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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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anstatt wie sonst in gestrecktem Galopp in die Linien der Feinde zu brechen und sie durcheinander zu bringen. Je näher sie kam, umso heißer fühlte sich das Mal auf ihrer Stirn an.
Das Gefecht begann unerwartet schlecht.
Die unbekannten Soldaten mussten ihre Attacke erahnt haben, oder sie verstanden sich so gut aufs Kriegshandwerk, dass sie durch nichts aus der Ruhe zu bringen waren.
Als der Erste von ihnen durch einen Albaepfeil aus dem Sattel geholt wurde, formierten sich die Schildträger auf der Stelle zu einem Wall. Hinter sie begaben sich Teile der Reiterei, welche mit ihren langen Schilden die Mauer auf gut drei Schritt aufstockten; durch die Lücken schoben sich Lanzen und Hellebarden.
Plötzlich flammte über den Albae eine Mitternachtssonne auf und überschüttete sie mit kaltem, weißem Glanz. Ondori schrie auf, als ihr Mal auf der Stirn wie flüssiges Feuer brannte und ihr unsägliche Qualen bereitete. Der Angriff geriet ins Stocken.
»Ihr seid die Albae, wie uns berichtet wurde«, sprach die Sonne zu ihnen. »Ich spüre, dass ihr verdorben seid und den Samen Tions in euch tragt, um ihn ständig weiterzuverbreiten.« Die Sonne schien heller, heißer. »Doch damit hat es nun ein Ende. Ihr werdet das Geborgene Land nicht länger mit eurer Existenz bedrohen.«
Eine Glutwelle rollte über die Albae hinweg, ein Drittel von ihnen stand in Flammen und wälzte sich in Agonie auf dem getauten Boden, um das Feuer zu ersticken. Doch vergebens.
Ondori sah die glühende Wolke vorwärts stieben und warf sich unter ihren Stier, hoffend, dass er sie mit seinen Hufen nicht zertrampelte.
Sie schloss die Augen und spürte die sengende Hitze. Um sich herum hörte sie es knistern, als Haare und Kleidung ihrer Krieger Feuer fingen; es stank bestialisch. Sie bekam einige heftige Tritte von den Hufen ihres Bullen ab, dann endete der mörderische Hauch, der geradewegs aus dem Maul eines Drachen zu kommen schien.
Die Albin sprang auf die Füße und sah die verkohlten, zuckenden Reste ihres Stiers auf dem Boden liegen. Das Feuer hatte selbst die eiserne Kampfmaske teilweise verflüssigt, was dem Bullen letztlich den Tod gebracht hatte.
»Weg!«, schrie sie laut. »Zurück in den Wald!«
Ihre Befehle gingen in den höhnischen Rufen der fremden Soldaten unter, die ihrerseits den Angriff eröffneten. Die Reiterei der Nachhut preschte vorwärts, galoppierte auf ihren Schimmeln unerschrocken durch die schwarzen Linien der Albae und stach und schlug dabei Dutzende von ihnen nieder.
Ondori erstarrte. Obwohl die meisten ihrer Krieger nur Treffer in den Körper erhielten, erhoben sie sich nicht wieder. Welches Wunder auch immer an den Waffen der Gegner haftete, es war stärker als die Macht des Schwarzen Wassers.
    Wir sind so verletzlich wie gewöhnliche Kämpfer, dachte sie voller Entsetzen und wandte sich zur Flucht. Gegen diesen Feind gab es kein Bestehen.
Sie sprang über die Verletzten hinweg und suchte Rettung in dem vertrockneten Unterholz des Wäldchens, aus dem heraus sie angegriffen hatten.
Die Reiterei der Unbekannten fiel bald zurück, und die Fußtruppen konnten es mit ihrer Geschwindigkeit schon gar nicht aufnehmen. Dennoch wurde Ondori nicht langsamer, die Furcht vor dem heißen Licht beflügelte sie, peitschte sie an, ließ sie Seitenstechen und Atemnot vergessen, bis sie eine Lichtung erreichte und erschöpft zusammenbrach.
Sie blieb nicht lang allein. Nach und nach gelangten mehrere Überlebende ihrer Einheit zu ihr, mehr als zehn wurden es nicht.
Der Rest lag irgendwo weit hinter ihnen auf dem Weg, verbrannt oder erschlagen.
»Was war das?«, keuchte ein Alb verstört und erhoffte sich eine Antwort.
Ondori konnte nicht sprechen. Ihre Lungen taten weh, und als sie die schmerzende Stirn oberhalb ihrer Maske berührte, zerfiel die Haut raschelnd zu nichts, haftete als schwarze, klebrige Asche an ihrer Hand und gab die Sicht auf ihren Schädelknochen darunter frei.
Ihr wütender und zugleich gequälter Schrei hallte laut durch die Nacht, ihre Finger gruben sich in das Erdreich.
Unvermittelt traten ein paar breite, ausgelatschte Stiefel in ihr Gesichtsfeld. »Ho, was haben wir denn hier?«, sagte eine brummige Stimme, dann traf sie ein schwerer Gegenstand in den Nacken, und sie sank betäubt nieder.

VI
    Das Geborgene Land, 21 Meilen nordwestlich von Dsôn Balsur, Ende des 6234. Sonnenzyklus, Winter
    »Ich kenne sie. Ihre Maske hat sie verraten. Sie stand mir im Grauen Gebirge gegenüber und wollte mich töten.« Tungdil

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