Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
Vom Netzwerk:
deutliches Signal ist – er fordert die Kongreßmitglieder auf, die amerikanischen Neutralitätsgesetze aufzuheben oder sie zu lockern. 169
    Das letztere wird ihm verweigert. Die Rüstungsgelder, die Flotte am Zugang zum Atlantik und der Versuch, die Fesseln der Neutralitätsgesetze abzustreifen sind drei Signale an Deutschland, Polen, Großbritannien und Frankreich. Roosevelt läßt keinen Zweifel daran offen, daß er gewillt ist, eine weitere Demontage der Versailler Nachkriegsordnung zu verhindern, daß er den Anschluß Danzigs an das Deutsche Reich missbilligt, und daß er bei einem Krieg um Danzig gegen Deutschland eingreift.

    Die drei Drohgebärden vom 4. Januar 1939 sind sicherlich nicht ohne Einfluß auf die laufenden deutsch-polnischen Gespräche, die am 5. Januar in ihre dritte Runde gehen sollen. Noch im Oktober 1938 hatten sich die Polen ja WestTeschen mit Hitlers Billigung genommen. Der konnte daraufhin erst einmal mit einem gewissen Entgegenkommen der polnischen Regierung in der Danzig-Frage rechnen. Die ersten deutsch-polnischen Verhandlungen im Oktober und November 1938 sind, wie bereits berichtet, zwar ergebnislos verlaufen, doch der Verhandlungsweg steht weiter offen. Am Tage vor dem dritten deutschen Anlauf, die Probleme um Danzig und den Korridor zu regeln, an jenem 4. Januar zeigt

    167
    Die Torpedierung der Lusitania, die außer Passagieren Munition für England an Bord hat, durch ein deutsches U-Boot trägt 1917 zur amerikanischen Kriegserklärung an Deutschland bei.
    168
    Burckhardt, Seite 225
    169
    Bavendamm, Roosevelts Krieg, Seite 375
    Roosevelt den Polen, daß Deutschland einen mächtigen Gegner zu erwarten hat. Im Februar 1939 gelingt es Roosevelt auch noch, die laufenden deutsch-englischen Verhandlungen über einen Handelsvertrag durch ein eigenes Angebot zu unterlaufen, das einen deutsch-britischen Vertrag ausschließt. Der amerikanische Präsident hat damit sowohl eine Annäherung zwischen London und Berlin behindert als auch der deutschen Wirtschaft Schaden zugefugt. Roosevelts massives und eindeutiges Auftreten rund um den Jahreswechsel von 1938 auf 1939 verfehlt die Wirkung nicht, die es auf die Standfestigkeit der Polen gegenüber Deutschland und die es auf den Mut der Briten gegenüber Deutschland haben soll.

    Am 15. März folgt der Einmarsch deutscher Truppen in die Rest-Tschechei und damit Hitlers erster klarer Bruch des Friedens. Von nun an zieht Roosevelt sein Netz um Deutschland enger. Der erste seiner vielen Schritte, die Erhöhung aller Zölle gegen Waren aus dem Deutschen Reich, ist schon erwähnt. Am 19. bittet das englische Außenministerium das amerikanische, die Flottenzusammenarbeit beider Länder fortzusetzen und die US-Navy nach Hawaii in den Pazifik zu verlegen. Am 23. sagt Roosevelt beides zu und macht damit die englische PazifikFlotte für den Einsatz im Mittelmeer und im Atlantik frei. Als weiteren Schritt läßt der Präsident am 20. einen Gesetzentwurf zur Revision der Neutralitätsgesetze in den Kongreß einbringen. Am gleichen Tag geht Englands erstes Angebot an Polen, die Garantie für dessen Sicherheit zu übernehmen. Als die Verhandlungen zur Art der Garantie ins Stocken kommen, nimmt Roosevelt auf Chamberlains Entschlüsse Einfluß. Am 26. schickt der Präsident den amerikanischen Botschafter Kennedy nach London zu Chamberlain und läßt den auf die Gefahr hinweisen, die eine unzureichende Garantie der Briten für die Polen und den Frieden haben würde. 170
    Roosevelt, den sein Kongreß noch immer hindert, direkt einzugreifen, schickt hier Chamberlain und England vor. Der englische Premier versichert dem amerikanischen Botschafter, daß England auf der Seite Polens stehen und es verteidigen werde, sollte Hitler wegen Danzig einen Krieg vom Zaune brechen. Fünf Tage später, am 31. März spricht Chamberlain die Garantie für Polen aus.

    Als Beobachter der Szene von der anderen Seite des Atlantiks berichtet der deutsche Geschäftsträger an der Botschaft in Washington Hans Thomsen am 27. März an Minister von Ribbentrop in Berlin:
    „Die Kundgebungen und Maßnahmen der amerikanischen Regierung in
    den letzten Wochen lassen immer deutlicher erkennen, daß der Führungs
    anspruch des Präsidenten Roosevelt in weltpolitischen Angelegenheiten in
    das Ziel einmündet, das nationalsozialistische Deutschland mit allen zur
    Verfügung stehenden Mitteln zu vernichten. ... Roosevelt ist in seinem
    Innersten davon überzeugt, daß Deutschland der Feind ist, der

Weitere Kostenlose Bücher