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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Streich?
    Plötzlich war es dann soweit. Etwas packte ihn, hielt ihn mit eisernen Klauen fest und schien ihm die Kehle zuzuschnüren. Ein lauter Schrei vor Angst und Verzweiflung entfuhr dem kleinen Kerl, doch eigentümlicherweise schien die allseits herrschende Stille den Laut wie ein belangloses Flüstern im Nebel zu verschlucken.
    „Puhhh! Es sind nur harmlose Zweige, und darauf bin ich reingefallen! Ich bin vielleicht ein Angsthase!“, sagte er vor sich hin, als er erkannte, dass er nur an einigen in den Weg hinein ragenden Zweigen, die im Dunkel in der Tat wie die krallenbewehrten Arme irgendwelcher monströsen Geschöpfe aussahen, hängen geblieben war. Ob die Zweige allerdings wirklich so harmlos waren, wie er gerade gesagt hatte, sollte man einstweilen dahingestellt lassen.
    Während sich sein Herzschlag erst allmählich wieder verlangsamte, begann er sich zum hundertsten (wohl eher zum tausendsten) Mal zu fragen, wie er sich auf solch ein irrwitziges Abenteuer überhaupt hatte einlassen können. Die Sache im Gebirge der Zwerge war gerade noch einmal gut gegangen, aber das hier war ohne Frage noch unheimlicher, schwieriger und leichtsinniger.
    Aber ja, der schwarzgekleidete Mann, der ihn angeheuert hatte, dieser Meister Akkurin oder wie er sich nannte, hatte ihm immer wieder die Wichtigkeit seiner Aufgabe verdeutlicht.
Arthiliens Frieden steht auf dem Spiel, und nur Ihr seid in der Lage, viele schlimme Dinge zu verhindern – unsere ganze Hoffnung ruht demnach auf Euch
, ... und so weiter und so fort, so hatte man mit Engelszungen auf ihn eingeredet. Und irgendwie war dieser Mensch – es war jedenfalls anzunehmen, dass es sich um einen Menschen handelte, aufgrund seiner Maskerade war das allerdings schwer zu sagen – wieder einmal verdammt überzeugend gewesen, so überzeugend, dass sein eigener Wille beim bloßen Zuhören zeitweilig über Bord gegangen zu sein schien, wie ein Seemann vielleicht sagen würde.
    Und außerdem war da dieser nette Drache gewesen, dem er den ersten Stein, der er aus den Händen der Zwerge gerettet hatte, übergeben hatte. Ganz entzückt war dieser über das Geschenk gewesen und hatte seine hervorragende Arbeit mit den süßesten Worten gelobt. Ein Meisterabenteurer sei er, geschickt und verwegen durch und durch, so und so ähnlich hatte man ihm Honig um den Bart geschmiert (auch wenn er seinen – noch dazu falschen – Bart ja in Zwergenauen gelassen hatte). Und wenn das keine Auszeichnung war, erst recht für einen seines Volkes, die in Sachen Abenteuer, großen Auseinandersetzungen und der Rettung der Welt bisher noch etwas Nachholbedarf hatten, wenn man von wenigen Ausnahmen absah!
    Nach einer Weile hatte das geheimnisvolle Wesen es tatsächlich geschafft. Nachdem es einen Torbogen aus Bäumen, die auf seltsame Weise gewunden waren, passiert hatte, schien es mit einem Mal in eine andere Welt einzutauchen. Plötzlich war es gar nicht mehr so finster, stickig und beengt, und statt einer erdrückenden Stille waren die vergnügten Rufe von Nachtvögeln und das Umherwuseln, Schmatzen und Rascheln von unzähligen Tieren zu hören. Anstatt der großen, feindseligen Nadelbäume, die seinen Weg bislang gesäumt, bewehrt und nur widerwillig freigegeben hatten, konnte man nun Obstbäume mit köstlichen Früchten, schön gewachsene Ebereschen, prächtige Ölbäume und viele andere Gewächse sehen, die man so nirgendwo sonst finden konnte. Alle strotzten nur so vor Gesundheit, hatten glatt polierte Rinden ohne jeden Makel und Blätter, die in einem ewig jungen Grün erstrahlten. Am bemerkenswertesten fand der Besucher die Sidhurnas, von denen er schon so manch einen schwärmen gehört hatte und die ausschließlich an diesem Ort wuchsen. Säulenartige Stämme, die wie aus Elfenbein gezimmert waren, zeichneten sie aus und große Kronen, die sich in die Höhe reckten, so als wollten sie den Himmel schultern, und die mit goldgelben Blüten übersät waren.
    Die einzelnen Bäume und Gebüsche standen zu sauber geordneten Hainen zusammen, und dazwischen verliefen gut überschaubare und bequem zu passierende Wege und Pfade. Hin und wieder führten diese über offene, ebene Wiesen oder sanfte Hügel hinauf, im Allgemeinen schien sich Aím Tinnod jedoch in einem großen Talkessel zu befinden, da es die meiste Zeit über leicht abschüssig ging. Ob es wohl einem anderen Fremden ebenso einfach gelang, in das einstmals geheime Land der Elben vorzudringen?, fragte sich das kleine Geschöpf. Schwer

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