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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Taliska und einigen weiteren, nicht sehr weit davon entfernten Siedlungen, und doch übertraf seine Ausdehnung die Größe des einstigen Stadtstaates Engat Lum schon zu diesem frühen Zeitpunkt recht deutlich. Allerdings war dies noch gar nichts im Vergleich zu dem Wachstum, welches das Land in den darauffolgenden Jahren nahm, denn es wuchs an Einwohnern und Bauten schneller als die fruchtbarsten Pflanzen und Büsche, die man sich denken konnte, und schneller noch als ein emsiger Bienenschwarm in einem herrlichen Frühling.
    Letztendlich ergab sich, dass Awidon – so wie es seine Architekten vorgesehen hatten – in konzentrischen Kreisen angelegt war. In der Mitte nämlich erhob sich das blühende Taliska, das selbst der lemurischen Hauptstadt Pír Cirven an Größe gleichkam, wie ein leuchtendes Juwel, und in seiner Nachbarschaft befanden sich einige weitere außerordentlich wohlhabende und schöne Städte wie Griont oder Ilifal. Um dieses Kernland herum erbaute man eine hohe, wehrhafte Mauer, hinter der sich der mittlere Teil des Reiches anschloss. Hier fand man weitere gute Städte und Siedlungen, wie das große Calassos, die jedoch als eher gewöhnlich zu bezeichnen waren und keinen sehr gehobenen Ansprüchen mehr genügten oder gar Prunk versprühten. Hinter einem weiteren ringförmigen Wall kam der äußere Teil Awidons: ein von Dörfern, Gehöften, Weiden und Feldern geprägtes Land, das überwiegend von Bauern und einfachen Leuten bewohnt wurde und als Kornkammer und zur Viehzucht diente. Eine fließende, sich stetig nach außen verlagernde Mauer umfriedete das Reich, das sich in der Nachfolge des untergegangenen Engat Lums sah. Entsprechend war von Anfang an klar, dass sich seine Herrscher als Königebezeichnen würden, was früher oder später zweifellos Streit mit Lemuria und dessen Souverän provozieren musste.
    Selbst Sanae vertrat diesen Standpunkt, auch wenn sie selbst auf die Königswürde niemals Anspruch erhob. Ungeachtet dessen verstarb die tapfere, blonde Frau wenige Jahre später an einer plötzlichen Krankheit, glücklich allerdings, denn immerhin hatte sie den großen Traum ihres Lebens in Erfüllung gehen gesehen und damit eine Gunst erlangt, die nicht vielen Wesen vergönnt war.
    Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2296 n.d.A., und zu diesem Zeitpunkt war Taliska reich an Schatten spendenden Bäumen und Büschen, blühenden Obstgärten und so manchen Rankengewächsen, die ganze Hauswände mit ihrem Blattgrün bedeckten. Es gab haufenweise marmorne Denkmäler, von denen die meisten an das Unglück des Volkes Engat Lum erinnerten, sanft geschwungene Brücken, die über künstliche Seen und Bäche zu den Galerien der inneren Stadt führten, und unzählige palastartige Bauten, die sich aneinander reihten. Der Reichtum des noch jungen Reiches war enorm und gründete vor allem auf dem Fleiß und dem händlerischen Eifer und Geschick seiner Bewohner.
    Drei Gebäude gab es, die sich von den übrigen Herrenhäusern noch einmal deutlich abhoben. Zum einen war dies das Haus des Senats, des gesetzgebenden Organs, dessen Existenz man vom politischen System Engat Lums übernommen hatte. Der Senatssitz war ein längliches Gebäude, dessen Tünche so weiß waren wie frisch gefallener Schnee und das den zentral gelegenen Hauptplatz Taliskas im Norden säumte. Seine Maße waren so groß geraten, dass man das Gefühl haben konnte, dass es seine Umgebung beherrschte und erdrückte.
    Bei dem zweiten handelte es sich um ein noch deutlich riesigeres Bauwerk – was man sich fürwahr kaum vorstellen konnte –, um einen immensen, kantigen Klotz, in dem eine kleine Stadt leicht hätte Platz finden können. Der in einem blauen Anstrich gehaltene Bau spottete dem awidonischen Sinn für Ästhetik, wurde von einer turmhohen, grauen Mauer geschützt und vermittelte einem Betrachter ein beklemmendes Gefühl von Mitleidlosigkeit und Dominanz. Ein Rad zierte seinen höchsten Dachgiebel, denn dieses war das Zeichen der Händlergilde, jener Gemeinschaft, deren Mitglieder ihre Entscheidungen hinter abgeschotteten Wänden trafen und der man einen unerhörten Reichtum und ein noch größeres Maß an Macht und Einfluss nachsagte.
    Der Magister der geheimnisvollen Gilde war Amfred, der Vetter Sanaes und letzte Abkömmling des alten engat lumischen Königsgeschlechts. Nach dem Ende der Kriege um die Zwei Schwerter hatte er sich zu Lotan dem Heiler in die Lehre als Magier begeben und war dies für eine lange Zeit geblieben. Dann

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