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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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vernichtet
    werden muß, weil er das Gleichgewicht der Kräfte und den Status quo der-

    170
    Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg, Seite 529

    artig empfindlich gestört hat, daß Amerika die Folgen zu spüren haben 171 172
    wird, wenn es nicht gelingt, das Präveniere
    zu spielen. ..."
    Am 14. April schreibt Roosevelt die schon erwähnten Briefe an Hitler und an Mussolini und verlangt Garantien für 31 namentlich genannte Staaten. Am 19. April, noch ehe Hitler auf sein Garantieverlangen für die 31 Staaten reagiert hat 173
    , läßt der Präsident die britische Regierung wissen, daß er es für unerläßlich hält, daß England die Allgemeine Wehrpflicht einführt. Am 28. April wird das entsprechende Gesetz im Unterhaus verabschiedet. Auch die Franzosen bekommen Hinweise, daß Amerika im Fall von Auseinandersetzungen mit Deutschland oder Japan auf ihrer Seite steht. Am 15. April übermittelt der amerikanische Marineattache der französischen Marineleitung in Paris, daß Roosevelt die amerikanische Marine in die Irische See oder zu den Philippinen beordern könnte, ohne den Kongreß zu fragen, wenn es irgendwelche Erkenntnisse über kriegerische Pläne der Achsenstaaten geben sollte. 174
    Auf diese indirekte Weise bekommt
auch Frankreich seine Schützenhilfe gegen Deutschland im Atlantik oder gegen
Japan vor Französisch-Indochina angeboten.

    Ende Juni 1939 scheitert Roosevelt am Kongreß, der nicht bereit ist, das Waffenembargo gegen kriegführende Nationen aufzuheben und die Neutralitätsgesetze aufzuweichen. Der Präsident ist damit weiterhin verpflichtet, die USA von einem Krieg der Staaten in Europa fernzuhalten. Trotzdem ist die Position des Präsidenten klar und festgelegt. Er lehnt die autoritären Regime in Japan, Deutschland und Italien ab. Er sieht im Aufstieg der drei genannten Staaten ein großes Risiko für die moralische, wirtschaftliche und seestrategische Führungsrolle, die er für Amerika beansprucht. Und in Bezug auf Deutschland hält Roosevelt den Status der Stadt Danzig als Völkerbundsmandat, die Abtrennung Ostpreußens vom Reich durch den polnischen Korridor und die Ausdehnung Polens auch auf die mehrheitlich deutsch besiedelten Teile Westpreußens für die in Versailles festgesetzte, gerechte und dauerhafte Lösung. So bestärkt er Polen, Briten und Franzosen, nicht auf Deutschlands Forderungen einzugehen.

    Das Verhältnis der Sowjetunion zu Deutschland

    Ein weiterer Teilnehmer am „großen Spiel" um Danzig ist ab Frühjahr 1933 die Sowjetunion. Das Verhältnis der Sowjetunion zu Deutschland bestimmt sich immer wieder wechselnd mal taktisch nach den naheliegenden Notwendigkeiten und mal strategisch nach den Langzeit-Zielen Moskaus. So ist Sowjetrußland nach 1918 zunächst als bolschewistischer Staat der Paria der Welt und ausge

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    Präveniere = Zuvorkommen
    172
    ADAP, Serie D, Band VI, Seiten 107 f
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    Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg, Seite 573 174
    Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg, Seite 572

    stoßen wie der Kriegsverlierer Deutschland. Demzufolge schließen beide PariaStaaten 1922 den Vertrag von Rapallo, um ihre Isolierung zu durchbrechen, unter der sie beide leiden, und um sich gegenseitig wirtschaftlich zu helfen. Dem schließt sich 1926 der Berliner Vertrag an, ein Neutralitätsvertrag auf die Dauer von fünf Jahren. Die zwei Abkommen von Rapallo und Berlin erlauben unter anderem die schon beschriebene Zusammenarbeit von Sowjetarmee und Reichswehr, die Deutschlands Militär Übungs- und Erprobungsmöglichkeiten aufschließt und den Russen ihren Lernanteil daran. Doch die taktischen Vorteile für beide Seiten können die Gegensätze der Systeme nicht verdecken. Für die Bolschewisten ist Deutschland ein „kapitalistisches" Land wie England oder Frankreich und als solches ein Staat im Gegnerlager. Im Jahre 1920 definiert Lenin das strategische Verhältnis der Sowjetunion zu diesen Staaten, und daran wird sich Stalin 1939 halten. Am 6. Dezember 1920 führt Lenin in einer Grundsatzrede vor hohen Funktionären der Moskauer Organisation der Kommunistischen Partei Rußlands/die Bolschewisten aus:
    „ Bis zum endgültigen Sieg des Sozialismus in der ganzen Welt" gelte die
    Grundregel, „daß man die Widersprüche und Gegensätze zwischen zwei
    imperialistischen Mächtegruppen, zwischen zwei kapitalistischen Staaten
    gruppen ausnutzen und sie aufeinander hetzen muß." Ist es unmöglich,
    beide zu besiegen, „so muß man es verstehen, seine Kräfte zu gruppieren,
    daß die

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