufuhr auf den Meeren führen soll. Nach zwei Planentwürfen „Plan X" und „Plan Y" im Herbst und Winter 1938 legt die Mari-

    Potter/Nimitz Seite 465
Güth, Seite 152
Rahn, Seite 92

    neleitung Hitler im Januar den sogenannten „Z-Plan" für eine neue, große Flotte vor. Er umfaßt mit 1.654.395 Tonnen 66
    eine für Deutschland gigantische Marine mit 10 Schlacht- und 15 Panzerschiffen, mit 3 Flugzeugträgern, 43 Kreuzern, 87 Zerstörern und 249 U-Booten, die ab 1947 zur Verfügung stehen sollen 67 . Das geplante Fertigstellungsdatum wird dann auf Hitlers Drängen auf
    1945 vorgezogen.

    1939
    Mit dem Schritt vom „Entwurf für einen Schiffbauersatzplan" vom November 1935, der einen Gesamttonnageumfang von 475.0001 bis 1946 vorsieht, bis zum

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