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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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mir durchstöbert und ausgeplündert worden. Den übrigen Teil des Tages blieb ich in einem Gebüsch, da ich vor Schwäche nicht weitergehen konnte.
    Während dieser ganzen Zeit sah ich kein menschliches Wesen, noch auch Anzeichen von Marsleuten. Ich begegnete zwei hungrig aussehenden Hunden, aber beide liefen in weitem Bogen davon, als ich ihnen näher kam. In der Nähe von Roehampton sah ich zwei menschliche Gerippe - nicht Leichen, sondern reingenagte Gerippe - und im Gehölz neben mir stieß ich auf gebrochene und verstreut liegende Knochen einiger Katzen und Kaninchen und den Schädel eines Schafes. Aber als ich sie näher ansah, wollte sich nichts Genießbares daran finden. Nach Sonnenuntergang schleppte ich mich auf der Straße nach Putney weiter, wo, wie ich glaube, aus irgendwelchen Gründen der Hitzestrahl gebraucht worden sein mußte. In einem Garten in Roehampton fand ich genug unreife Kartoffeln, um meinen Hunger zu stillen. Von diesem Garten aus konnte man auf Putney und den Fluß hinabsehen. In der Dämmerung bot dieser Ort ein Bild trostlosester Verwüstung: geschwärzte Bäume, geschwärzte, traurige Ruinen, und hügelabwärts die weiten Flächen des aus den Ufern getretenen Wassers, von dem Marskraut rot gefärbt. Und über allem - die große Stille. Ein unbeschreibliches Entsetzen kam über mich, als ich dachte, wie schnell diese trostlose Veränderung hereingebrochen war. Eine Zeitlang glaubte ich, daß die Menschheit einfach ausgerottet und ich ganz allein übriggeblieben sei, der letzte lebende Mensch. Dicht am Gipfel des Putney Hill stieß ich wieder auf ein Gerippe, dessen Arme abgetrennt und einige Yards vom Körper entfernt lagen.
    Als ich weiterging, wurde ich immer mehr überzeugt, daß die Ausrottung der Menschheit, von einigen Verirrten wie mir abgesehen, in diesem Teil der Welt bereits eine vollendete Tatsache war. Ich vermutete, daß die Marsleute fortgegangen seien, das Land hinter sich verwüstet hätten und jetzt irgendwo anders nach Nahrung suchten.. Vielleicht waren sie eben daran, Berlin oder Paris zu zerstören, vielleicht auch hatten sie sich nach Norden gewendet.
     

7. Der Mann auf dem Purney Hill
     
    Ich verbrachte diese Nacht in einem Gasthof auf dem Putney Hill. Seit meiner Flucht nach Leatherhead war es das erstemal, daß ich in einem gemachten Bett lag. Ich will mich nicht mit der Beschreibung aufhalten, wieviel unnötige Mühe ich hatte, um ins Haus einzudringen - später fand ich, daß das Tor nicht verschlossen war - noch damit, wie ich jeden Raum nach Lebensmitteln durchstöberte, bis ich endlich in höchster Verzweiflung in einem Raum, den ich für ein Dienstbotenzimmer hielt, eine rattenzernagte Brotkruste und zwei Büchsen mit Ananas fand. Das Haus war offenbar schon durchsucht und ausgeplündert worden. Im Schrankraum entdeckte ich später noch etwas Zwieback und Butterbrötchen, die übersehen worden waren. Diese konnte ich nicht mehr genießen, jene aber stillten nicht nur meinen Hunger, sondern füllten auch meine Taschen. Ich machte kein Licht, da ich fürchtete, ein Marsmann könne in der Nacht diesen Teil Londons nach Nahrung durchsuchen. Ehe ich zu Bett ging, lief ich unruhig von einem Fenster zum andern, um nach einem Anzeichen jener Ungeheuer auszuspähen. Ich schlief wenig. Als ich im Bett lag, verfiel ich in tiefes Nachdenken - was seit meinen Auseinandersetzungen mit dem Kuraten nicht mehr der Fall gewesen war.
    Während dieser ganzen Zwischenzeit war meine geistige Verfassung in einem hastigen Wechsel von unbestimmten Gefühlszuständen oder in einer Art stumpfer Aufnahmefähigkeit. In dieser Nacht gewann mein Hirn, durch die Nahrung vermutlich gekräftigt, wieder seine frühere Klarheit zurück, und ich konnte wieder denken.
    Drei Dinge waren gleichzeitig zu bedenken: die Tötung des Kuraten, der Aufenthaltsort und die Tätigkeit der Marsleute und das Schicksal meiner Frau. Das erste rief in mir kein Gefühl von Entsetzen oder Reue hervor; ich nahm es einfach als eine Tatsache hin, als eine unsäglich peinliche Erinnerung, aber völlig ohne die Merkmale der Reue. Ich beurteilte mich damals, wie ich mich jetzt beurteile, Schritt für Schritt zu jener schnellen Tat getrieben, dem unvermeidlichen Resultat einer Reihe von Zufällen. Ich fand mich nicht verdammenswert; trotzdem lastete die Erinnerung daran auf mir, stetig, unverrückbar. In der nächtlichen Stille, mit jenem Gefühl der Nähe zu Gott, das einen manchmal in der Stille und in der

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