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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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damit

    ADAP, Serie D, Band II, Dokument 107 ADAP, Serie D, Band II, Dokument 107
    die Lösung des deutschen Raumproblems" zu erarbeiten 85 . Bislang ist ein Krieg mit der Tschechoslowakei von der Wehrmacht nur im Zusammenhang mit möglichen Kriegsabsichten der Franzosen betrachtet und vorbereitet worden. Die Tschechoslowakei ist in einem solchen Szenario bisher stets der zweite Feind in einem von deutscher Seite befürchteten Zweifrontenkrieg gewesen. Mit Hitlers neuer Weisung vom 21. Dezember 1937 wird die Tschechoslowakei zum eigenen Kriegs- und Eroberungsziel. Jetzt geht es auch nicht mehr alleine um die „Heimkehr" der Sudetendeutschen. Nun steht die Tschechoslowakei als Erweiterung des deutschen Lebensraums und als militärisch dauerhaftes Risiko für Deutschlands Sicherheit auf Hitlers Tagesordnung. Die neue Weisung läßt den Zeitpunkt für einen deutschen Angriff offen. Ein Passus dazu lautet:
    „Entwickelt sich die politische Lage nicht oder nur langsam zu unseren
    Gunsten, so wird damit auch die Auslösung des Falles „ Grün " von unse
    87 rer Seite her noch um Jahre hinausgeschoben werden müssen."
    Grün ist fortan der Tarnname der Wehrmacht für die Tschechoslowakei. Hitler läßt intern die Eroberung der Tschechoslowakei vorbereiten und verlangt nach außen und öffentlich nicht mehr, als daß die Staatsführung in Prag „die Sudetendeutschen anständig behandelt". Am 21. April 1938 gibt Hitler Generaloberst Keitel, dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, den Auftrag, sich mit der Tschechoslowakei zu befassen. Er soll – so Hitler – die Möglichkeit eines Angriffs der Wehrmacht gegen die Tschechoslowakei untersuchen lassen 88 . Das Protokoll des Gesprächs trägt die Überschrift
    „ Grundlagen zur Studie , Grün'". Hitler läßt auch bei diesem ersten Gespräch den Zeitpunkt für ein solches Unternehmen völlig offen. Er sagt zu Keitel, „daß er einstweilen nicht die Absicht zu einem Angriff habe", und daß er gedenke, einen tschechischen Zwischenfall als Anlaß für sein Handeln abzuwarten 89 . Das Protokoll zu dieser Besprechung zwischen Hitler und Keitel beginnt mit dem Satz:
    „Strategischer Überfall aus heiterem Himmel ohne jeden Anlaß oder
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    Rechtfertigungsmöglichkeit wird abgelehnt."

    Als Begründung für die nun geforderten Vorbereitungen auf eine kriegerische Auseinandersetzung mit der Tschechoslowakei nennt Hitler gegenüber Keitel zwei verschiedene Gründe. Der erstgenannte ist die Sorge um das weitere Schicksal der Sudetendeutschen. Der zweitgenannte betrifft die strategische Bedeutung der Tschechoslowakei für Deutschland. Hitler spricht dabei von der
    „für uns unhaltbaren Lage, wenn einmal die große Auseinandersetzung im
    Osten ... vor allem mit dem Bolschewismus kommen werde. Es sei seine

    IMT, Band XXXIV, Dokument 175-C
    ADAP, Serie D, Band VII, Seite 547 (Anlage 1 zur entsprechenden Weisung vom 7. Dezember 1937)
ADAP, Serie D, Band VII, Seite 547 (Anlage 1 zur entsprechenden Weisung vom 7. Dezember 1937)
Domarus, Band 1, Seiten 851 f und Keitel, Seite 222
IMT, Band X, Seite 569
ADAP, Serie D, Band II, Dokument 133
    heiligste Überzeugung, daß dem Reich von hier die größte Gefahr drohe.
    Die Tschechoslowakei werden dann das Sprungbrett für die Rote Armee
    und Landeplatz für deren Luftwaffe sein." 91
    Hiermit gibt Hitler ein weiteres Mal nach seiner bereits erwähnten, von Oberst Hoßbach protokollierten Rede zu verstehen, daß er die Tschechei nicht nur wegen der Sudetendeutschen für ein Problem für Deutschland hält. Er sieht das Nachbarland im Osten vor allem als Bundesgenossen der Staaten, die ideologisch oder machtpolitisch auf Gegenkurs zu Deutschland stehen. Und er sieht in der Tschechei „neuen Lebensraum im Osten".

    Abb. 4: Konrad Henlein auf dem Weg zu einer Kundgebung der Sudetendeutschen
Partei am 6. Mai 1938 in Asch

    Henlein ahnt von alledem noch nichts. Er kämpft nach wie vor um die volle Autonomie der Sudetendeutschen innerhalb der Tschechoslowakei.

    Henlein nutzt den nächsten Parteitag der SdP in Karlsbad, um einen acht Punkte umfassenden Forderungskatalog an die Prager Regierung zu verkünden. In diesem „Karlsbader Programm" vom 24. April 1938, von dem Henlein gleich sagt, es seien Mindestforderungen, verlangt er

    Keitel, Seite 222

    1. die volle Gleichberechtigung der deutschen Volksgruppe mit dem tschechischen Volk,
    2. die Anerkennung der deutschen Volksgruppe als Rechtsperson,
    3. die Feststellung und Anerkennung des

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