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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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schon aufatmeten und glaubten, das Schlimmste vorerst überstanden zu haben, suchte sie das Unheil dann doch noch heim.
    Hamafin und Lotan waren für die letzte Wache eingeteilt. Während der Mensch auf einem Holzstamm saß und offensichtlich in die unergründlichen Gedanken eines Zauberers versunkenwar, vertrat sich der Elb die Füße und wartete auf das Ende der Nacht. Plötzlich verharrte der Lindar (der letzte, der in Arthilien geblieben war) und erschrak, da er irgendetwas Verdächtiges gewahrte. Doch es war bereits zu spät.
    Selbst den geschärften Sinnen des Elben war entgangen, dass sich ein riesenhaftes Ungeheuer zwischen Büschen, Bäumen und Schachtelhalmen heran geschlichen hatte. Dieses schälte sich nun, da es seine ahnungslose Beute als nah genug witterte, aus dem Dunkel und entblößte eine insektenhafte Gestalt mit einem keilförmigen Kopf, großen, gewölbten Augen, sichelartigen Fangarmen und einem kolossalen, länglichen Körper, der durch einen grünen Chitin-Panzer geschützt wurde. Es war das Antlitz einer weit überdimensionierten Fangschrecke, einer Gottesanbeterin.
    Noch ehe Hamafin zu reagieren oder auch nur um Hilfe zu rufen imstande war, zuckte einer der sensenartigen Fangarme des Wesens nach vorne und trieb ihm seine Spitze wie einen Dolch in die Brust.
    Hamafin röchelte und ging in die Knie, während die Klaue noch immer tief in seinem Leib steckte und ihm das Mark aus den Knochen zu saugen schien. So hilflos wie eine Marionette an einem seidenen Faden hing er an der Waffe des Feindes, während die Farben der Welt um ihn herum vergingen und in einem weißen Glanz erstarben. Und wie er da Abschied nahm von dem Leben, das er bisher gekannt hatte, fühlte er mit einer eigenartigen Sänfte, wie in ihm die unstillbare Sehnsucht nach neuen Erfahrungen und der Wiedervereinigung mit seinen Vorfahren, den alten Nalën, erwachten.
    Das Sterben war nicht so schlimm, wie er immer gedacht hatte.
    Dann zischte ein weißer Blitz durch die Lüfte und zerstob auf der Nasenspitze des riesigen Insekts zu einem Ball greller Funken. Die Kreatur schwenkte ihren Kopf herum und zischte laut auf vor Schmerz, während ihre Facettenaugen, die kurz zuvor noch gierig geglotzt hatten, eine Zeitlang geblendet waren und wie von einem Feuer versengt brannten.
    „Aldu bewahre – Hamafin!“, rief Lotan der Heiler, während er seinen Stab, mit dem er den Lichtstrahl abgefeuert hatte, wieder herunter nahm und stattdessen erstaunlich rasch zu seinem Gefährten hineilte. Der Feind hatte das zangenartige Stichblatt, in das sein Arm auslief, mittlerweile aus dem Körper des Elben zurückgezogen, sodass dieser auf die Erde gesunken war.
    Gleichzeitig kamen nun die anderen Angehörigen der Gemeinschaft herbei. Mit Grauen erkannten sie, was sich zugetragen hatte. Eine Woge kalter Wut überschwemmte selbst die Besonnensten unter ihnen, und ohne zu zögern stürmten sie nach vorne und nahmen sich des sie weit überragenden Gegners an.
    Nur allmählich schien die Gottesanbeterin ihre Sehkraft zurückzugewinnen, denn vorerst schwenkte sie ihre dornenbewehrten Fangarme äußerst ungestüm und ohne erkennbare Zielsicherheit. Das genügte jedoch durchaus, um die Menschen, Elben und Mucklins auf Abstand zu halten, denn nur ein Lebensmüder hätte sich zwischen jenen tödlichen Waffen hindurch näher an sie herangewagt.
    Faramon dachte jedoch nicht daran, sich länger als unbedingt nötig in Geduld zu üben oder den Mörder seines Artgenossen vielleicht sogar entkommen zu lassen. So flink wie ein zarter Windzug, der durch das Gras rauscht, bewegte er sich in den Rücken der Kreatur und sprang mit einem einzigen Satz auf ihren Rücken. Das Insekt bemerkte das ungewohnte Gewicht sogleich und die Gefahr, die davon ausging. Es bäumte sich auf und schüttelte sich, während es vor Angst und Hass knatternde und schnarrende Geräusche verströmte.
    Ungeachtet dessen drang das Schwert des Noloris drang durch den Chitin-Panzer hindurch in den Hals des Feindes, worauf ein blasses Sekret aus der Wunde troff und der Todeskampf des Verwundeten sich in eine blinde Wut steigerte. Die Fangarme des Ungetüms hackten und sensten durch die Luft und verhinderten weiterhin, dass die Gefährten des Elben sich ebenfallszu nähern vermochten. Jedoch konnten sie nicht verhindern, dass die schlanke Klinge von Thingors Sohn abermals hernieder fuhr, und dann noch einmal, und anschließend ein drittes und ein viertes Mal. Faramons entfesselte Wut entlud sich

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