Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
dem Tisch zum wütenden Aufflackern brachte. Eines wurde in all der Hektik jedoch deutlich: nicht wenige der Anwesenden sahen sich von Boîmburs Rede in ihren eigenen Meinungen und Empfindungen bestätigt und drückten darum ihre Zustimmung aus. Nach einer Weile versuchte Gorin abermals, für Ruhe zu sorgen, doch wurden seine Worte und Gesten dieses Mal nicht beachtet, sondern von dem immer weiter wogenden Geplapper bereits im Keim erstickt. „Ein Zwergenkindergarten ist nichts dagegen“, meinte Bloîn zu Dwari, was bei ihm merkwürdig klang, da gerade er für sein kindisches Gemüt bekannt war.
„Aber wir sollten hören, was der König dazu zu sagen hat und was er in dieser Angelegenheit nun zu tun gedenkt!“, sagte Boîmbur irgendwann und sorgte mit Leichtigkeit für Aufmerksamkeit. Es war unübersehbar, dass er es war, der in der Runde den Ton angab.
„Nun ja, wie ich schon sagte ...“, erwiderte Dwari und suchte, seine Gedanken zu ordnen und die richtigen Worte zu finden. Wieso mussten ihn plötzlich alle so ungeduldig anstarren? Das gehörte sich gegenüber einem Herrscher einfach nicht! „Es ging alles sehr schnell, und ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was dieses diebische Geschöpf für eines war. Allerdings glaube ich kaum, dass es sich dabei um einen Elben handelte. Ich habe immerhin schon einige Elben kennen gelernt in meinem Leben und glaube schon, dass ich einen erkennen würde, wenn ich ihn vor mir hätte. Auf alle Fälle sollten wir einen kühlen Kopf bewahren und uns nicht zu vorschnellen Schlüssen hinreißen lassen!“ Wie um Bestätigung heischend sah er zu Gorin hin. Die Stille, die seinen Worten folgte und von der er gehofft hatte, dass sie die erhitzten Gemüter abkühlen würde, wurde jedoch sogleich wieder unterbrochen.
Zunächst sprang Boîmbur von seinem Sitz auf, das Gesicht vor unbezügeltem Ärger verzerrt. Sein stämmiger Körper war mit einem edlen, schwarzen Brokat angetan, der mit Pelz verbrämt war und an dem bei seinem Aufbrausen mehrere Broschen und Edelsteine gegeneinander klapperten. „Beim Barte Umburs, das ist eines Königs nicht würdig!“, bellte er lauthals. „Wir sollen uns im Nichtstun üben, während der Dieb und seine elbischen Spießgesellen sich lustig machen über unser Unvermögen? Wer sagt uns, dass sie nicht bereits neue Dreistigkeiten planen und danach trachten, Zwergenauen mit der Macht der Engelssteine zu vernichten?“
„Wie redest du mit dem König, Boîmbur? Es scheint mir, du vergisst dich!“, entgegnete Gorin scharf, doch ließ dies das beipflichtende Gemurmel, das sich an manchen Teilen der Tafel erhob, nur unzureichend verstummen.
„Hättest du gegenüber Bragi so gesprochen, wärst du in hohem Bogen aus der Halle des Königs geflogen und anschließend geflüchtet vor seinem wütenden Hammer!“, empörte sich Bloîn, was ihm einen böse funkelnden Blick von Boîmbur einbrachte.
„Aber Bragi Stahlhammer ist nicht mehr hier, und ich hege zusehends Verständnis für die Zweifel meines Vaters an der Entscheidung, Dwari zu seinem Nachfolger zu bestimmen!“, sagte Boîmbur und setzte seiner vorherigen Rede an Schärfe noch eins drauf. „Und tatsächlich scheint mir, dass ich beileibe nicht der einzige unter uns bin, der denkt, dass ein anderer besser geeignet wäre, diese höchst verantwortungsvolle Würde zu bekleiden! Jemand zum Beispiel, der sich den dibil-nâla, die größte Kostbarkeit unseres Volkes, eben nicht einfach so mir nichts, dir nichts stehlen lässt und sich dann auch noch verweigert, die Täter mit allem Nachdruck zur Rechenschaft zu ziehen! Doch es gibt eine einfache Möglichkeit, über diese Frage zu befinden, eine sehr alte zwergische Tradition gewissermaßen ...
Dwari, Vetter Bragis und selbsternannter Herrscher von Zwergenauen, ich fordere dich hiermit zum ehrenhaften Duell Zwerg gegen Zwerg! Der Sieger des Zweikampfes soll fortan der neue und unangefochtene König unseres Volkes sein und über die Suche nach dem entwendeten Schatz und alle anderen Entscheidungen, die nun gefällt werden müssen, unwidersprochen bestimmen! Ich denke, dass du nicht lange darüber nachdenken musst und die Herausforderung annimmst wie ein aufrechter Zwerg; es sei denn, dass das Blut Borgins ist in seinen Nachfahren sehr dünn geworden ist!“
Alle Streitigkeiten und Wortgefechte, die an diesem Tag unter den Bewohnern Zwergenauens bislang geherrscht hatten, waren nichts gegenüber dem Tumult, der nun losbrach. Alle Anwesenden tobten
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