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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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mit einer zu Gebote stehenden Gewalt und einer an Grausamkeit grenzenden Kälte, die man ihm so kaum zugetraut hätte.
    Schließlich, als der Hals der Gottesanbeterin nur noch aus zerfetzten Überresten bestand, versiegten ihre Anstrengungen endlich, und sie stürzte wie ein großes Haus oder ein Turm, der in der Mitte geborsten war, in sich zusammen. Nichts konnte die Gefährten nun mehr davon abhalten, sich mit ihren Waffen auf den Angreifer zu stürzen und ihm den Rest zu geben. Man konnte schließlich nie wissen.
    „Ich kann nichts mehr für ihn tun“, sagte Lotan nach einer Weile mit trauriger Stimme. „Die Organe in seiner Brust sind wie zu Brei zerfetzt, selbst ein Zauberer kann so etwas nicht wieder ungeschehen manchen. Nur Aldu könnte dies vermutlich. Aber ich glaube, Hamafin ist nicht unglücklich gestorben, denn das Letzte, was seine Lippen zeichneten, war ein mildes Lächeln, das uns trösten und aufmuntern sollte, wie ich glaube.“ Dennoch übersah niemand, dass in den Augenwinkeln des alten Mannes feuchte Tränen glänzten.
    Hamafin war längst begraben, als die neun verbliebenen Angehörigen der Gemeinschaft, die das simbelya pennín zu den Elben zurück zu bringen trachteten, wieder aufbrachen. Gischtnebel, so durchscheinend wie hauchzartes Gewebe, wallte um sie herum als glitzerndes Wolkengebirge in die Luft empor und wurde von einem bunten Regenbogen gekrönt. Darunter spannte sich das flache, silbrige Band eines breiten Baches, dessen Lauf sie vorerst folgten. Dieser malerische Anblick konnte jedoch nichts daran ändern, dass ihre Stimmung seit dem Tod ihres Freundes von bitterem Trübsinn geprägt war. Selbst die einstige Fröhlichkeit der Mucklins, die geradezu sprichwörtlich war, hatte sich in Verzweiflung verloren. Dazu passend wirkte der Großteil der Umgebung nach wie vor trostlos und abstoßend, und selbst deren Farben erinnerten mehr an den Ausgang des Herbstes als an eine aufblühende Sommerlandschaft.
    Dann legte sich ein Brüllen über die Stille, das sie alle anhalten und aufhorchen ließ. Es war ein jähes Schreien, so dumpf und tief wie aus einem zugeschneiten Grab an die Oberfläche herauf dringend und nur langsam und widerstrebend verklingend. Die Umgebung schien für eine Weile wie vor Ehrfurcht zu erzittern, denn mit dem Brüllen schwang die Erinnerung an etwas unsagbar Altes über das Land, die Erinnerung an etwas, das schon lange existiert hatte, ehe auf Aldus Geheiß das Gute und Schöne in die Welt kam.
    Keiner der Gefährten verlor ein Wort über das Gehörte, als sie endlich weitergingen, nicht einmal der alte Lotan, der aufgrund seines Wissens und seiner Fähigkeiten ansonsten nur höchst selten verlegen wirkte. Immerhin schien sich der Urheber des Lautes in beruhigend weiter Ferne zu befinden, wenn es auch schwer war, auch nur die grobe Richtung seines Ursprungsortes zu erraten.
    Sie tasteten sich den lieben langen Tag lang durch die schleimigen Sümpfe und die nebelumwogten Wiesen der Marschen. Da sie sich mit Bedacht und Vorsicht bewegten, kamen sie nicht sehr schnell voran, doch dafür glückte es ihnen ab und an, Mucklinspuren zu finden, wie ein Stück Stoff, eine Brotverpackung oder die Spuren von kleinen Füßen. Dies gab ihnen wenigstens das Gefühl, dass ihr Marsch nicht ganz vergeblich war. Dennoch war ihnen nach wie vor schleierhaft, was dieser Neimoklas an einem solchen Ort überhaupt suchte oder wohin er auf diesem Weg wollte. Außerdem konnte selbst Faramon nicht mit Sicherheit sagen, ob sein elbischer Orientierungssinn dazu ausreichen würde, sie aus diesem unheilvollen Gebiet wieder heraus zu führen.
    Gegen Abend, als hoch über ihren Köpfen neuerlich Regenwolken aufzogen und das Tageslicht sich allmählich eintrübte, fuhr ihnen ein neuerlicher Schreck in die Glieder. Das Brüllen,das sie vor einigen Stunden gehört hatten, wiederholte sich und wirkte dieses Mal wesentlich näher und bedrohlicher als zuvor!
    Wahrscheinlich hätten die Menschen, die Mucklins und der Elb für einige Zeit angststarr dagestanden, um sich bloß durch kein Geräusch zu verraten, wenn sich ihnen nicht beinahe zeitgleich eine weitere Gefahr offenbart hätte. In nördlicher Richtung wurden nämlich die wuseligen Bewegungen von dunklen, kriechenden Geschöpfen sichtbar, und bald erkannten sie, dass es sich um einen großen Schwarm Fieken handelte, um die beißwütigen Riesentausendfüßer, deren Bekanntschaft sie ja bereits gemacht hatten. Die Viecher wirkten nicht weniger

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