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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Allerdings wollte ihm partout nichts einfallen, zumal seine bisherigen Anmachversuche samt und sonders in die gräfische Hose gegangen waren. Zu allem Überfluss schien die Prinzessin ihrerseits darüber nachzusinnen, wie sie ein Gespräch mit Sigurd, diesem schlecht erzogenen lemurischen Königsspross, anfangen sollte, was Pandialo besonders unerträglich fand.
    Jeder wälzte demnach so seine eigenen Problemchen, und das der Mucklins – allen voran Neimos – bestand eindeutig darin, dass sie sich langweilten.
Lauter unheimliche Bauten, die sicher ganz tolle Geschichten erzählen könnten, mit jeder Menge Versteckmöglichkeiten und – wer weiß? – vielleicht sogar etwas Wertvollem, das sich in den alten Gewölben verbirgt? Wär’ doch ein Jammer, wenn man da nicht mal genauer nachsehen würde!
, dachte Neimo.
    „Du, Fredi“, sagte er so leise, dass es sonst keiner hören konnte. „Wollen wir nicht noch ein bisschen Versteck oder Fangen spielen? Ich bin nämlich noch nicht gerade müde.“
    „Du willst in diesen baufälligen Gemäuern herumstreunen? Was glaubst du, was die anderen dazu sagen werden?“ Der rothaarige Mucklin sah ob dieser Idee zunächst gar nicht so erfreut aus.
    „Die müssen ja nichts davon erfahren. Außerdem ist doch außer uns keiner hier, was soll also schon groß passieren? Jetzt komm endlich, du bist doch sonst kein Zimperlieschen!“
    „Zimperlieschen? Wenn ich ein Zimperlieschen wäre, wär’ ich dir wohl kaum in das Orkland gefolgt!“, erwiderte der etwas kleinere der beiden ein wenig verdrießlich. „Aber na schön! Nur sollten wir Hermeline nichts davon sagen, sie kann ganz schön überzeugend sein, wenn sie sich wieder einmal für besonders vernünftig hält.“
    Es wäre auch das erste Mal gewesen, dass Fredi sich von seinem abenteuerlustigen Freund nicht hätte beschwatzen und zu einem weiteren völlig unvernünftigen Wagnis hätte hinreißen lassen.
    „Hermeline, passt du kurz auf unsere Sachen auf? Neimo und ich gehen kurz ... na, du weißt schon. Wir sind jedenfalls gleich wieder da“, rief Fredi seiner Schwester zu.
    „Auf welche Sachen soll ich bitte schön aufpassen? Und was heißt:
du weißt schon
? Geht jedenfalls nicht zu weit, ich werde Euch nicht ...“, aber da waren die beiden männlichen Mucklins mit einigen weiten Hüpfern auch schon über den Hof und hinter die nächstgelegenen Ecke gebogen.
    Nachdem Neimo und Fredi aus der Sichtweite ihrer Gefährten verschwunden waren, befleißigten sie sich eines gemächlicheren Schrittes und sahen sich neugierig und mit wachsendem Erstaunen die Hinterlassenschaften der Istari an. Ihre Schritte, so leicht und federnd diese auch sein mochten, hallten dabei von den kreuz und quer herumliegenden Steinblöcken und den von Rissen zerfurchten und verwitterten Mauern und Säulen wider. Über ihnen stoben derweil graue, zerfließende Wolken am dunklen Abendhimmel dahin, während sich Stöße kalten Windes in Wirbeln durch die Ruine schwangen und in den Ritzen zwischen den Steinen zischten. Die leeren Fenster und Türen der Häuser, in denen vor vielen Jahrhunderten einmal Lebewesen gewohnt hatten, klafften wie Wunden, die niemals mehr verheilen würden.
    Eine solch bedrückende Atmosphäre musste einen zwangsläufig nervös machen, und einen, der wie Fredi schon an seinen besten Tagen etwas aufgeregt war (meistens allerdings aus weniger unerfreulichen Anlässen), erst recht. So dachte der Mucklin mehr als einmal daran, seinen Freund zum Umkehren zu drängen, nur um jedes Mal dann doch zu schweigen und artig weiterzugehen, denn er wusste natürlich sehr wohl, dass dies ohnehin eine vergebliche Liebesmüh wäre. Ganz im Gegenteil zu ihm schien Neimo, je unwirklicher und gespenstischer das ganze Szenario wurde, immer neugieriger und stärker angetrieben zu werden, sodass er für eine gute Zurede zu diesem Zeitpunkt ganz sicher nicht mehr empfänglich war. Und nicht zum ersten Mal fragte sich Fredi, ob sein rastloser, nimmermüder Freund tatsächlich als Mucklin zur Welt gekommen war oder ob es sich bei ihm in Wahrheit um ein ganz anderes, verzaubertes Wesen in Mucklingestalt handelte. Ein Elb vielleicht? Oder ein Mensch wie diese Waldläufer, die manchmal ganz allein den Osten Arthiliens bereisten?
    Sie durchquerten eine enge Gasse, die von einer Reihe verdächtig schief hängender Balkone überdacht wurde, und traten gerade auf eine breitere Straße hinaus, als es passierte und ihnen ein übler Schreck in die Glieder fuhr.

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