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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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einem spitz zulaufenden Gesicht, das an das Antlitz eines Wiesels erinnerte und das die meisten für hässlich hielten. Seine dunklen Augen standen nie still und huschten mit einem verschlagenen Blinzeln immerzu umher und suchten seine Umgebung nach verräterischen Anzeichen und sich lohnenden Gelegenheiten ab. Seinen Kopf hielt er, obwohl dieser nicht sonderlich schwer wog, die meiste Zeit über gesenkt, und seinen Gang hatte er entsprechend angepasst, denn auch dieser geschah schlurfend und leicht gebeugt. Auf diese Weise machte er aus seinen körperlichen Unzulänglichkeiten eine Tugend, denn es war ihm ganz recht, wenn andere ihn unterschätzten und belächelten, denn umso einfacher gelang es ihm schließlich, sich ihrer für seine Zwecke zu bedienen oder sie zu hintergehen, wenn sich dies als erforderlich erweisen sollte.
    Letztendlich war Gildagar in besonderem Maße mit Schlauheit und Skrupellosigkeit gesegnet, was sich wiederum mit einer herausragenden Redegewandtheit paarte. Die Mischung jener Gaben hatte ihm einerseits den Spitznamen Gildagar
Rattenfänger
eingebracht, zum anderen seine Stellung als einer der beiden einflussreichsten Vertreter des Rates der Händlergilde.
    Sein Pendant und Amtskollege wies äußerlich einige Unterschiede auf, denn Hoss Nukrem war ein großer, dicker Mann mit einem Schweinegesicht, der mit seinen knapp über 50 Jahren mehr als zehn Jahre älter als Gildagar war. Mit Nukrems diplomatischem Geschick und Überredungskünsten war es lange nicht so weit her wie mit denjenigen seines Kollegen, dafür jedoch war er mindestens ebenso skrupellos, verfügte mit seiner harschen Stimme über die wichtige Fähigkeit, seine Mitarbeiter und Untergebenen restlos einzuschüchtern, und war noch dazu steinreich.
    Zusammen gaben die beiden somit ein Paar ab, das zu fürchten sich lohnte, und manche sahen in ihnen sogar die Personifizierung der Gilde schlechthin und deren unersättlicher Gier nach Gold, Einfluss und Macht. Königin Tenea von Awidon und viele andere wichtige Personen tanzten angeblich nach Gildagar Rattenfängers und Hoss Nukrems Pfeife, so sagte man, und Amfred, der offizielle Magister der Gilde, sei für sie nicht mehr als ein Schuljunge, den man an der kurzen Leine hielt.
    „Es ist eine ungeheuerliche Frechheit, uns hier warten zu lassen in dieser ... Unterkunft für gemeine Soldaten! Was glaubt der König eigentlich, wer wir sind?“, schimpfte Gildagar und rümpfte verächtlich die Nase.
    Hoss Nukrem, in dessen Schatten er wortwörtlich gerade stand, hätte ihm wohl gerne zugestimmt, doch wurde dies einstweilen durch einen der üblichen Hustenanfälle des dicken Mannes vereitelt. Nukrems wabbeliger, in ein ebenso weites wie feines Tuch gehüllter Leib bebte wie ein Berg unter der Erschütterung eines Erdbebens, als er hustete, schnaubte und röchelte und dabei eine ganze Lache Schleim in sein seidiges Taschentuch schmierte.
    Echt eklig!
, dachte Gildagar.
Wie lange muss ich das eigentlich noch ertragen?
In solchen Momenten hatte er sich schon oft gewünscht, dass sein verfressener Kollege endlich abkratzen und ihn vor weiteren Hustattacken und nassen Auswürfen, die regelmäßig damit einher gingen, verschonen würde. Danach aber besann er sich jedes Mal wieder, denn die Wahrheit war, dass die beiden einander brauchten, wenn sie ihre hochgesteckten Ziele erreichen und ihre Machtposition und ihren extravaganten Lebensstil wenigstens erhalten wollten.
    „Wie recht du hast, Gildagar, und erst recht möchte ich wissen,
wie lange
dieser Arnhelm uns noch warten lassen will! Glaubt er denn, wir hätten an einem solch schönen Tag nichts anderes zu tun?“
    Als ob schönes Wetter dich interessieren würde
,
du fettes Aas!,
dachte Gildagar.
Dein einziges Freizeitvergnügen besteht doch darin, Leute zu schikanieren und dein Vermögen zu zählen, egal ob es wie aus Kübeln regnet oder dir die Sonne den Wanst verbrennt!
    Nach ihrem Eintreffen am Torindo Isa Nuafa, dem Wolkenturm, der der Sitz der lemurischen Königsfamilie war, hatte man den beiden einen Empfang bereitet, den sie so gar nicht gewohnt waren. Normalerweise empfing man sie mit der ihnen gebührenden Respektbezeugung, vielleicht ein paar kleinen Geschenken und auf jeden Fall im besten Quartier, das man jeweils zu finden vermochte. Hier, im Herzen Pír Cirvens, der Hauptstadt des nördlichen Königreiches jedoch, hatte man zuallererst einmal ihren mitgereisten Leibwächtern den Zutritt zum Turm verwehrt. Danach hatte man

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