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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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umzustürzen drohten, waren mit altem Efeu und feuchtem Moos überwachsen. Die Kronen der Mauern und der wenigen, noch aufrecht stehenden Säulen, die nichts anderes mehr stützten als den nackten Himmel, waren von der Sonne so sehr gebleicht, als wären sie mit Raureif bezogen, abgesehen von dem Vogel- und Fledermausdreck, der obenauf eine braune Haube bildete. Auch sonst hatte so manches Getier die Ruine erobert: Spinnen hatten große, bleiche Netze in schiefe Öffnungen und Spalten gewebt, und Wüsteneidechsen sonnten sich in den letzten Lichtflecken, die die Abendsonne warf, und huschten davon, als sie Schritte und Hufschlag gewahrten.
    „Etwas besseres werden wir für die Nacht wohl nicht finden“, sagte Faramon, als sie den mittleren Punkt des großen Platzes erreicht hatten.
    „Nicht sehr einladend, aber wenigstens ist hier die Wahrscheinlichkeit nicht ganz so groß, dass einem ein paar Steinquader auf den Kopf fallen“, meinte Cord und kratzte sich die Bartstoppeln an seinem Kinn.
    „Oder gleich ein ganzes Haus“, ergänzte Sigurd.
    So machten die Gefährten ihre Reittiere fest, fütterten sie und breiteten anschließend ihr eigenes Nachtlager aus. Dann aßen sie selbst einen Happen, entfachten ein Feuer (in den Nächten konnte es in der Wüste ganz schön kalt werden) und verloren sich in einigen mehr oder weniger angeregten Plaudereien oder anderen Zerstreuungen, die sie von ihrer nicht gerade erfreulichen Situation und jener beklemmenden Umgebung ablenken sollten.
    Piruk und Cord saßen dabei beieinander und schienen mit der Zeit so einige Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen des arthilischen Nordens – den sogenannten Barbaren – und den Orks festzustellen.
    „Große, feine Städte, wie diese es einmal war, wären nichts für uns Orks“, meinte der Takskall. „So sehr manche meiner Artgenossen das auch bedauern mögen: Gord hat uns nicht zum Müßiggang oder zum Herrschen von einem blank polierten Schreibtisch aus geschaffen, sondern zum Kämpfen und zum Überleben unter entbehrungsreichen Bedingungen. Oder eben zum frühen Sterben, wenn man Pech hat. Na ja, früh sterben tun wir ja so oder so, verglichen mit fast allen anderen Völkern wenigstens.“ Womit er darauf anspielte, dass seine Artgenossen bekanntlich keine besonders hohe Lebenserwartung hatten.
    Cord nickte. „Ich kann dich gut verstehen“, erwiderte er, was auch wirklich stimmte. „In guten Zeiten, wenn die Sonne und guter Regen die Scheune voll und die Schweine fett werden lassen, kann jeder Stümper guten Mutes sein. Darin aber, mit Schwierigkeiten und Unglück umzugehen, erweist sich die wahre Größe eines Mannes. Oder eines Orks. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass nicht allzu viele dieser Ansicht sind und andere immer wieder versuchen, uns Barbaren für ihre Zwecke einzuspannen. Und Euch Orks ergeht es vielleicht ebenso. Aber damit müssen wir uns wohl abfinden, was?“
    „Hm. Da ist wohl ’was dran“, brummte Piruk.
    Wer hätte gedacht, dass ich nach meinen vielen Wanderungen ausgerechnet im Orkland einen Bruder im Geiste finde?,
dachte der Nordmann.
Orks stehen uns Barbaren näher als die Menschen aus Awidon oder Lemuria – falls ich jemals heimkehren sollte, werde ich ein Buch darüber schreiben. Falls mir jemand bis dahin das Schreiben beibringen sollte natürlich nur.
    Ein halbes Dutzend Schritt weiter saß Faramon mucksmäuschenstill und schien mit einem Lächeln auf den Lippen und halb geöffneten Augen in Gedanken oder in eine Art elbischen Wachschlaf versunken zu sein. Der Nolori wirkte wie von einem Lichtkranz geschmückt, denn sein goldenes Haar sammelte die letzten Sonnenstrahlen des zu Finsternis zerfließenden Abends ein. Sein graugrüner Mantel ließ den Rest seines schlanken Körpers beinahe unsichtbar werden, denn er schien sich in seiner Farbe der trüben Umgebung angepasst zu haben und wirkte wie aus einer flüchtigen Verbindung von Laub und Moos und Stein gewoben.
    Bei den drei Mucklins hingegen, die sich in unmittelbarer Nähe aufhielten, war alles völlig anders: sie schnatterten wie die Elstern, stritten sich schon wieder über dies und jenes und konnten für keine Sekunde still sitzen.
    Nervige Plappermäuler! Man sollte ihnen den Mund zukleben!,
dachte Pandialo, der hin und wieder missbilligend zu ihnen hinsah. Er selbst schien die ganze Zeit um Worte zu ringen, wie er Alva wieder einmal ansprechen und mit einem neuerlichen Beweis seines Interesses an ihr beglücken sollte.

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