Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
sich Boîmbur einer merklichen Wandlung unterzogen. Ganz allmählich nämlich war er seltener in den Minenschächten und vor der feurigen Glut der Essen stehend anzutreffen als vielmehr in der Hêled-Kalûm, der Großen Halle, und anderen Orten, die überwiegend den Edelleuten vorbehalten waren. Zudem schien es, dass er unter den Angehörigen seines altehrwürdigen Geschlechts zusehends das Wort führte und sich damit der Zurückhaltung, die er in dieser Hinsicht all die Jahre gepflegt hatte, entledigte. Damit ging einher, dass sich sein Interesse neuerdings kaufmännischen und politischen Angelegenheiten zuwandte, so wie es sich für einen der respektablen Anführer des Zwergenvolkes geziemte. Bloîn und andere warnten darum hinter vorgehaltener Hand, dass der Sohn allmählich dem Vater nachschlage, was wiederum die Gefahr einiger Zerwürfnisse barg, wenn man sich die erbitterte Gegnerschaft, die zwischen Bolombur und Dwari einst bestanden hatte, in Erinnerung rief.
    Außerdem wohnten der Unterredung noch fast ein Dutzend weitere Zwerge bei, die in Gâlad-Kalûm allesamt über einigen Einfluss verfügten und bei Entscheidungen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatten (oder zumindest gerne so taten als ob).
    „... und ... äh ... so ist der Dieb schlussendlich entkommen, ohne dass wir etwas dagegen hätten tun können. Und Ihr könnt mir glauben, der Kerl war so schnell und geschickt – also so etwas habe ich meinen Lebtag noch nicht gesehen! Ich will verdammt sein, wenn ich übertreibe, aber er schlüpfte wirklich so schnell durch die Gänge wie ein Fisch durch’s Wasser oder ein Wiesel, das zwischen Baum und Strauch um sein Leben rennt!“ Dwari machte eine kurze Pause. „Oder auch wie ein Elb“, fügte er nickend hinzu und ließ sich dann in seinem Sitz zurückfallen, sodass die Rückenlehne seines Thrones ein warnendes Knarren von sich gab.
    Passend dazu stimmte sein Magen ein dumpfes, volltönendes Knurren an, was ihm auch gar nicht peinlich war, da er dies für einen völlig berechtigten Protest seines Körpers hielt. Immerhin war es bereits beinahe Mittag, und er hatte seit dem letzten Abend nichts Anständiges mehr zu essen bekommen. Hinter vorgehaltener Hand gähnend, da er seit dem Aufruhr der vergangenen Nacht kaum eine Stunde geschlafen hatte, wenn er alles zusammen nahm, rieb er sich die Augen und versuchte, dem sich anschließenden Meinungsaustausch zu folgen. Allerdings fragte er sich, was da schon groß herauskommen sollte, denn so oder so war der dibil-nâla weg, und keiner wusste, was hinter der Sache steckte. Und vor allem, wo er sich nunmehr befand.
    Ein ungeordnetes Stimmengewirr eroberte sogleich, nachdem der König seine Ausführungen beendet hatte, den Raum, und binnen kurzer Zeit schwollen die Stimmen zu einem Orkan an. Die mehr als ein Dutzend Zwerge schrieen und schimpften wahllos durcheinander, warfen sich gegenseitig zornige Blicke zu und dachten gar nicht daran, in der Mehrzahl zu schweigen, um einen Einzelnen zu Wort kommen zu lassen, damit man überhaupt irgendetwas von dem, was sie sagten, hätte verstehen können.
    Bei dieser Gelegenheit sei gesagt, dass sich die Zwerge im Allgemeinen der Gemeinsamen Sprache bedienen, die ja bekanntlich von den Elben erdacht worden war und die sich in Arthilien und Orgard als sehr nützlich erwiesen hatte. Ihre eigene, sehr alte Sprache besaß nämlich viele lange und selbst für ihre Lippen nur schwer und mühsam aussprechliche Wörter, sodass sie auf diese zumeist nur noch bei feierlichen Anlässen und Gesängen zurückgriffen.
    Der einzige, der neben dem schläfrigen Dwari schwieg, war Gorin, der auf bewundernswerte Weise den Gleichmut seines Vaters Mellwin verstrahlte. Schließlich hatte jedoch auch er, der es schon gewohnt war, bei solchen Anlässen den Vermittler und Dirigenten zu spielen, genug von dem nicht enden wollenden Trubel und Geplärre und erhob seine Hände zu einer Einhalt gebietenden Geste. „Genug!“, sprach er mit klarer, schneidender Stimme, um sich Gehör zu verschaffen. Überraschenderweise gelang ihm dies tatsächlich, allerdings lag dies vielleicht auch daran, dass den meisten der Zankenden allmählich die Puste ausging. Auf jeden Fall beruhigten sich die anwesenden Zwerge einstweilen, verschränkten die Arme vor ihren Körpern wie zu einem stummen Protest und setzten möglichst beleidigt und missbilligend ausschauende Mienen auf.
    „Die Schilderungen unseres Königs stimmen mit den Angaben der beiden Wächter,

Weitere Kostenlose Bücher