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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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Öffentlichkeit daraus die Hoffnung nähren, daß Hitlers Methode der harten Haltung und der zähen Verhandlung die Revision der letzten noch offenen Ungerechtigkeiten von Versailles durchsetzt, was den 16 Reichsregierungen vor 1933 nicht gelungen ist.

    Doch Hitler läßt nun schon erkennen, daß er notfalls weitergeht, um die Zwänge von Versailles aufzuheben. Er sagt in gleicher Rede vor der Presse:
    „Das heißt also, bestimmte Vorgänge so zu beleuchten, daß im Gehirn der
    breiten Masse des Volkes ganz automatisch allmählich die Überzeugung
    ausgelöst wird: wenn man dies eben nicht im Guten abstellen kann, dann
    muß man es mit Gewalt abstellen; so kann es auf keinen Fall weiter
    gehen. ..."
    Verhängnisvoll ist Hitlers Eingeständnis, daß er täuscht und noch verhängnisvoller sein Bekenntnis, daß er bereit ist, wegen der noch immer nicht bereinigten Versailler Schäden notfalls einen Krieg zu führen. Von weiteren Kriegsabsichten ist hier keine Rede. Den Presseleuten bleibt die Hoffnung, daß sich die noch offenen Versailler Probleme, das Memelland und die Bevölkerung von Danzig heim ins Reich zu holen, mit Hitlers harter Tour auch ohne Kriege lösen lassen. Die deutsche Öffentlichkeit wird von der Rede ohnehin nichts hören. Sie bleibt geheim.

    Hitlers Friedensbeteuerungen

    Der „Führer" bemüht sich, sich den deutschen Bürgern als Mann des Friedens darzustellen. Der Erste Weltkrieg und die Not danach sind 1933 gerade 15 Jahre und weniger vergangen. So spricht Hitler mit allen Bezügen zu Krieg, Versailles, Not, Vertreibung und Unnachgiebigkeit des Auslands die Lebenserfahrungen und die Gefühle an, die die Leute zu der Zeit bewegen. Des weiteren dient ihm das Ausland selbst als bester Stichwortgeber.

    In Versailles war vereinbart worden, den Frieden in Europa auf Dauer durch eine Abrüstung der Heere, Luft- und Seestreitkräfte aller Staaten sicherer zu machen. Doch allein Deutschland, Österreich und Ungarn rüsten ab, und alle anderen Staaten halten ihre vertraglichen Verpflichtungen, die sie in Versailles eingegangen sind, nicht ein. Schon die Reichskanzler vor Adolf Hitler hatten die Einhaltung dieser Abrüstungszusagen bei den Franzosen, Briten, Italienern, Polen und so weiter angemahnt und – wenn das nicht erfolge – das Recht gefordert, die Reichswehr in begrenztem Maße wieder aufzurüsten. Hitler setzt diese Forderungen fort und pocht in öffentlichen Reden auf die Erfüllung des Vertrages von Versailles auch durch die Siegerstaaten.

    Hitler bietet wiederholte Male Verhandlungen zu diesem Thema in Rundfunkoder Reichstagsreden an. Er schlägt die Ächtung des Bombenkrieges vor. Er bietet die Begrenzung der Zahlen und Größen von Schlachtschiffen, Panzern und schwerer Artillerie an. Doch jede von ihm vorgeschlagene Rüstungsbegrenzung soll dann auch für alle Staaten gelten. Außer dem von Hitler angebotenen Deutsch-Britischen Flottenabkommen kommt nichts davon zustande. Die Siegerstaaten mauern und wollen den gigantischen Rüstungsvorsprung, den sie 1933, 34 und 35 gegenüber Deutschland haben, nicht verlieren. Sie spielen Hitler damit in die Hände, der in dieser Frage die öffentliche Meinung durch ein paar Reden leicht auf seine Seite bringt. Hitler nutzt den Vertragsbruch und die Unnachgiebigkeit der Sieger, er nutzt ihre zunächst noch bedrohliche Rüstungsüberlegenheit, und er nutzt die Erinnerungen der Deutschen an die „Einmärsche" der Polen, Belgier und Franzosen in den frühen 20er Jahren, um den Menschen im eigenen Lande Frieden, Verteidigung und Aufrüstung als Teile eines Ganzen darzustellen.

    Die zweite Steilvorlage, die die Sieger Hitler liefern, ist die von ihnen erzwungene Verletzung des Selbstbestimmungsrechts der Völker für Millionen deutsche, österreichische, ukrainische und ungarische Menschen. Immer wieder verknüpft Adolf Hitler seine Friedensbeteuerungen sehr geschickt mit dem Anliegen aller Deutschen nach der Rückkehr der durch Versailles abgetrennten zehn Millionen Landsleute „heim ins deutsche Reich". Am 17. Mai 1933 sagt Hitler vor dem Reichstag:
    „Indem wir in grenzenloser Liebe und Treue an unserem eigenen
    Volkstum hängen, respektieren wir die nationalen Rechte auch der
    anderen Völker. ... und möchten aus tiefinnerstem Herzen mit ihnen in
    Frieden und Freundschaft leben.
    Wir kennen daher auch nicht den Begriff des Germanisierens. Die geistige
    Mentalität des vergangenen Jahrhunderts, aus der heraus man glaubte,
    vielleicht aus Polen

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