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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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    land die besten Anstalten für die Erziehung unseres Volkes schaffen. Ich
    will, daß wir in Deutschland die schönsten Stadien erhalten, daß unsere
    Straßen ausgebaut werden, daß unsere Kultur sich hebt und veredelt; ich
    will, daß unsere Städte verschönert werden." 18 (Wahlrede in Karlsruhe) Weil Hitler einen großen Teil der Wahlversprechen mit der Zeit erfüllt, macht er die Mehrheit aller Deutschen glauben, daß er auch den versprochenen Frieden halten wird. Dieser Glaube an den „Führer" bleibt nicht nur bis 1939, sondern er hält so lange, bis Hitler den Krieg gegen die Sowjetunion beginnt.

    Die überhörten Warnsignale und Hitlers Antrittsrede
    vor Generalen am 3. Februar 1933

    Leise Untertöne, die Hitlers spätere Absichten vermuten lassen, läßt er offensichtlich nur in geschlossenen Zirkeln hören. Eine Rede, die oft als Beweis für seine von Anbeginn an aggressiven Pläne angeführt wird, hält er als frisch ernannter Reichskanzler am 3. Februar 1933 vor einem größeren Kreis von höchsten Reichswehroffizieren. Vier Tage nach Amtsantritt spricht Hitler im Privathaus des Chefs der Heeresleitung General von Hammerstein-Equord vor etwa 30 hohen Offizieren.

    Der Redeinhalt ist in drei einander ähnlichen Niederschriften überliefert. Das sind Notizen des Heeresgenerals Curt Liebmann 19 , des Adjutanten Hammersteins, Major i.G. von Mellenthin und – das mag verwundern – der Tochter Helga des gastgebenden Chefs der Heeresleitung. Helga von HammersteinEquord durchläuft als Mädchen eine „Karriere" vom Sozialistischen Schülerbund über den Kommunistischen Jugendverband zur KPD, der sie 1930 beitritt. Sie beliefert von da an bis 1937 regelmäßig den Kommunistischen Nachrichtendienst mit geheimen Dokumenten aus dem Hause ihres Vaters. So geht auch am 14. Februar 1933 die Abschrift einer inoffiziell angefertigten Protokollnachschrift des Hitler-Vortrags im Hause ihres Vaters beim erwähnten Dienst in Moskau ein. Es gibt Zweifel, daß Helga die Lieferantin dieser Niederschrift ist. 22 Die nachfolgende Beschreibung der Hitler-Rede vor den Generalen fußt auf allen drei erwähnten Quellen.

    Hitler stellt sich und seine Politik in dieser Rede vor den Reichswehrgeneralen vor. Er wirbt um ihre Gunst und ihr Vertrauen. Zum einen sagt der neu ernannte Kanzler, was man damals auch von ihm erwartete, daß er die Gleichberechtigung

    Domarus, Band 1, Seite 604
Jacobsen, Seite 81
IFZ Dokument ZS 105
Wirsching, Seiten 545 ff
Wirsching, Seiten 522 ff
    des Deutschen Reiches unter den Nationen anstrebt, daß er die Revision des Versailler Vertrags betreiben will und daß er vorhat, den Marxismus im eigenen Lande „auszurotten". Zum anderen erklärt er einiges, was die Generale sicher gerne hören. Hitler will die Reichswehr parteipolitisch neutral erhalten und sie allein bei außenpolitischen Auseinandersetzungen einsetzen. Für innenpolitische habe er die NSDAP. Hitler verspricht den Generalen, daß die Reichswehr die einzige Armee in Deutschland bleibt. Das ist angesichts des Konkurrenzgebarens der inzwischen mächtig angewachsenen SA ein wichtiges Wort. Und Hitler kündigt an, die Reichswehr wieder aufzurüsten. Damit kommt der neue Kanzler zu dem Teil seines Vortrags, der den Generalen eine frühe Warnung hätte sein können.

    Er führt aus, daß die Probleme von Arbeitslosigkeit, Bevölkerungszuwachs und wirtschaftlicher Not nicht mit Krediten und Subventionen auf dem Binnenmarkt zu lösen sind, sondern nur mit einer Wirtschaft, die „mit allen Mitteln und um jeden Preis" Exporte auf den Weltmarkt bringt, oder besser mit einer groß angelegten Siedlungspolitik, die neuen Siedlungsraum erfordert. Er formuliert dies noch als Vorschlag und erwähnt 50 bis 60 Jahre als Rahmen einer solchen Politik. Dann kommt Hitler auf das später oft zitierte Wort vom „Germanisieren". Er macht deutlich, daß man nach seiner Meinung keine Menschen anderer Sprache oder Rasse „germanisieren" könne. „Man kann nur Boden germanisieren." Hitler erwähnt dabei, daß seine Lebensraum-Vorstellungen „wahrscheinlich nach Osten zielen". In der Logik des Gedankens, daß man keine fremden Menschen „germanisieren" könne, sagt er:
    „Man muß wie Polen und Frankreich nach dem Kriege rücksichtslos eini
    ge Millionen Menschen ausweisen."
    Hitler bezieht sich dabei auf die vielen „freiwilligen" und erzwungenen Massenumsiedlungen und Vertreibungen der letzten Jahre in Frankreich, Polen, Griechenland, in der Türkei

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