Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
ich das in aller Bescheidenheit so sagen darf. Die Jugend heutzutage ist nämlich zu ungeduldig und sehnt sich mehr nach Dingen, die ihr aufregender erscheinen, oder – was unsere Jünglinge angeht – nach solchen Taten, die auf die Frauenwelt einen größeren Eindruck machen.“
„Aber waren wir früher nicht auch so, wenn wir ehrlich sind, mein guter Freund?“, fragte Thingor und lachte auf.
„Aber ja doch, das will ich gar nicht leugnen. Auch einer wie ich ist schließlich nicht als fertiger Zauberer mit Hut und Bart und Stab auf die Welt gekommen.! Nur war es in
meiner
Jugend, als mein Volk noch gar nicht in Arthilien weilte, eben so, dass ... aber darüber sollten wir ein anderes mal sprechen! Wie mir scheint, kommt da bereits das Abendessen, und das ist mir nach einem guten Schachspiel das liebste Thema von allen!“, erwiderte Lotan und strich sich vor Vorfreude ausgiebig über seinen langen Bart.
Währenddessen tobten die Begleiter des Zauberers noch immer auf der großen Wiese bei dem Menhir herum und machten sich einen Jux daraus, die Musikinstrumente der Elben auszuprobieren. Sigurd und Lemdred, die beide gut miteinander befreundet waren, standen bei Faramon, dem Sohn Thingors, und probierten dessen besonders filigran gearbeitete Laute aus. Wenn der Elb mit dem goldblonden Haar das Instrument mit seinen feingliedrigen Fingern zupfte und dabei einige Akkorde eines elbischen Liedes anstimmte, dann klang das anmutig und heiter und verquickte sich nahtlos mit den Geräuschen des kristallklaren Wassers des nahen Teiches und des Springquells, der darin eintauchte. Nahmen die beiden Menschen hingegen die Laute zur Hand, dann klang das ungefähr wie ein Schlachtermesser, das auf einem Wetzstein geschärft wurde. Und wenn sie dann auch noch ihre ungeschliffenen Stimmen zu ein paar holprigen Reimen erhoben, dann grenzte das hart an einer sehr üblen Körperverletzung. Dennoch schien sich Faramon an den Missklängen nicht weiter zu stören, denn er gab Erläuterungen und Kostproben seines Könnens mit einer gleichbleibenden Geduld an seine Gäste weiter. Auf jeden Fall hatten die drei reichlich Spaß, denn die beiden Menschen lachten sich ausgiebig gegenseitig aus und wurden nicht müde, sich gegenseitig an Lautstärke und schrägen Tönen zu übertrumpfen.
Unmittelbar vor dem Ufer des Teiches, der sich im östlichen Bereich der großen Lichtung zwischen den vielen Bäumen erstreckte, hockte Alva mit Monsegur Pandialo, einem sogenannten Grafen, der außerdem ihr Landsmann war, auf einem ausgebreiteten Tuch. Seitdem sie ihre Reise zum Ered Fuíl gemeinsam angetreten hatten, war er der Schatten der jungen Frau gewesen, wofür sie allerdings nichts konnte. Bei ihnen befand sich ein weiterer Elb und versuchte, ihnen die Kunst des Flötenspielens näher zu bringen. Während sich die zarten Klänge seinesSpiels zu einem harmonischen Klangteppich verwoben, sah dies bei dem Grafen, der sein Glück anschließend versuchte, ein wenig anders aus.
„Ich werde mich bemühen, ein Lied für Euch zu komponieren, das Eurer betörenden Schönheit angemessen erscheint“, hatte er noch zu Alva gesagt und ihr einen schiefen Blick zugeworfen, der seine Zuneigung zu ihr erahnen ließ. Der jungen Frau war dies hingegen einfach nur peinlich – aber was sollte sie machen? Der Kerl war entweder zu blöd oder er wollte einfach nicht kapieren! Danach hatte der hagere Graf gepustet, was das Zeug hielt, sodass sein hochroter Kopf schon bald an eine überreife Tomate erinnerte. Oder auch an einen frisch versohlten Hintern. Trotzdem gelang es ihm nicht, dem in der Sonne glänzenden Instrument auch nur den kleinsten Laut zu entlocken.
„Heh, Pandialo, jetzt streng dich gefälligst ’mal ein bisschen an, die Prinzessin wartet schließlich auf ihr Lied! Nicht, dass dir am Ende noch die Puste ausgeht!“, rief Sigurd herüber, der das vergebliche Bemühen Pandialos genüsslich mitansah.
„Vielleicht hältst du das Instrument auch ganz einfach verkehrt ’rum und solltest es ’mal von der anderen Seite versuchen! Aber ein Edelmann wie du findet da ganz sicher einen Ausweg!“, fügte Lemdred johlend hinzu.
„Achtet nicht auf die ungehobelten Kerle, Teuerste! Offensichtlich sind die Mundstücke verstopft oder der Klangkörper müsste einer gründlichen Reinigung unterzogen werden – da kann man nichts machen! Aber vielleicht wollt Ihr es dennoch einmal selbst probieren?“, meinte der Graf, in raschen Stößen keuchend und noch immer
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