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Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Der Krieg, der viele Vaeter gatte

Titel: Der Krieg, der viele Vaeter gatte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schultze-Rhonhof
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... Wir hatten
    voreilig „Der Wolf kommt, der Wolf kommt!" gerufen. ... Die Presse
    kampagne gegen Deutschland hatte zwei verhängnisvolle Folgen. Sie
    diente Hitler als Entschuldigung für eine gewaltsame Lösung, sie ermun
    terte die Tschechen fataler Weise, sich in ihrer Situation sicher zu füh
    len, und sie bestärkte Beneš in seinem Widerstreben, die Sudeten
    deutschen zufriedenzustellen." 95

    Domarus, Band 1, Seite 863 Henderson, Seite 135
    Die Botschafter Englands und Frankreichs in Berlin lassen die Nachricht von der angeblichen deutschen Mobilmachung von ihren Militärattaches vor Ort überprüfen. Die Nachricht der Tschechen erweist sich als falsch. Siehe Henderson, Seite 135 und Rassinier Seite 177 Benoist-Méchin, Band 6, Seite 103 Henderson, Seite 140f
    Hitler, der bisher nichts gegen die Tschechoslowakei unternommen hatte, merkt sehr wohl, daß Beneš mit dem Kriegsgerücht Frankreich und England auf seine Seite ziehen und Deutschland in Schwierigkeiten bringen will. Er ist empört und handelt ohne langes Zögern. Am 28. Mai, eine Woche nach der Mobilmachung der Truppen in der Tschechoslowakei, ruft er die Chefs der drei Wehrmachtsteile und andere höchste Offiziere sowie den Außenminister und dessen Amtsvorgänger in die Reichskanzlei. Hitler eröffnet den Herren, daß er sich angesichts der Drohgebärde der Tschechen nun dazu entschlossen habe, die Tschechei bei passender Gelegenheit „blitzschnell zu beseitigen." Während dieser Generalsbesprechung am 28. Mai erwähnt Hitler kein einziges Mal das Schicksal der Sudetendeutschen. Es geht ihm an diesem Tage und in diesem Kreis um eine andere Frage. Es geht ihm hier allein um die Bewertung der strategischen Bedeutung, die die Tschechoslowakei bei zukünftigen Auseinandersetzungen zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben wird. Hitler spricht von dem Widerstand, den Briten und Franzosen dem weiteren Erstarken Deutschlands entgegensetzen werden, vor allem, wenn es einmal darum gehen wird, die von den beiden Mächten annektierten deutschen Kolonien zu verlangen oder Ersatz dafür in Osteuropa. Hitler sieht eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Deutschland auf der einen Seite und Frankreich und Großbritannien auf der anderen für diesen Fall als sehr wahrscheinlich an. Und die Tschechoslowakei steht dabei mit etwa 45 Divisionen auf der Seite der Gegner Deutschlands und zwar in Deutschlands Rücken. Den gleichen Gedanken hatte Hitler schon einmal in der bereits zitierten Rede am 5. November 1937 vor den Generalen ausgeführt. Nun ist die Tschechoslowakei, nachdem sie am 20. Mai mobilgemacht hat und Deutschland ohne deutschen Anlaß ihre Zähne zeigt, nach Hitlers Ansicht reif, um als Risiko aus Deutschlands Rücken zu verschwinden. Der Inhalt dieser Generalsbesprechung im Mai 1938 macht verständlich, warum Hitler ein halbes Jahr danach noch immer nicht zufrieden ist, als ihm auf der Konferenz von München die Sudetenlande zugesprochen werden. Die Sudetengebiete sind für Hitler nur ein Teil des tschechischen Problems. Es geht ihm im Sommer 1938 in Wirklichkeit um die Gefahr an Deutschlands Hintertür. Es geht um die Tschechei.

    Am 30. Mai 1938 befiehlt Hitler Keitel, die Wehrmacht in aller Stille auf einen Angriff auf die Tschechoslowakei vorzubereiten und zwar so, daß ein Feldzug dazu ab 1. Oktober 1938 begonnen werden könnte. Zusätzlich ordnet er an, den Bau des Westwalls, einer weiträumigen Verteidigungsanlage gegen Frankreich, zu beschleunigen. Er befürchtet, daß die Franzosen einer deutsch-tschechischen Auseinandersetzung nicht zusehen würden, ohne selbst in Deutschland einzufallen.

    Noch im Mai 1938 erfahrt die britische Regierung von den deutschen Vorbereitungen auf eine Auseinandersetzung mit der Tschechoslowakei. Das mag der Grund sein, daß sie am 3. August eine Kommission unter Sonderbotschafter Run

    BA-MA, N 28/3, Seite 25
    ciman nach Prag entsendet, um dort den Stand der sudetisch-tschechischen Differenzen zu ermitteln und, wenn nötig, zu vermitteln. Runcimans Verhandlungen bewegen „außer oberflächlichen Freundlichkeiten auf beiden Seiten" nichts im Sinne der Sudetendeutschen 100
    . Lord Runciman erfährt sehr schnell, daß ein Ausgleich zwischen Tschechen und Sudetendeutschen nicht mehr möglich ist. Bis Ende August ist es vor allem Präsident Beneš, der mauert und den deutschen Bürgern seines Staates nicht entgegenkommen will. Als Beneš dann doch noch einlenkt, sind es die Vertreter der

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