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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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zu erhalten. Die Bemühungen des Heiligen Vaters vom Mai, die zerstrittenen Mächte zu einer Friedenskonferenz zu rufen, sind bereits beschrieben. Die Italiener stimmen sofort zu. Die Briten, die Franzosen und die Polen winken ab und Deutschland antwortet, dann habe es wohl keinen Zweck. Im August folgt eine Serie weiterer Konferenzversuche. Am 8. August schlägt der schwedische Vermittler Dahlems ein geheimes deutsch-britisch-französisch-italienisches Gespräch über eine friedliche Beilegung der Streitigkeiten vor. 266
    Das Deutsche Reich, vertreten durch Minister Göring, sagt sofort zu. England läßt wissen, daß mit einer englischen Antwort erst nach Ablauf einiger Zeit zu rechnen sei. Die Briten und Franzosen verhandeln zu der Zeit mit den Sowjets in Moskau, um ein Dreierbündnis gegen Deutschland abzuschließen. Man kann vermuten, daß London erst den Vertrag mit Moskau in trockenen Tüchern haben will, ehe weitere Gespräche auf dieser Ebene mit Berlin begonnen werden. So werden Zeit und Chance vertan. Am 19. August scheitern die britisch-französisch-russischen Verhandlungen. Dann sind es wieder die Engländer, die mit der deutschen Reichsregierung verhandeln wollen. Das wird noch Thema dieses Buchs an späterer Stelle sein.

    Am 22. August bittet Frankreichs Premierminister Daladier US-Präsident Roosevelt, eine Weltfriedenskonferenz nach Washington einzuberufen. Frankreich werde zusagen und Hitler vermutlich absagen. Damit sei wenigstens „die moralische Frage" dieses Streits geklärt. 267
    Das Ergebnis dieses Vorschlags ist nicht überwältigend. Am 24. August schickt Roosevelt eine Friedensbotschaft an Hitler und den polnischen Staatspräsidenten Moscicki. Roosevelt bittet „für eine bestimmte Zeit jegliche Aggression zu unterlassen" und sich in direkten Verhandlungen zu verständigen. 268
    Hitler, der genau das seit 9 Monaten ohne
Erfolg versucht, läßt Roosevelt ohne Antwort. Moscicki schreibt zurück, es sei
nicht Polen, das hier etwas haben wolle. 269
    Kein Wort dabei zu Danzig oder zu den erbetenen exterritorialen Transitwegen.

    266
    Dahlems, Seite 48
    267
    Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg, Seite 594
    268
    British War Bluebook, Documents 124 and 125
    269
    Rassinier, Seite 276 zitiert aus Polnisches Weißbuch, Dokument 90
    Der letzte noch erwähnenswerte Vermittlungsvorschlag kommt von Mussolini. Am 31. August, dem Tag vor Kriegsbeginn, lädt der „Duce" die Regierungschefs Deutschlands, Polens, Frankreichs und Englands zu einer Friedenskonferenz für den 5. September ein. Als Hauptverhandlungsthema schlägt er vor, die Bestimmungen des Versailler Vertrages als Ursprung der gegenwärtigen Krise zu überprüfen. 270
    Dies ist der erste Vorschlag, der den Ursachen der Kriegsgefahr an ihre Wurzeln geht, doch der Vorschlag kommt zu spät. Der in Versailles gesäte Völkerstreit hätte bei Zeiten von denen aus der Welt geschaffen werden müssen, die ihn eingefädelt haben. Statt dessen versteift man sich in Frankreich und in Polen auf die Versailles-Positionen. England verdirbt mit seiner Garantie für Polen die letzte Chance, daß die Polen sich bewegen. Und man überläßt es Hitler, die Schäden von Versailles über mehrere Jahre Stück für Stück abzutragen, bis er damit soviel Erfolge, Übung und Erfahrung hat, daß er den Krieg mit Polen wagt.

    Am Tag des Mussolini-Vorschlags hört die deutsche Funkaufklärung die Weisung des polnischen Außenministers Beck an Lipski in Berlin ab, er solle den neuen deutschen Verhandlungsvorschlag nicht entgegennehmen. Damit ist für Hitler auch dieser an sich gute Vorschlag aus Italien schon ohne Wert, als er von ihm erfährt. Als Hitler von Mussolinis Vorschlag informiert wird, rollen die deutschen Truppen bereits in ihre Ausgangsstellungen für den Angriff gegen Polen vor. Es bleiben bis dahin nicht einmal mehr neun Stunden. Hitler will nach neun Monaten vergeblichen Verhandeins nicht weiter auf der Stelle treten. So geht er auf den Mussolini-Vorschlag nicht mehr ein. Zu spät.

    Am Ende der Vielzahl vergeblicher Versuche, den Krieg um Danzig durch Beschwörung oder durch Vermittlung zu verhindern, bleiben nur zwei Staaten, die um die offene Frage ringen, ob Deutschland den in Versailles geschaffenen Streitfall im Alleingang bereinigen darf oder nicht. Es sind Großbritannien und das Deutsche Reich. Im Kern der Auseinandersetzung steht Hitlers fatale Entscheidung, die Tschechei zum Protektorat zu machen. Das hat die englische Regierung so stark

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