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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Tier hatte sein rechtes Hinterbein weit in die Luft gehoben und pinkelte einen prallen, gelben Strahl gegen seinen Unterschenkel, sodass sein Beinkleid bereits völlig durchnässt war und außerdem einen widerlich-schalen Geruch verströmte. Den Ekel darüber konnte er bereits auf seiner Zunge schmecken.
    „Hasso, was tust du da schon wieder? Du sollst dich doch nicht mit Fremden abgeben, und diese feinen Herrschaften haben ohnehin keine Zeit, um dich zu kraulen! Also komm her, aber flott!“, rief einer der Wachleute, und der Hund gehorchte und trottete in seine Richtung, ehe er sich nahe der Waschstelle an der Wand niederlegte, so als ob nichts gewesen wäre.
    Gildagar Rattenfänger hätte den elenden Köter am liebsten eigenhändig erwürgt! Angepinkelt von einem widerlich stinkenden Fellknäuel, das wahrscheinlich vor Flöhen und anderen Krankheitserregern nur so wimmelte – so tief war er noch nie gesunken! Und dass sich diese primitiven Kerle nicht einmal im Ansatz zu einer Entschuldigung herabließen, schlug dem Fass den Boden aus! Und so etwas beschäftigte der König als Wachen in seinem Haus! So weit war es mit Lemuria also schon gekommen!
    Die Tür ging auf, und ein gut gekleideter Mann mittleren Alters trat ein. Schon an seiner Kleidung und seiner Körperhaltung konnte man sehen, dass er über bessere Manieren als die Soldaten verfügte. Was allerdings auch nicht sonderlich schwer fiel.
    „Kumran ist mein Name, Sohn von Chamod, Ihr werten Herren, und wie schon mein Vater zuvor genieße ich die Ehre, dem König und seiner Familie als Haushofmeister zu dienen.“ Der Mann mit der schon jetzt (er schien höchstens Vierzig zu sein) hohen Stirn deutete eine Verbeugung an, wobei seine milde, ausdruckslose Meine nicht erkennen ließ, ob er die Geste aufrichtig meinte. „Ich darf von meinem Herrn mitteilen, dass er jetzt in der Lage ist, Euch zu empfangen und in seinem Thronsaal eine Audienz zu gewähren. Wenn Ihr die Liebenswürdigkeit hättet, mir nachzufolgen, stünde ich gerne als Euer Führer bereit.“
    „Wurde auch langsam Zeit!“, entgegnete Gildagar unwirsch und schüttelte sein durchnässtes Hosenbein, indem er der Luft einige unbeholfene Tritte mit dem linken Fuß verpasste. „In diesem unwürdigen Kabuff ist man ja seines Lebens nicht sicher, pah!“
    Der kleinere und viel leichtere der beiden Vertreter der Händlergilde schritt mit hochgereckter Nase zum Ausgang hin, wo der Diener bereits auf sie wartete, woraufhin sich der dicke Hoss Nukrem beeilte, seinem Kollegen hinterher zu kommen.
    „Irre ich mich, oder stinkt hier irgendwas ganz penetrant nach Hundepisse? Ich meine, in Lemuria riecht es doch sonst nicht so schlimm“, bemerkte der Soldat, dem offensichtlich der Hund gehörte, absichtlich laut, woraufhin sich unter seinen Kameraden ein Chor aus lachenden Stimmen erhob.
    „Scheint eine ausländische Kloake zu sein – die Gegend hier wird auch immer schlechter“, prustete ein anderer los, was zur Folge hatte, dass sich das gemeinsame Lachen noch lauter aufblähte.
    Als Gildagar Rattenfänger und Hoss Nukrem den Umkleideraum endlich verlassen hatten, stand ihnen die Zornesröte im Gesicht, und anfangs glaubten sie, dass ihre Wut über das Verhalten der Soldaten an diesem Tag nicht wieder verrauchen würde. Sogar eine förmliche Beschwerde über den unwürdigen Empfang hatten sie sich schon zurecht gelegt, ebenso wie eine Schadenersatzforderung bezüglich der angepissten Hose. Als sie jedoch damit begonnen hatten, die aus seltenem, türkisfarbenem Marmor gehauene Wendeltreppe zu besteigen, die innerhalbdes Wolkenturmes über scheinbar endlos viele Etagen nach oben lief, vergaßen sie den Vorfall bald, da sie nun vor ganz anderen Problemen standen. Kumran lief nämlich ausgesprochen hurtig vorneweg, sodass sie schon nach der zweiten oder dritten Windung Schwierigkeiten hatten, den Anschluss an ihn nicht abreißen zu lassen. Zusätzlich raubte er ihnen noch den letzten Nerv, indem er mit seinem steifen, aufgesetzt freundlichen Tonfall unaufhörlich auf sie einredete und sie über irgendwelche Bilder und Kunstwerke, die den Treppenaufgang zierten, die Funktion der einzelnen Gebäudetrakte und die Historie des Turmes langweilte. Konnte den nicht irgendjemand abstellen?
    Hoss Nukrem keuchte nach einer Weile wie ein Walross bei einem Landgang durch die Wüste, und seine Pausen, in denen er sich auf den Handlauf stützte und sich die Sturzbäche von Schweiß, die über seine feiste Stirn

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