Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
und polterten durcheinander, und viele sprangen auf und stießen und rempelten sich gegenseitig höchst unfein an oder drohten mit den Fäusten einander. Bloîn musste von Gorin zurückgehalten werden, denn er war drauf und dran, Boîmbur an die Kehle zu gehen, der ihn seinerseits provozierte, indem er ihn hochmütig lächelnd verhöhnte. Einzig Dwari saßweiterhin ruhig und starr auf seinem erhöhten Thron und konnte noch immer nicht verstehen, was den Sohn Bolomburs zu einer solchen Ungeheuerlichkeit geritten hatte. Boîmbur hatte zwar seine Körperkräfte in den letzten Jahren eindrucksvoll gesteigert, das stand außer Frage, doch das machte noch lange keinen ausgewiesenen Kämpfer aus ihm. Er hingegen hatte viele Schlachten geschlagen und würde den Aufrührer in einem fairen Waffengang mit Leichtigkeit zermalmen!
Dennoch – aus irgendeinem Grund gefiel ihm die Sache nicht, und ein böser Verdacht beschlich ihn: hatte Boîmburs Sippe den Diebstahl am Ende sogar selbst veranlasst, um eine solche Zuspitzung der Ereignisse zu provozieren? War alles nur ein perfekt eingefädeltes Komplott? Dafür gab es keinen Beweis. Andererseits gab es nur einen Weg, solchen Machenschaften ein für allemal ein Ende zu bereiten.
„Ich nehme die Herausforderung an!“, rief Dwari laut aus und erhob sich nun ebenfalls. Die Aufmerksamkeit aller Zwerge war ihm augenblicklich gewiss. „Morgen um die Mittagszeit wollen wir beide uns in der Großen Halle begegnen und für die Königswürde in einen Wettstreit auf Leben und Tod treten! Und ich rate dir, Boîmbur, dich außerordentlich gut vorzubereiten, denn für deine freche Zunge werde ich dir zeigen, wie viel von Borgins Blut in meinen Adern pulst!“
„Bluten sollst du in der Tat, mein Freund; und alle Edelleute Zwergenauens sollen Zeugen sein, wie mein Hammer deine kümmerliche Axt zerschmettert!“, sagte Boîmbur, und damit waren für diesen Tag alle Worte gesprochen.
*
Dwari stapfte in die Hêled-Kalûm, während Bloîn an seiner Seite ging und pausenlos auf ihn einredete. Der König jedoch überhörte die meisten der gut gemeinten Ratschläge seines Freundes und dachte an Freina, die es wieder einmal geschafft hatte, dass er wütend auf sie war. Na ja, genau genommen war es zunächst einmal so, dass
sie
wütend auf
ihn
war – noch wütender als am Tag davor –, und zwar seitdem sie gehört hatte, dass er in diesen Zweikampf tatsächlich eingewilligt hatte. Reichte es nicht schon, dass sie ihm ständig Vorträge darüber hielt, dass er sich angeblich zu wenig Zeit für seine Familie und speziell für sie nahm? Und nun auch noch das!
Ihrer Ansicht nach hätte er die jetzige Angelegenheit entweder dazu nutzen und abdanken („Soll sich doch Boîmbur mit der Königsbürde herumschlagen, wenn er dies für sein Ego unbedingt braucht! Er wird schon sehen, was er davon hat und wie wenig einträglich diese sogenannte Ehre ist!“) oder aber die Herausforderung bestimmt und ein für alle Mal ablehnen sollen. Schließlich konnte ihn – Tradition hin und her – niemand dazu zwingen. Aber ein Duell auf Leben und Tod für einen kalten, harten Thron und einen alten, zerschlissenen Gürtel – dafür hatte sie überhaupt kein Verständnis. „Nimm deinen albernen Stolz und deine Axt und deine anderen männlichen Spielzeuge, und komm ja nicht zu uns gerannt, wenn dir einer in diesem blödsinnigen Kampf den Schädel spalten sollte! Nicht, dass er dabei viel kaputt machen könnte ...“, hatte sie ihm zum Abschied wortgewaltig und lautstark erklärt. Wieso hatte der Eine seinerzeit nicht so viel Mitleid mit dem männlichen Zwergengeschlecht besessen und die Zwergenfrauen stumm in die Welt geschickt? Oder wenigstens mit etwas weniger Muskelschmalz in den Armen, da sie damit ihren Worten oftmals Nachdruck verliehen ...
Dwari hielt seine Axt auf der rechten Seite geschultert, als er in seinem leicht angestaubten Rüstzeug, das er bereits bei dem Feldzug gegen die Kreaturen Utgorths getragen hatte, den Kampfplatz betrat. Die Große Halle war der prächtigste und eindrucksvollste Saal innerhalb ganz Zwergenauens, darüber gab es überhaupt keinen Zweifel, und war den wohlhabenden undeinflussreichen Bürgern des Reiches vorbehalten. Und da kein Zwerg von Rang und Namen sich solch ein Spektakel entgehen lassen konnte, hatte sich eine entsprechend große Zahl von Schaulustigen gegenwärtig hier eingefunden. In seiner Mitte, unweit des riesigen, unendlich kunstvollen Alabasterbrunnens, der den
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