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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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oder Laternen brannten (was er angesichts des vielen Holzes auch ein bisschen leichtsinnig gefunden hätte); vielmehr schien es so, als ob sich reinstes Mondlicht zwischen den Wänden aus hölzernem Geflecht als gerne gelittener Gast aufhielt und für eine schaurig-schöne Atmosphäre sorgte. Gerne gelitten – das konnte man von ihm gegenwärtig nicht gerade sagen.
    In dem sanften, weißen Licht fiel es ihm auf jeden Fall leicht, sich von dem einen in den anderen Raum fortzubewegen, und er sah viele Dinge, die er nur als prächtig bezeichnen konnte. Mit ein bisschen gutem Willen konnte man dieses Wohnanwesen in der Tat als Palast oder zumindest als ausgesprochen gehobenes Herrenhaus bezeichnen.
    Es ging Flure entlang und Treppen empor, und immer wieder musste er sich staunend in Erinnerung rufen, dass alles, was er hier sah, nicht nach sorgfältiger Planung gebaut, sondern von einigen riesenhaften Bäumen gebildet wurde. Wenn man kurz stehen blieb und sehr genau aufpasste, dann fiel es einem nicht schwer, das leichte Vibrieren des lebendigen Holzes zu spüren, und auch konnte man meinen, ein leichtes, unendlich langsames Atmen wie von einem riesigen, pulsierenden Herzen zu hören. Interessant fand er auch einige Öffnungen in den Wänden, die teils nur über Leitern zu erklimmen waren. Sie führten offensichtlich auf Seilbrücken und Verbindungsgänge hinaus, die von Blatt-und Rankenwerk meisterlich verborgen wurden und die es den Elben ermöglichten, ungesehen und flink auf andere Bäume überzuwechseln.
    Endlich erreichte das kleine Geschöpf den Eingang zu dem Raum, der das Schlafzimmer von Thingor und Nimroël sein musste. Ein Vorhang aus Meeresperlen, die im Zwielicht ein wenig stumpf wirkten, beschirmte den Durchgang zwar, stellte jedoch kein wirkliches Hindernis dar. Ganz sachte schob es die linke, äußere der langen Perlenketten ein wenig nach innen, achtete dabei sorgsam darauf, dass sie nicht klimpernd gegen die benachbarte Kette stieß – und schon hatte es sich durch den entstandenen Spalt gezwängt. Was hatte es doch alles für Vorteile, wenn man klein und handlich war!
    Es brauchte sich nicht lange umzusehen, um zu finden, was es suchte. Rechts neben dem großen Bett, das wie beinahe alles hier aus einem sanft wogenden Holzgeflecht bestand und durch weiches Blätterwerk, Decken und Kissen bequem gemacht wurde, stand ein kleiner Beistelltisch. Dort lag ein helles Samttuch ausgebreitet, auf dem sich eine goldene Kette mit einem blau schimmernden Kleinod als Medaillon befand. Das simbelya pennín. Es sah dem dibil-nâla der Zwerge nicht eben übertrieben ähnlich, und doch war ihm unverkennbar eine ähnlich bemerkenswerte Ausstrahlung eigen.
    Der Dieb ließ den Engelsstein mit seinen flinken Fingern gerade in seine Tasche gleiten, als die Elbenfürstin dicht neben ihm zu sprechen anfing. „Das Einhorn ...“, murmelte sie, im Schlaf von irgendwelchen Träumen geschüttelt, und seufzte dabei, „... das Einhorn ist weg ...“
Und ich bin auch gleich weg, meine Liebe. Wie passend.
    Als er wieder bei der Tür angelangt war, hörte er ein weiteres Geräusch hinter sich, dieses Mal von der anderen Betthälfte her.
Schnaarks!
, schnarrte jemand. Der Laut klang wie ein kurzes Sägen oder das Aufquieken einer Sau, die man gerade mit einem Stecken gepiekst und erschreckt hatte. Dann warf sich Thingor auf die andere Körperseite, und es war wieder still. Erhatte immer gedacht, dass nur Zwerge und Menschen dieses Schnarchen, also diese angsteinflößenden Geräusche, die man im Schlaf machte, beherrschten, aber anscheinend waren die Elben auch
darin
bewandert. Wieder etwas dazu gelernt.
    Dann eilte das kleine Wesen zufrieden nach draußen, um auch seine neueste Errungenschaft wie vereinbart abzuliefern, und verschwand in die Nacht.

Sechstes Kapitel: Wer war der Dieb?
    Als sich die sechs Menschen am nächsten Morgen in einer Halle in Thingors Haus einfanden, wo sie ihr Frühstück einzunehmen gedachten, wurden sie von langen Gesichtern begrüßt. Zuvor hatte Faramon, der sie abgeholt hatte, bereits angedeutet, dass während der Nacht irgendein Unheil geschehen sei, doch hatte er zunächst nicht deutlicher werden wollen. Nun aber ließ man sie nicht länger im Unklaren über die jüngste Begebenheit, und so erfuhren sie von Thingors Lippen, dass das simbelya pennín verschwunden war.
    „Niemand kann sich erklären, wie das geschehen konnte“, sagte der Elbenfürst und schüttelte dabei immer wieder ratlos den

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