Der Krieg der Zauberer, Band 3: Die Rückkehr nach Arthilien (German Edition)
die sie gehegt haben mochte, über den Haufen, wand sich um und hetzte mit erschreckender Geschwindigkeit und Gewandtheit bergan.
Als Neimo sah, dass das Wesen nun, da es ertappt war, die Flucht vor ihm ergriff, verflog mit einem Mal ein großer Teil seiner Furcht, und sein wackeres Herz eroberte seinen Verstand zurück. „Dich krieg’ ich, du elendes Scheusal! Glaub’ ja nicht, du könntest ungestraft versuchen, einen Mucklin zu überfallen!“ Tatsächlich war er nun ziemlich wütend, und er begrüßte das, fühlte es sich doch an wie eine innere Flamme, die ihn bei Furcht und Kälte höchst angenehm wärmte.
Der Mucklin nahm die Beine unter die Arme und flog geradezu die Düne hinauf. Keinen einzigen Gedanken verschwendete er daran, dass der andere ihm eine Falle bereiten und auflauern könnte, dazu war er viel zu zornig. Und außerdem mussten seine Gefährten den Aufruhr mittlerweile ja wohl mitbekommen haben und den Flüchtigen von der anderen Seite her einkesseln. Dieses Mal wird er uns nicht entkommen! , dachte Neimo, während er eine leichte Kehre nach rechts beschrieb und ihn nicht mehr viel Weg vom Grat der Anhöhe trennte. Und dann bin ich gespannt, was – „AAAH!“
Im vollen Lauf prallte Neimo gegen Faramon, und beide machten unweigerlich einen Satz nach hinten und landeten auf dem Hosenboden. „Neimo! Was bei Aldu ist los mir dir?“, fragte der Elb, wobei er zwar nicht gerade seine sprichwörtliche Beherrschtheit verlor, jedoch ein wenig ungehaltener als sonst wirkte.
„Was los ist, fragst du noch? Da war gerade irgendso ein unheimliches Wesen mit einer schwarzen, glänzenden Haut und langen, bedrohlichen Klauen, auf deren nährere Bekanntschaft ich gerne verzichten würde! Herangeschlichen hat sich das Ding an mich und ist dann, als ich es gerade noch bemerkte und anschaute, den Pass hinaufgestürmt! Du müsstest es daher auf jeden Fall gesehen haben!“ Die Stimme des Mucklins überschlug sich vor Aufregung geradezu.
Mittlerweile hatten sich beide Gefährten wieder aufgerichtet und blickten sich gegenseitig zweifelnd an. „An mir ist niemand vorbeigekommen“, sagte der Nolori schließlich, während er sich seine blonde Haarpracht wieder glatt strich.
Diese Geste kann man für gewöhnlich bei Alva, Hermeline und Pandialo beobachten, wenn sie vor ihren Schminkspiegeln stehen. Als ob solche Eitelkeit wichtiger wäre als einen Mörder zu fangen! , dachte Neimo, der allmählich wütend darüber wurde, da ihm sein Gegenüber augenscheinlich keinen Glauben schenkte.
„Aber ich schlage vor, dass wir nachsehen gehen“, fügte Faramon in einem versöhnlichen Ton hinzu. „Bei dem Lärm, den du geschlagen hast, sind unsere Freunde mittlerweile sicherlich ohnehin auf den Beinen.“
Die Vermutung des Elbenfürsten sollte sich als wahr erweisen. Denn tatsächlich hatte sich der Großteil ihrer Gefährten aus ihren Schlafsäcken geschält und sich ihrer üblichen Bewaffnung angenommen, wenn sie auch noch reichlich schaftrunken aussahen. Merkwürdigerweise empfing sie allein Hermeline mit einem höchst unweiblichen Schnarchgeräusch, sodass sie von Alva und Fredi gemeinsam geweckt werden musste.
„So müde wie diesen Abend war ich noch nie in meinem Leben“, seufzte die Mucklin, während sie sich ihre verquollenen Augen rieb. „Außerdem ist mir anscheinend dieser blöde Sand in die Nase geraten, und mein Hals ist auch ganz kratzig ...“
Nachdem auch dies geklärt war, berichtete Neimo ausführlich von seiner Wahrnehmung, wobei man ihm die Erleichterung darüber, dass keiner seiner schlummernden Freunde das Los des unglücklichen Naíb geteilt hatte, deutlich anzumerken war.
„Deine Beschreibung deckt sich mit dem wenigen, was man über die wirkliche Gestalt der Cho-Ronzon weiß“, merkte Piruk an. „Dass du seine Pläne mit deinem Mucklingeschrei vorerst vereitelt hast, ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass sich die Anzeichen verdichten, dass sich dieses Monster in irgendeiner Verwandlung unter uns befindet. Wo sollte es sich jetzt, in diesem Moment, wohl sonst versteckt halten?“, fragte der Takskall vielsagend und blickte mit gekniffenen Augen vom einen zum anderen hin.
Kein einziger widersprach dem Ork, und wiederum machte sich jeder so seine eigenen Gedanken. Faramon hätte dieses Wesen bei seiner Flucht sehen müssen! Und was für ein Zufall, dass der Angreifer sich mir ausgerechnet dann genähert hat, als der Elb angeblich zu seinem Schlaflager wollte, beharrte Neimo
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