Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
mit ... irgendwem ... bei Tee und Kuchen sitzen, wenn ich zuerst zu ihm hingehe und ihm die Friedenspfeife anbiete!“ Damit strich sie sich die Haare mit einer typisch weiblichen Geste aus dem Gesicht und blinzelte zu dem lemurischen Thronerben hin.
Sigurd sah natürlich sofort ostentativ weg, woraufhin zufällig Pandialo in sein Blickfeld geriet. Der war gerade damit beschäftigt, sich die Haare (die viel kürzer als die der Prinzessin waren) mit der gleichen Geste wie sie aus dem Gesicht zu streichen. Nur schien er Alvas Spiegel irgendwie zu vermissen.
Wo bin ich da nur hingeraten?
, dachte der Prinz und schüttelte unmerklich den Kopf.
„So, Ihr Lieben, gleich gibt’s ein kräftiges Abendessen! Und ich verlange von allen, dass Ihr tüchtig zulangt, denn wer weiß, wann wir wieder so etwas Leckeres zwischen die Beißerchen bekommen! Pilzragout mit pikanter Kräutersoße nennt sich das Gericht – wenn ich das zu Hause in meiner Hütte Gästen serviere, wollen sie immer unbedingt das Rezept haben!“, verkündete Lotan der Heiler stolz und hörte endlich auf, in dem Kessel, der nun schon seit geraumer Zeit über der Feuerstelle hing, wie ein Irrer ’rumzurühren.
„Das Rezept wollen die bestimmt nur, damit sie sich schnellstmöglich ein Gegengift besorgen können“, mutmaßte Sigurd Faramon gegenüber.
„So schlimm wird es schon nicht kommen“, lachte Faramon. „Und wann kommt man schon einmal zu der Ehre, von einem Zauberer bekocht zu werden?“
„Na, diese Ehre ist ganz deinerseits. Mir jedenfalls ist jetzt schon ganz flau im Magen.“
Nun, wer diese Unterhaltung mitangehört hatte, der sollte etwas später zu zweierlei Schlussfolgerungen kommen. Nämlich erstens, dass sich auch Elben irren können, und zweitens, dass es sogar noch
erheblich
schlimmer kommen konnte. Hätten die Gefährten stattdessen auf Sigurds Bauchgefühl gehört, wäre ihnen vielleicht einiges erspart geblieben.
Lotans Pilzsüppchen hatte von Anfang an ein wenig streng (um nicht zu sagen
gallig
) gerochen, und mit der langen Garzeit wurde der Geruch nicht gerade besser. Der besorgte Gesichtsausdruck der drei Mucklins verriet, dass auch sie bis zuletzt gehofft hatten, dass das Gericht versehentlich anbrennen oder ihnen doch noch irgendeine beliebige Ausrede einfallen würde, die ihnen jenen zweifelhaften Genuss ersparen würde. Nichts davon ging jedoch in Erfüllung, und so kam es, dass sich der weißbärtige Zauberer irgendwann vor Freude über das Gelingen die Hände rieb und die sämige, mit unkenntlichen Brocken versehene Brühe mit einem großen Holzlöffel in mehrere Schüsseln füllte.
„Hmmm – allein schon der Duft ist eine Gaumenschmeichelei! Aber was seid Ihr so zurückhaltend, meine Lieben? Gute Manieren sind ja eine schöne Sache, aber wenn Ihr Euch nicht beeilt, habe ich das Ragout alleine aufgegessen!“ Die anderen sahen den älteren Menschen mit großen Augen an und gaben damit ihrer Hoffnung, dass genau dies in Erfüllung gehen würde, leisen Ausdruck. „Jetzt schaut mich nicht so entgeistert an – Ihr solltet Eure Gesichter sehen! Ich habe doch nur einen kleinen Spaß gemacht, haha! Tatsächlich könnt Ihr ordentlich zulangen, denn es gibt für jeden garantiert noch eine zweite Portion!“
Da anscheinend alles nichts half, nahmen die Gefährten die Schälchen, die der Zauberer ihnen reichte, entgegen und löffelten den dampfenden Inhalt artig auf. Zwar kamen sie sich dabei allesamt wie Versuchskaninchen im Labor eines besonders mitleidlosen Schwarzmagiers vor, doch war ihr Hunger andererseits so groß, dass sie tatsächlich das meiste davon aufaßen. Frediwar als einziger sogar so frei (man könnte auch sagen
so mutig
), noch eine zweite Schüssel zu erbitten, was den Koch in ein besonderes Entzücken versetzte.
Na ja, nachdem man sich erst einmal an den eigentümlichen Geruch gewöhnt hatte, war das Herunterschlingen des Mahles eigentlich gar nicht mehr so schlimm, sodass schließlich auch diese Heimsuchung vorüberging. Gleich darauf beeilten sich natürlich die meisten, Lotan für seine Kochkünste mit den überschwänglichsten Komplimenten zu überhäufen. Dabei wäre
essbar
die einzig ehrliche Bezeichnung gewesen, die einem zu dem sogenannten Pilzragout einfallen konnte.
Sattmachend
hätte man auch noch mit einem einigermaßen guten Gewissen vertreten können.
Genießbar
wäre einer glatten Lüge allerdings schon gefährlich nahe gekommen.
„Also, mir hat es auf jeden Fall blendend geschmeckt,
Weitere Kostenlose Bücher