Der Krieg, der viele Vaeter gatte
auf
Elsaß-Lothringen verzichtet, und ich habe die deutsch-französische Gren
ze anerkannt. Ich will keinen Konflikt mit Ihrem Lande, und ich wünsche
nur gute Beziehungen zu ihm zu unterhalten. Daher ist der Gedanke, daß
ich wegen Polen Frankreich bekämpfen müßte, sehr hart für mich. Nun,
die polnischen Herausforderungen haben für das Reich eine Lage herbei
geführt, die nicht andauern kann. ... Ich werde Frankreich nicht an
greifen. Doch wenn es an dem Konflikt teilnimmt, werde ich bis ans Ende
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gehen."
Daladiers Antwort geht am 27. August bei Hitler ein.
Zum 23. August gehören noch Außenminister von Ribbentrops Moskauer Verhandlungen mit Stalin und Außenminister Molotow und von Ribbentrops Telefonanruf bei Hitler, in dem er sich grünes Licht für das „Geheime Zusatzprotokoll" holt. Es wird späte Nacht, ehe der Deutsch-Sowjetische Nichtangriffspakt die Unterschriften beider Seiten trägt.
Donnerstag, der 24. August 1939
Acht Tage vor dem Kriegsausbruch.
Um 2 Uhr morgens meldet von Ribbentrop am Telefon aus Moskau dem „Führer" die Unterzeichnung des Vertrags. 277
Hitler schöpft nun wieder Hoffnung, daß
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v. Below, Seite 182 276
Bonnet, Seite 274 277
v. Below, Seite 183
England seine Rolle bei der Unterstützung Polens angesichts der neuen Lage überdenkt, und daß auch Polen eher bereit sein wird, wegen Danzig zu verhandeln. 278
So wie es in England und Frankreich auf der einen Seite Kräfte gibt, die ein Einlenken der polnischen Regierung begrüßen würden, und andere, die es bevorzugen, die deutsche Machterweiterung durch einen Krieg zu stoppen, so gibt es auch in Deutschland in Hitlers Nähe sowohl Männer, die einen Krieg verhindern wollen, als auch solche, die auf eine Abrechnung mit den Polen drängen. In Berlin ist es ausgerechnet der Außenminister, der offensichtlich bereit ist, die kriegerische Lösung zu riskieren, von Ribbentrop. Ihm entgegen arbeiten sein Staatssekretär von Weizsäcker und der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Marschall Göring. Der Marschall, zugleich Luftfahrtminister und Reichstagspräsident, hat in den Funktionen den gleichen Zugang zum „Führer" wie von Ribbentrop.
Als Göring die Briefe Chamberlains und Hitlers liest, schöpft er Hoffnung auf einen Ausweg aus der inzwischen deutsch-englischen Auseinandersetzung um die Danzig-Polen-Frage. Er sieht eine reale Chance, den Krieg als Ausgang dieser Krise zu verhindern. Doch Göring sieht auch, daß von Ribbentrop Hitler eher zum Kriege drängt, als daß er bremst. So versucht Göring den Außenminister zu umgehen. Er nutzt dazu Gesprächskontakte, die er selbst nach England hat, und den schwedischen Mittelsmann, der am 8. August versucht hatte, eine englischdeutsch-italienisch-französische Krisenkonferenz zu arrangieren, den Industriellen Dahlems.
Abb. 14: Der schwedische Friedensvermittler Birger Dahlems
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v. Weizsäcker Erinnerungen, Seite 253
Der Marschall ruft den Schweden nach Berlin, legt ihm die inzwischen eingetretene Bedrohlichkeit der Lage dar, bedauert, daß die von ihm vorgeschlagene Vier-Mächte-Konferenz nicht zustande gekommen ist, und bittet ihn, am Folgetag nach London zu fliegen und der englischen Regierung zu übermitteln, daß die deutsche Reichsregierung zu einer deutsch-britischen Verständigung zu kommen wünsche. Göring beteuert, daß er den ganzen Einfluß, den er in der Regierung habe, dazu einsetzen werde, daß eine solche Verständigung gelingt. 279
In London hält Premier Chamberlain derweilen eine Rede vor dem Unterhaus. 280 Er bestätigt erneut die Bündnistreue der Briten zu den Polen. Er beklagt, daß die deutsche Reichsregierung, statt in Ruhe den Zollinspektorenstreit in Danzig zu erörtern, statt über das Schicksal der deutschen Minderheit in Polen und statt über alle anderen Differenzen zu verhandeln, nun kompromißlos Danzig fordert, während
„man in Polen bereit war und allzeit bereit ist, die Differenzen mit
Deutschland zu diskutieren."
Chamberlain weist außerdem das Ansinnen Hitlers, Osteuropa als deutsche Interessensphäre anzuerkennen, mit dem Hinweis von sich, England stehe für die Freiheit und die Unabhängigkeit der Völker.
Die Rede ist aus britischem Selbstverständnis genauso nachvollziehbar, wie sie aus damaliger deutscher Sicht scheinheilig wirkt. Polen ist in der Danzig-Sache inzwischen genauso kompromißlos wie das Deutsche Reich. Und Großbritannien hält sich in „Middle East Asia" und in Afrika selbst seine
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