Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
ausladende Klippe dem Betrachter einen weiten Blick über die Geisterwüste gewährte. Hier hatte ihnen Stildor Dork-Girgol gezeigt und ihnen davon berichtet, welche Geheimnisse sich in dessen Tiefen verbargen.
Der riesige Nordmann legte den Kopf in den Nacken, blickte in den verhangenen Himmel und gab sich keinem einzigen Gedanken hin. Wenn man nur lange genug hinsah und sich vorstellte, dass man von einer höheren Warte aus hinab blickte, die Wolken eine tiefer liegende Landschaft bildeten und dass man nicht auf Dunstberge, sondern auf Hügel, Täler, Flüsse und Seen schaute, die gerade von Nebelwolken umschlungen waren, dann glaubte man das irgendwann so sehr, dass man sich festhalten musste, um nicht in die Tiefe zu stürzen, die vermeintlich unter einem gähnte.
„So allein hier draußen, großer Krieger?“, sprach plötzlich eine angenehm vertraute Stimme. Als Cord sich neugierig umwand, blickte er in das wunderbare, bronzefarbene Gesicht von Tara. Dieses wurde von ihrem lang herabfallenden, schwarzen Haar gerahmt, das dieses Mal nicht unter einer Kopfbedeckung verborgen war, sondern von einer einzigen weißen Blume, die sie sich angesteckt hatte, geziert wurde. Er konnte nicht gerade sagen, dass ihn dieser unerwartete Besuch nicht glücklich stimmte. „Ich hoffe, ich störe dich nicht bei deiner Konzentration auf die unvermeidliche Schlacht. Wenn es so sein sollte, dann hast du mein vollstes Verständnis und ich werde mich flugs wieder entfernen.“
„Hmpf“, war das einzige, was Cord hervorbrachte, denn aus irgendeinem Grund war er gerade ziemlich aufgeregt. Konnte es sogar sein, dass er gerade rot wurde vor Unbeholfenheit?
„Ich bin auch nur gekommen, um dir und deinen Gefährten Glück zu wünschen, auch wenn ich nicht weiß, ob dies für den Einen und unser aller Geschick einen Unterschied macht. Außerdem wollte ich mich wenigstens vorübergehend von dir verabschieden, denn der Großteil meines Volkes steht unmittelbar vor dem Aufbruch zu unseren geheimen Zufluchtsorten, und niemand kann sagen, wann wir von dort zurückkehren können.“ Während die Tochter Stildors sprach, kam sie ein paar Schritte näher zu dem Menschen heran, der sie gut und gerne zwei Kopf überragte, sodass bald nur noch ein Atemhauch die beiden trennte.
„Glmpf“, sagte Cord, da er nicht wusste, was er sonst hätte sagen sollen. Ein tolles Händchen hab’ ich für Frauen, wo hab ich mir das bloß abgeguckt? Wahrscheinlich wird sie sich jetzt gleich auf dem Absatz herumdrehen, mich alten Trottel allein zurücklassen und sich anschließend über mich schlapplachen. Wäre wieder mal typisch für mein Glück ...
Dann war Tara (seine Freundin? seine Geliebte? seine künftige Frau?) ganz dicht bei ihm, umschloss seinen Nacken mit ihren zarten Händen und zog ihn ganz sanft zu sich heran. Cord ließ es geschehen, während er merkte, dass sein Herz vor Nervosität raste, beugte sich zu der hübschen Talúreg hinunter, verschloss vorsorglich die Augen (je weniger er sah, desto weniger konnte er womöglich falsch machen), und dann ...
... riss eine grelle, unangenehm vertraute Stimme die beiden Turteltauben aus ihrer Zweisamkeit.
„Da bist du ja, Cord, du alter Barbar! Endlich hab’ ich dich gefunden! Was tust du überhaupt hier draußen, wir haben schon den halben Berg nach dir abgesucht?!“, plapperte Fredi in einem hektischen Wortschwall drauflos. Dass neben seinem Gefährten mit Tara eine weitere Person anwesend war, schien ihn dabei in keiner Weise zu irritieren. „Die Orks stehen vor den Toren ... äh, ich meine vor den Bergen! Unsere Krieger sind alle schon in Position, und die Wüstenbewohner wollen die Eingänge versiegeln! Schnell, komm mit!“, sprach das kleine Wesen weiter und war im nächsten Moment schon wieder durch den Durchgang verschwunden.
Dann können wir ja dort weitermachen, wo wir eben aufgehört haben , dachte der Barbar. Doch da hatte sich die Talúreg schon abgewendet und schickte sich an, ebenfalls in die Höhlen, die ihre Heimat waren, zurückzukehren.
„Meine Leute warten auf mich, und du musst zu meinem Vater und deinen Gefährten, denn diese brauchen dich und dein Schwert. Viel Glück, Cord, bis zu unserem Wiedersehen vielleicht, in dieser Welt oder in der nächsten“, sprach’s und schwebte davon, wie ein flüchtiger Schatten, der einem dann, wenn man ihn zu greifen glaubt, zwischen den Fingern entrinnt.
Und das war dann wieder mal richtig typisch für sein Glück mit Frauen.
Zur
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