Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
selben Zeit hatte auch der lemurische Thronerbe so seine liebe Sorge mit der holden Weiblichkeit. Die gegenseitige herzliche Abneigung, die ihn bislang mit Alva verbunden hatte, war im Begriff, sich immer mehr in eine (wenn auch noch etwas ungelenke) Zuneigung zu verwandeln, und so hatte er in den letzten Tagen viel Zeit darauf verwandt, ihr den Umgang mit dem Schwert näher zu bringen, was hieß, dass er ihr stets nahe war. Und obwohl er mit Freude feststellen konnte, dass seine Arbeit Früchte trug und die zierliche awidonische Prinzessin mittlerweile durchaus ihren Gegner zu stehen wusste, war ihm doch nicht wohl ums Herz bei dem Gedanken daran, dass sie sich demnächst in ein hoffnungsloses Gefecht gegen eine Überzahl kampferprobter Orks stürzen würde. Nicht viel wohler war ihm bei dem Gedanken daran, dass er selbst bei diesem Selbstmordkommando ebenfalls mit von der Partie sein würde, aber das war nun einmal nicht mehr zu ändern.
„Ich glaube, ich habe mich verhört?!“, blaffte die Awidonerin den Sohn Arnhelms an, und ihre puderroten Backen verrieten, dass sie ziemlich in Wallung war. „Zuerst führen du und deine Kumpane mich in ein solch verdrehtes Macho-Abenteuer bis in die Weiten des Orklandes, und dann, wenn es ach so überraschend ernst wird, soll die schwache Frau sich ins zweite Glied verdrücken und in irgendeiner schmutzigen Höhle brav auf die Rückkehr ihrer Helden warten? Das könnte dir so passen, du Angeber! Für mich klingst du mittlerweile schon ganz nach Pandialo – Ihr könnt mir alle beide gestohlen bleiben!“
Das war jetzt wirklich hart , dachte Sigurd. Es hatte wohl auch wenig Zweck, darauf hinzuweisen, dass niemand in der Gemeinschaft seinerzeit darauf gedrungen hatte, von der Tochter Teneas begleitet zu werden, sondern dass das ganz allein ihre Entscheidung gewesen war. Und vermutlich war das auch nur aus einer Mischung aus Trotz und der fatalen Einschätzung, dass es sich bei der Fahrt um einen verlängerten Sonntagsausflug handeln würde, heraus entstanden.
„Aber ich habe doch gar nicht davon geredet, dass du ins zweite Glied rücken sollst oder einem Kampf nicht gewachsen wärst oder so“, erwiderte Sigurd und zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich habe davon geredet, dass du dich in der Mitte der anderen Frauen, Alten, Kleinkindern und sonstigen Windelträgern und Fußlahmen verstecken sollst, da du uns alle nur behindern würdest und ich keine Lust habe, während des Kampfes für dich den Aufpasser zu spielen!“ Das war das, was ihm durch den Kopf schoss, doch was er dann wirklich sagte, war: „Ich dachte nur, dass du dem guten Lotan bei seiner Genesung sehr helfen könntest, und dass die Talúregs eine herausragende Führungspersönlichkeit wie dich in ihrer Nähe sehr zu schätzen wüssten, wenn sich die Schlacht in die Länge ziehen sollte. Du würdest ihnen sicher viel Mut geben.“
Alva wischte den Einwand mit einer geschmeidigen Handbewegung beiseite und versuchte ein versöhnliches Lächeln. „Jetzt hör’ auf mit dem Gesülze auf und lass uns endlich nach oben gehen, sonst sind die ganzen guten Orks schon weg!“ Dann legte sie die rechte Hand auf ihren Schwertknauf und wartete darauf, dass sich der Prinz an ihrer Seite in Bewegung setzte.
Wie schnell sie es doch geschafft hat, dass ich mich wie ihr dämlicher Lakai aufführe! Jetzt weiß ich, wie sich Pandialo die ganze Zeit über fühlt ...
Unmittelbar vor den abgezählt neunzig Talúregs, den drei Mucklins, dem Elb, dem Takskall und den vier Menschen, die auf einem hohen Grat der Gebirgskette standen, fiel der Hang nach Westen hin steil ab. Allesamt blickten sie hinab zum Fuß des Gefälles, wo sich knapp außerhalb ihrer Pfeilschussweite so viele Orks versammelt hatten, dass sie scheinbar ganze Flüsse leer trinken konnten. Massen von Stahl glitzerten in endlosen, langen Reihen von einem Rand des Horizonts bis zum anderen und schimmerten wie ein Meer unter dem Sonnenrund. Die Horde der Vanarrwargs und ihrer Waffenbrüder bestand aus wenigstens fünftausend grünhäutigen Köpfen, womit es sich um eine Heerschar handelte, die fürwahr gewaltig genug war, um auch das tapferste Herz zum Erzittern zu bringen.
Wenn sich Sigurd hingegen das armselige Häuflein ansah, das sich um Stildor und die Gefährten gruppiert hatte und das sich wie in die Enge getriebene Schlachtlämmer zwischen den Berghöckern verschanzte, dann konnte einem das Herz noch viel tiefer in die Hose rutschen. Die Wüstenbewohner
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