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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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vorstellbar, vor allem, wenn es an die unerfreulichen Hüter des äußeren Rings des Stillen Waldes dachte. Viel wahrscheinlicher war, dass man es wegen seiner geringen Größe und seiner aufrichtig gutmeinenden Art unterschätzte oder ganz einfach übersah. Wer konnte von einem kleinen Kerl wie ihm, dessen Artverwandten einem anderen Lebewesen noch niemals auch nur ein Haar gekrümmt hatten, etwas Schlechtes erwarten? Neben seiner Geschicklichkeit war dies vielleicht ein weiterer Grund, weshalb man gerade ihn für diese heikle Mission auserwählt hatte.
    Bald später kam er an einem See vorüber, der von mächtigen Trauerweiden umstanden wurde. Eigentlich handelte es sich zwei Teiche, einen größeren und einen kleineren, die ein schmaler Flaschenhals miteinander verband. Das Wasser darin war so klar, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte, mochte er meinen, und der Uferstreifen war mit saftigem Moos und zahllosen weißen Blumen bewachsen, die süßlich dufteten. Den Geschichten, die er gehört hatte, zufolge, konnte es sich bei diesem Platz nur um den Tanim Anglóras, besser bekannt als
Nuwenas See
, handeln, der vor nicht allzu vielen Jahren eine traurige Berühmtheit erlangte. Wenn man die überwältigende Schönheit dieses Ortes sah, konnte (und wollte) man kaum glauben, dass sich ausgerechnet hier solch eine fürchterliche Tragödie wie die zwischen Nuwena, Furior und Turgin zugetragen hatte.
    Eilig lief das kleine Wesen weiter, denn bei all den vielen Dingen, die es hier zu bestaunen gab, fürchtete es noch, dass es Gefahr lief, seine Zeit zu vertrödeln, und dass es sich letztendlich nicht selig schlummernden, sondern ganz und gar hellwachen Elben gegenüber sehen würde. Und diese würden ihre Schätze ganz sicher nicht freiwillig rausrücken wollen, sonst hätten sie das bestimmt schon bei anderer Gelegenheit getan. Anbei stellte sich ihm die Frage, wenn es so darüber nachdachte, ob Elben überhaupt schliefen. Hieß es nicht in vielen Mythen, dass die Kinder des Elbenvolkes von Aldu so sehr geliebt wurden, dass er sie geradezu mit Vollkommenheit in jeder Hinsicht segnete und so weiter? Andererseits hätte ihm sein Auftraggeber sicher etwas darüber gesagt und ihn davor gewarnt und ihm stattdessen nicht einfach aufgetragen, sich in Thingors seltsames Baumhaus zu schleichen, sich das gesuchte Kleinod zu schnappen und anschließend rasch wieder zu verschwinden.
    Bald war es soweit, dass der Eindringling die Lichtung mit dem Menhir erreichte. Also hatte er die Mitte Aím Tinnods gefunden. Er war tatsächlich noch immer nicht bemerkt worden, doch wer hätte bei einem solch kleinen, unschuldigen Kerl auch irgendeine Arglist vermuten können? Darüber hinaus hatten die wenigen Elben, die noch in diesem Hain lebten, keine Wachen aufgestellt, da sie schon seit langer Zeit keine Feinde mehr besaßen und sich außerdem der Aufmerksamkeit der alten Bäume der äußeren Waldbereiche gewiss sein konnten.
    Rasch und völlig lautlos und durch seinen dunkelgrünen Mantel mit der Umgebung eins, schlich er sich in den Nordosten der Siedlung. Alles war so, wie man es ihm beschrieben hatte, und seinen wachen Augen entging auch keineswegs, dass es sich bei den vielen großen, miteinander verwachsenen Bäumen, die die Lichtung einfassten, um keine gewöhnliche Vertreter ihrer Art handelte. Schließlich wohnten die Elben in den hiesigen Gehölzen und gaben sich alle Mühe, dies zu verschleiern, damit sie in Ruhe tun konnten, was immer Elben taten, und nicht gestört wurden – das wusste jedes Kind. Ganz ähnlich also, wie es sich bei seinem eigenen Volk verhielt, nur dass dieses im Zweifel mehr den Schutz von Höhlen, die in die Erde gegraben waren, bevorzugte.
    Das Haus des Hohen Fürsten der Nolori stand links neben einem grünen Hügelchen, aus dem ein Strahl Quellwasser sprang und sich über mehrere Stufen Gestein, eine kunstvoll verzierte Schale und eine Bodenrinne in einen nahen Teich (der ein gutes Stück kleiner war als Nuwenas See) davon machten. Vor dem Eingang befand sich eine natürliche Pforte, die von zwei seitlich gebeugten und miteinander verflochtenen Goldregen-Büschen gebildet wurde. Allerdings stellten die beiden Gewächse nicht gerade die dichteste Sperre dar und schienen außerdem zu schlafen – oder wie man das bei pflanzlichen Wächtern sonst nannte –, sodass er einfach und unbehelligt darunter hindurch kriechen konnte. Im Innern des Elbenhauses dann war es nicht völlig dunkel, obwohl keine Fackeln

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