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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Planung. Auch dieses ist ein klarer Bruch des vorher schon oft von den Siegerstaaten gebrochenen Vertrages von Versailles. Die neue Planung wird zunächst aus Furcht vor Gegenreaktionen vor den Siegermächten und vor dem Völkerbund geheimgehalten. Die noch immer gültigen Einsatzpläne der Reichsmarine aus dem Jahre 1925 sehen zwei Optionen vor, die Verteidigung der Ostseezugänge gegen französische Geschwader und den Schutz der eigenen Zufuhr über See vor Schiffen der Franzosen 56 .

    1933 –1934
    Als Admiral Raeder Adolf Hitler bald nach dessen Amtsantritt im Februar 1933 die Einzelheiten seines 1. Umbauplanes vorträgt, erhebt der Einspruch 57 . Hitler sucht den Interessenausgleich mit Großbritannien und, wenn möglich, dessen Bündnispartnerschaft. Deshalb darf nach seiner Ansicht die eigene Flottenrüstung kein falsches Signal an England geben. Trotz dieses Hitler-Vetos bleibt die französische Marine zunächst der Maßstab Raeders. Als im Juni 1934 bekannt wird, daß Italien vorhat, zwei Großkampfschiffe mit 35.000 Tonnen und noch größeren Geschützen, als bisher dagewesen, auf Kiel zu legen, und das Gerücht folgt, Frankreich wolle nachziehen, plant auch Raeder in die Richtung 58 .

    Raeder nutzt auch eine ab 1922 international anerkannte neue Berechnungsgrundlage für Schiffs
größen aus, die „Standardverdrängung"
Salewski, Seite 116
Salewski, Seite 136
Raeder, Band 1, Seiten 280 f
Salewski, Seite 142

    Für die Jahre, in denen die deutsche Flotte der französischen noch an Zahl der Schiffe unterlegen ist, entwickelt Raeder ein seestrategisches Konzept, das den Franzosen ihren Vorteil nehmen soll 59 . Die Reichsmarine soll in Zukunft nicht nur die eigenen Seeverbindungen und die Ostsee vor der Flotte Frankreichs schützen. Sie soll zur gleichen Zeit im Kriegsfall selbst mit schweren Schiffen den Nachschub der Franzosen und ihre Truppentransporte auf dem Atlantik stören und – soweit das möglich – unterbrechen. Die Atlantikfähigkeit zu diesem Zwecke verlangt nun wieder größere Schiffe. So entsteht ein Rüstungssog zu immer mächtigeren Kriegsschiffen.

    1935
    Im Januar 1935 drückt Hitler erstmals einem Mitglied des englischen Oberhauses gegenüber aus, daß er bereit ist, die Reichsmarine auf 35% der Stärke der Royal Navy zu begrenzen. England sieht den eigenen Nutzen dieses Angebotes und nimmt an, obwohl die 35 % für Deutschland gegen den aus englischer Sicht noch immer gültigen Versailler Vertrag verstoßen. Am 18. Juni 1935 wird ein „Deutsch-Britisches Flottenabkommen" von beiden Seiten unterzeichnet. Der Vertrag begrenzt die deutschen Flottenstärken in allen Schiffsklassen auf 35% der englischen. Für U-Boote werden 45 % festgelegt, die nach späteren Absprachen auf 100% erweitert werden dürfen, wenn Deutschland dafür auf Tonnage in anderen Schiffsklassen verzichtet.

    Englands Marinerüstung muß zu der Zeit die Flottenkonkurrenz Italiens im Mittelmeer und Japans im Pazifik ausbalancieren. So ist man in London froh darüber, nun wenigstens den Rücken gegenüber der Reichsmarine im Atlantik freizuhaben. Mehr interessiert die Briten nicht, vor allem keine Partnerschaft mit Deutschland. Insofern täuscht sich Hitler über die von ihm erhoffte Wirkung des Vertrages.

    Nach Abschluß des Flottenabkommens ersetzt die Marineleitung in Berlin den 1. Umbauplan von 1932 im November durch einen „Entwurf für einen Schiff bauersatzplan", der ein Bauprogramm bis 1946 festschreibt. Die neue Planung reduziert die vorgesehene Schiffstonnage von 480.000 Tonnen auf etwa 420.000. Mit den nun vertraglich festgelegten 35% der Royal Navy hat die Reichsmarine – der Theorie nach – Parität mit Frankreich, das selber nach den Flottenabkommen von 1922 und 1930 bisher auch nur 35% der Flottenstärke Englands unterhalten durfte. Der Gleichstand ist und bleibt allerdings bis Kriegsbeginn fiktiv, weil Frankreichs Flotte existiert und Deutschlands Schlachtenflotte nie gebaut wird.

    1935 scheitert ein weiterer Versuch der Briten, ihrem Wettrüsten mit den anderen Konkurrenten Einhalt zu gebieten. Sie berufen eine dritte Flottenkonferenz nach London ein. Die Japaner verlangen dort die gleichen Flottengröße wie die USA.

    Rahn, Seite 90

    Die wollen das nicht akzeptieren, fordern aber selbst die gleiche Marinestärke, die Großbritannien hat. England will mehr Kreuzer und Zerstörer bauen, jedoch in verminderten Schiffsgrößen, die dann für alle gelten sollen. Italien möchte die unbedingte

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