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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg vom „Frieden in Freiheit" spricht, um so die Vorstellung eines Friedhofsfriedens unter kommunistischer Fremdherrschaft auszuschließen, so heißt es ab 1933 stets „Frieden in gesicherter Freiheit" oder „Frieden in Gleichberechtigung". Das ist im Dritten Reich nach Jahren mit Besatzungstruppen, mit Zwangsabtransporten von Nutzvieh, Steinkohle und Industrieprodukten und nach vier völkerrechtswidrigen Einmärschen fremder Truppen in das Reichsgebiet für jeden deutschen Bürger selbstverständlich.

    Hitler führt das deutsche Volk durch die Verknüpfung von Frieden mit Sicherheit und Gleichberechtigung auf gefährlich dünnes Eis. So berechtigt das eigene Verlangen nach Sicherheit und Gleichberechtigung auch ist, aufs Ausland wirkt das provozierend. Die Deutschen können nicht verstehen, daß ihnen die Schuld am Ersten Weltkrieg zugeschoben wird, daß die Sieger sich noch immer weigern, wie versprochen ihre Truppenstärken zu vermindern, und daß Deutschland im Völkerbund als Vollmitglied diskriminiert wird, indem ihm gewisse Hoheitsrechte abgesprochen werden. Im Ausland will man zur gleichen Zeit nicht akzeptieren, daß die Nachkriegsordnung von Versailles auf Dauer nicht zu halten ist. Man begreift weder in Paris, noch in London, Brüssel oder Rom, daß es besser wäre, Unhaltbares selber neu zu ordnen, als daß man es anderen überläßt, das durchzusetzen. Das Fatale an Hitlers öffentlichen Reden zwischen 1933 und 1939 ist, daß sie Sicherheit und Gleichberechtigung für Deutschland sagen und insgeheim ab ir gendeinem Zeitpunkt doch Unsicherheit und Unterordnung für ein paar Nachbarstaaten meinen. In Deutschland glaubt man Hitler, weil man auf Frieden hofft. Im Ausland glaubt man ihm nicht, weil man die Deutschen fürchtet. Leider ist die Furcht berechtigt. Adolf Hitler hat die neu gewonnene Fähigkeit des Reichs, sich selbst zu schützen, mißbraucht, um andere damit anzugreifen.

    Im nachhinein ist jeder klüger, doch zur Zeit der Reden muß man hinter Hitlers Formulierungen nicht unbedingt vermuten, was dann später kommt. Im Tagesbefehl an die Reichswehr zum Jahreswechsel 1934/35 heißt es zum Beispiel:
    „ Unser Dienst soll auch in Zukunft nur ein Ziel kennen, Deutschlands Wie
    deraufstieg in einem Frieden der Gleichberechtigung, der Ehre und gesi
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    cherten Freiheit."
    Dieser Tenor zieht sich durch eine große Zahl von Reden in den ersten Jahren seiner Herrschaft. Er versteht es, dem Wiederaufbau der Wehrmacht einen positiven Sinn zu geben und Befürchtungen in dieser Hinsicht zu zerstreuen. Am 13. September 1935 spricht Hitler auf den Zeppelinwiesen in Nürnberg vor 100.000 Parteifunktionären und sagt zum Aufbau der neuen deutschen Wehrmacht:
    „Das ist der Sinn der Neuschöpfung unserer Wehrmacht. Nicht um An
    griffskriege zu führen ist sie entstanden, sondern um unser Volk zu schüt
    zen und zu verteidigen, um nicht Deutschland noch einmal in ein trauriges
    Los verfallen zu lassen, wie wir es hinter uns 15 Jahre lang ertragen muß
    ten. Nicht um anderen Völkern die Freiheit zu nehmen, sondern um unsere
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    deutsche Freiheit zu schützen, deshalb ist sie da."
    Im Wahlkampf des März 1936, in dem Hitler in elf deutschen Großstädten als Redner auftritt, wirbt er nachträglich um die Zustimmung der Wähler zum Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. In keiner seiner Reden fehlen Passagen wie die folgende:
    „ Die Völker sehnen sich nach dem Frieden, jawohl, aber nach einem
    Frieden, der sie gleichberechtigt nebeneinander leben läßt. " (Wahlrede
    in Berlin)
    „Mein Ziel ist der Friede, der auf der Gleichberechtigung der Völker be
    gründet ist. Wir sind eine Großmacht Europas und wollen als Großmacht
    gewürdigt werden. " (Wahlrede in München)
    „Sprecht nicht von Gesten und symbolischen Handlungen, sondern
    schließt Frieden. Das ist der Wunsch der Völker. " (Wahlrede in Essen)

    Ansonsten versteht es Hitler meisterhaft, die Wünsche, Interessen und Befindlichkeiten der Bevölkerung zu treffen: Sport und Urlaub, Löhne und Preise, Bildung und Kultur, Straßenbau und billige Autos für jedermann und wovon die Menschen nach der Not der 20er Jahre sonst so träumen:
    „Ich habe den Ehrgeiz, mir einmal im deutschen Volk ein Denkmal zu set
    zen. Aber ich weiß auch, daß dieses Denkmal besser im Frieden aufzustel

    Domarus, Band 1, Seite 464 Domarus, Band 1, Seite 530
    len ist, als in einem Krieg. Mein Ehrgeiz geht dahin, daß wir in

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