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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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ehe sie ihre Bedingungen endgültig festsetzt.") Burneleit, Seite 33

    ge Danzigs und des Korridors ihrerseits wieder aufrollen, solange die Sie
    gerstaaten noch überlegen sind. Wenn diese Fragen nicht gelöst werden,
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    kann keine Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden bestehen."
    Auch Churchill sieht, daß der Status von Danzig und Westpreußen-Pomerellen nicht dauerhaft zu halten ist.

    Vierzehn Monate nach dieser Churchill-Rede wird Hitler Kanzler im Deutschen Reich. Mit dem 1934 zwischen Hitler und Piłsudski geschlossene Vertrag versiegt das Interesse der Briten am deutsch-polnischen Verhältnis für gut vier Jahre.

    1938, mit dem deutschen Begehren nach Heimkehr der Sudetendeutschen in das Reich, rückt auch Polen wieder in das Blickfeld der englischen Außenpolitik. Polen hält seinen Anspruch auf West-Teschen für so berechtigt wie die deutsche Forderung nach den Sudeten und verlangt die Abtretung des umstrittenen Gebietes. London zeigt im Vorfeld der Konferenz von München zunächst Verständnis für die Wünsche Warschaus, doch es will sie dann dort nicht behandeln. Nach dem Konsens der Konferenz von München erhält Deutschland die alt-habsburgischen Gebiete der Tschechoslowakei, die zur Mehrheit deutsch besiedelt sind. West-Teschen mit nur einem Drittel polnischer Bevölkerung soll nach dem Willen der vier Konferenzmächte von München jedoch in der Tschechoslowakei verbleiben. Als Polen dann dennoch West-Teschen annektiert, ist man in London sehr empört. Das ist der Stand der britisch-polnischen Beziehungen ein knappes Jahr vor Kriegsbeginn. Nichts weist zu der Zeit daraufhin, daß sich England ein Jahr später in der deutsch-polnischen Auseinandersetzung um die Danzig-, Korridor- und Minderheitenproblematik auf die Seite Polens schlägt und Deutschland von sich aus Krieg erklärt.

    Das Verhältnis Polens zur Sowjetunion

    ist zunächst durch den Friedensvertrag von Riga festgelegt, in dem die Sowjets 1921 Teile Weißrußlands und der Ukraine an Polen abgetreten haben. Für die Russen bleibt das eine offene Wunde, für die Polen ein Etappenziel. Marschall Piłsudski, dem ein neues Polen in den Grenzen der alten Polnisch-Litauischen Union von 1569 vor Augen schwebt, verfolgt eine Föderation als Fernziel seiner Außenpolitik, in der Litauen, ganz Weißrußland und die ganze Ukraine als Protektorate unter Polens Herrschaft stehen. Alle polnischen Regierungen dulden deshalb in Warschau auch die Exilregierung einer nichtexistenten ukrainischen Republik. 1927, als der sowjetische Gesandte Wojkow in Warschau von einem Exilrussen ermordet wird, kochen die sowjetisch-polnischen Spannungen soweit hoch, daß beide Länder Vorbereitungen zum Kriege treffen, zu dem es dann je

    Kern, Seite 82
    Vertrag von Riga vom 18. März 1921 Roos, Polen und Europa, Seite 12
    doch nicht kommt. 1929 gelingt es dem sowjetischen Außenminister Litwinow, Polen, Rumänien und die Baltenstaaten im Vorgriff auf den bis dahin nicht von allen Ländern ratifizierten Kellogg-Pakt für einen regionalen „Kriegsächtungspakt" zu gewinnen. Sie unterzeichnen am 29. Februar 1929 das „LitwinowProtokoll", nach dem Kriege zwischen diesen Staaten zur Lösung internationaler Streitfälle in Zukunft ausgeschlossen werden sollen. Damit ist Polen, einschließlich seiner umstrittenen Gebiete in „Ostpolen" vertraglich zunächst gegen Rußland abgesichert.

    Ab September 1931, mit der Besetzung der Mandschurei durch Japan, verlagern sich Rußlands Sorgen nach Fernost. Die Sowjetunion nimmt frühere Verhandlungen über einen Nichtangriffspakt mit Polen wieder auf. Am 23. Januar 1932 wird ein Vertrag dazu in Moskau paraphiert, im Juli unterschrieben. Dieser Polnisch-Sowjetische Nichtangriffspakt enthält die für Polen wichtige Bestimmung, daß die Sowjetunion dem Deutschen Reich im Falle eines deutsch-polnischen Konflikts „während der ganzen Dauer des Konflikts weder unmittelbar noch mittelbar Hilfe und Beistand leisten darf." Damit ist Polen durch einen weiteren Vertrag vor der Sowjetunion geschützt. Doch auch dieser Vertrag verliert 1938 seine Wirkung, als Polen der Tschechoslowakei gegen Rußlands Warnung den Rest des Teschener Gebiets entreißt. Die Sowjetunion, seit 1935 ebenfalls mit der Tschechei verbündet, hatte Polen – wie schon erwähnt – zuvor angedroht, den Polnisch-Sowjetischen Nichtangriffspakt im Falle eines Angriffs der Polen auf die Tschechoslowakei zu kündigen. So hat Polen mit der Teschener Annexion gleich zwei

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