Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
selbstgefälligen Grinsen auf! Er würde ihm wohl oder übel das Maul stopfen müssen, auch wenn letztendlich tatsächlich Blut fließen würde, was er in Wahrheit vermeiden wollte. Ein Toter konnte zwischen den beiden großen Zwergenfamilien schließlich für einen lang anhaltenden Zwist sorgen.
Der Vetter Bragis sprang nach vorne, als er eine Unaufmerksamkeit Boîmburs erkannt zu haben glaubte, und hieb mit seiner Axt senkrecht nach unten, so als wollte er einen Holzklotz spalten. Seine Waffe sauste jedoch pfeifend ins Leere, während die Menge vor Erstaunen laut ausatmete, und einigermaßen ungläubig stellte er fest, dass sein Gegner bereits längst zur Seite gesprungen war und ihn von seiner Warte aus lässig anschaute. Wie hatte er sich so verschätzen können? Vielleicht würde er demnächst einmal seine Augen untersuchen lassen müssen, Freina lag ihm damit schon länger in den Ohren.
Die Anspannung der Zuschauer steigerte sich noch, als Dwari anschließend weitere Angriffe ausführte, dabei mit seinen lange antrainierten Fähigkeiten nicht zurückhielt und doch immer nur Luft zerschnitt. Nun war bereits ein begeistertes Johlen zu hören, und die ersten Anfeuerungschöre für Boîmbur erschallen. Das gefiel Dwari nun überhaupt nicht.
Noch viel weniger gefiel ihm, dass er plötzlich so müde wurde. Seine eigenen Bewegungen erschienen ihm zusehends langsamer, und das Gewicht seiner Axt schien immer schwerer zu werden, sodass er sich nunmehr unschwer vorstellen konnte, wie der andere Zwerg seinen Angriffen so leicht auszuweichen vermochte. Aber woher kam diese verdammte, bleierne Schwere, die sich seiner wie das unwiderstehliche Schlummerbedürfnis nach einer durchzechten Nacht bemächtigte?
Dwari hieb abermals um sich mit einem waagerechten Schlag, doch verharrte er dabei mit den Füßen träge auf der Stelle, da der Boden unter ihm zu schwanken schien und er fürchtete, gleich hinfallen zu müssen. Alles, was er derzeit noch wollte, war den Gegner auf Distanz zu halten, bis sich seine Unpässlichkeit gelegt hatte. Aber war es nun ein Gegner oder waren es mehrere? Irgendwie gaukelte ihm sein verwaschener Blick vor, dass sich ihm drei oder vier Boîmburs von verschiedenen Seiten näherten. Welchen nur sollte er sich zuerst vorknöpfen?
Der Nachfahr Borgins des Großen suchte sich ein Ziel aus, schlug mit aller Kraft zu und war sich seines Erfolges dieses Mal sicher. Seine Streitaxt zuckte nach unten, pflügte durch die von der Hitze der Kohlefeuer flirrrende Luft und traf krachend auf den gefliesten Boden, sodass es eine klaffende Kerbe dort hinein trieb.
Das kann einfach nicht wahr sein!
, dachte er noch mit all seiner zwergischen Sturheit.
Im nächsten Augenblick traf ihn ein Hieb, so mächtig wie der Hufschlag eines großen Pferdes, an seiner helmgeschützten Stirn, rüttelte ihn durch wie ein Stück Eisen unter dem Hammer eines Schmiedes und entrückte ihn unsanft ins Reich der Träume.
Viertes Kapitel: Bei Thingor und Nimroël
„Schach und Matt, mein lieber Herr Thingor! Und wenn mich nicht alles täuscht, steht es damit vier zu vier zwischen uns beiden! Das nennt man ein ausgeglichenes Duell, will ich meinen!“
Der Elb mit dem schwarzen Haar und dem üblicherweise gestrengen Gesicht ließ seine Blicke noch einmal über das Schachbrett schweifen, um nachzuprüfen, ob es nicht doch noch einen Ausweg für ihn gab. Doch den gab es mitnichten. Zu dumm. Lotan, dieser alte Menschenzauberer, hatte ihm seit seiner Ankunft in Aím Tinnod jetzt schon so viele Niederlagen beigebracht, wie er sie in den letzten Jahren zusammen genommen nicht hatte einstecken müssen.
„Nun denn, dann steht die Entscheidung darüber, wer von uns beiden der Bessere genannt werden soll, noch immer aus, Herr Zauberer“, sagte Thingor und blickte den Menschen aus seinen starren, grauen Augen heraus an. Und als er sah, wie der alte Kerl hinter seinem langen, weißen Bart hervor schmunzelte und seine Freude über den kleinen, aber feinen Triumph nur schwerlich verhehlte, da entlockte es auch dem altehrwürdigen Elben ein aufrichtiges Lächeln. „Wie konnte ich auch so vermessen sein und mich mit einem wahrhaftigen Zauberer anlegen? Bei meinem Alter hätte ich es besser wissen müssen!“
„Oh, gewiss seid Ihr noch älter an Jahren als ich, mein lieber Herr Thingor, aber letztendlich bin ich ja auch nicht gerade mehr der Jüngste! Nur vermute ich, dass Ihr am Schachbrett mit den Jüngeren ein leichteres Spiel hättet, wenn
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