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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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beiden untereinander in Streit geraten. ... Sobald wir aber stark
    genug sind, den gesamten Kapitalismus niederzuwerfen, werden wir ihn
    175
    sofort an der Gurgel packen."
    So steht Deutschland als „kapitalistischer und imperialistischer" Staat für Lenin trotz aller wirtschaftlichen und militärischen Zusammenarbeit prinzipiell im Gegnerlager. Stalin wird sich im Sommer 1939 daran orientieren, wenn er versucht, erst die Briten und Franzosen und dann die Deutschen zu einem Krieg gegeneinander zu verlocken.

    Polens Rückversicherung bei Frankreich kurz vor
    Kriegsbeginn

    Paris läßt seine Fäden zu Warschau niemals abreißen. Noch bei von Ribbentrops Besuch in Polen im Januar 1939, als der versucht, wegen Danzig zu verhandeln, bestärken Premierminister Daladier und Außenminister Bonnet die polnische Regierung in ihren schon zitierten Nationalversammlungs-Reden, „den Forderungen gewisser Nachbarn ein kategorisches Nein entgegenzusetzen".

    Das dennoch abgekühlte Verhältnis der Franzosen zu den Polen wird ab dem Frühjahr 1939 wieder warm. Am 16. März 1939 bricht Hitler – wie erwähnt –

    175
    Topitsch, Seiten 39 f, dort zitiert nach Lenin, Werke, Band 31, Berlin (Ost) 1964, Seite 434 424
    sein Münchener Versprechen und macht die Rest-Tschechei zum Protektorat. Das ist für die Polen, Briten und Franzosen Grund zu der Befürchtung, daß die deutsche Reichsregierung in naher Zukunft auch Danzig übernehmen wird. Polen, das mehrfach offiziell erklärt hat, der Anschluß Danzigs käme einer Kriegserklärung gleich, will sich nun nicht mehr aus diesem Junktim lösen und bittet England und Frankreich um ein Garantieversprechen für sich selbst. Am 25. März 1939 gibt London das Versprechen. Am 31. März leistet auch Paris die erbetene Garantieerklärung gegenüber Warschau. Am 15. Mai reist der polnische Kriegsminister, General Kasprzycki, nach Paris, um mit dem französischen Kameraden General Gamelin zu besprechen, wie Frankreich Polen in einem eventuellen Kriege unterstützen wird. Das generelle Ergebnis der Gespräche ist das gegenseitige Versprechen, im Falle eines Krieges gemeinsam gegen Deutschland vorzugehen. Polen stellt dabei in Aussicht, der deutschen Wehrmacht größtmögliche Verluste beizubringen und sich nicht vor dem Beginn der französisch-britischen Operationen im Westen geschlagen zu geben. Sobald die Wehrmacht selbst angeschlagen ist – so die Polen – soll Ostpreußen angegriffen werden. 176

    Der Franzose Gamelin verspricht seinerseits Luftangriffe gegen Deutschland in den ersten Tagen eines Krieges, begrenzte Heeresoperationen ab dem dritten Tage und eine französische Offensive mit 40 Heeresdivisionen ab dem 15. Tag der Allgemeinen Mobilmachung in Frankreich. 177
    Am 19. Mai endet die Bespre
chung der beiden Kriegsminister mit einer schriftlichen Vereinbarung, welche
die französische Armee verpflichtet, ab dem 15. Tag zu einer Offensive gegen
Deutschland anzutreten. 178
    Im französischen Text heißt es „avec les gros de ses forces", was Gamelin nach Polens Niederlage als „mit etwa einem Drittel seiner Kräfte" interpretiert. 179
    Im polnischen Text steht „swymi glöwnymi silami", was zu Deutsch „mit den Hauptkräften" heißt. Für Deutschland ist dabei bedeutend, daß die Zusage eines Angriffs der Franzosen gegen Deutschland auch dann gilt, wenn nicht Polen angegriffen, sondern nur die Stadt Danzig an Deutschland angeschlossen wird. 180

    Am 31. Mai 1939, zwei Wochen nach der französisch-polnischen Kriegsministerkonferenz, von der die Polen so weitreichende Zusagen mit heim genommen haben, schreibt General Gamelin die Richtlinien für den künftigen Oberbefehlshaber der französischen Front an Rhein und Mosel. 181
    In dieser Weisung ist dann von Offensiven gegen Deutschland nicht mehr die Rede. Da heißt es:

    176
    Roos, Planung Polens, Seite 198
    177
    Rassinier, Seite 266
    178
    Piekalkiewicz, Seite 45, ebenso Deighton, Seite 105, ebenso Roos, Planung Polens, Seite 199
    179
    Gamelin, Band II, Seite 421 und Roos, Planung Polens, Seiten 198 f
    180
    Piekalkiewicz, Seite 45
    181
    Aus „Richtlinien des Chefs des Generalstabes für den künftigen Oberbefehlshaber des nord-östlichen Kriegsschauplatzes über mögliche Operationen zwischen Rhein und Mosel", siehe Gamelin, Servir Band II, Seiten
    426 f, die Klammervermerke sind vom Verfasser.
    „Dieses Engagement selbst wird zwei Phasen haben:
    a. In der ersten Phase wird es sich darum handeln, möglicherweise den
    Feind aus dem

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