Der Krieg der Zwerge
großart iger Kampf gewesen sein«, raunte Ingrimmsch ehrfürchtig. »Dass der singende Säufer derart austeilt, hätte ich ihm nicht zugetraut.«
Sie begannen mit der Suche nach den sterblichen Überresten der Verteidiger, um ihnen eine würdige Bestattung unter den Felsen zuteil werden zu lassen, fanden jedoch lediglich Fetzen ihrer Rüstungen und Kleider. Es sah so aus, als wären sie von den Horden Nôd'onns letztlich überrannt und zerrissen worden.
»Seht!« Balyndis deutete mit der Axt auf die Esse in der Mitte. »Sie glüht noch!«
Die Erleichterung brachte Tungdil zum Aufstöhnen. Damit sah er es als ges ichert an, alles fertigen zu können, was das neu entstehende Zwergenreich aus Eisen und Stahl benötigte. »Fachen wir sie an und zeigen, dass die Kinder des Schmieds in die Hallen und Minen Giselbart Eisenauges zurückgekehrt sind.«
Sie warfen vorsichtig Kohle auf das schwache Leuchten, zogen an den Ketten, welche die Flaschenzüge des übergroßen Blasebalgs betätigten, und hauchten dem Drachenbrodem neues Leben ein. Tungdil sandte zehn der Zwerge hinaus, um dem Tross Bescheid zu geben und sie hierher zu führen.
Derweil versuchte sich Balyndis an dem Windenmechanismus, der die Stahlplatten vor dem großen Schlot der Schmiede zur Seite schob. Einer der Verteidiger hatte ihn unbrauchbar gemacht, damit die Orks ihnen nicht durch den Rauchfang hatten folgen können.
Sie sah hinauf zur achtzig Schritt hohen Decke und zur Treppe, die sich in den Schlot schraubte, bis die massiven Platten ein Weiterkommen unmöglich machten.
»Es wird ein wenig dauern, aber ich bekomme es hin.« Sie sagte es absichtlich so laut, dass Tungdil, der etwas entfernt von ihr stand, sich angesprochen fühlen musste. »Sie haben ein Zahnrad und zwei Fanghaken zerschlagen, deshalb hat sich die Kette abgewickelt. Morgen ist es wieder wie frisch geschmiedet.«
Der Zwerg nickte, ohne sich zu ihr umzudrehen. »Wir haben schnell aufgeräumt. Die Kadaver verbrennen wir in der Esse; aus ihren eingeschmolzenen Rüstungen lässt sich sicherlich etwas herstellen.« Er entdeckte Zangen, Hämmer, Feilen, Meißel und andere Schmiedewerkzeuge unter den vermodernden Leichen. »Bald werden die Ambosse ihr altes Lied singen, auf welches das Graue Gebirge so lange hat warten müssen.«
Balyndis achtete darauf, dass sie niemand beobachtete, kam an seine Seite und packte ihn am Arm. »Tungdil Goldhand, was habe ich dir getan?«, stellte sie ihn zur Rede, und ihre braunen Augen versprühten mindestens so viel Feuer wie die Esse.
»Ich weiß nicht, was du meinst.« Er sah an ihr vorbei und täuschte vor, sich um die Beseitigung der Unordnung kümmern zu müssen, doch ihre kräftigen Schmiedinnenfinger gaben ihn nicht frei.
»Du tust so, als wäre ich ein niederes Wesen, das man mit Missachtung strafen muss. Es tut mir weh, von einem Freund auf diese Weise behandelt zu werden.«
»Einem Freund? «, brach es laut aus Tungdil heraus, und er lachte auf. »Ich war dein Gefährte, Balyndis, wir standen kurz davor, den Bund einzugehen! Und dann taucht ein dir völlig unbekannter, gleichgültiger Zwerg aus dem Clan der … was auch immer auf, und alles ist zu Ende.« Er schaute sie hoffnungsvoll an. »Ist es zu Ende?«
Sie schloss für einen Moment die Augen. »Es ist das Gesetz, Tungdil. Ich muss dem Clan gehorchen, ich hatte es dir erklärt …«
»Und dabei verzichtest du auf dein eigenes Glück?« Auf mein Glück…
»Ja«, erwiderte sie prompt. »Denn es gibt nichts Heiligeres, nichts Beschützenswerteres als die Traditionen. Sie haben unser Zusammenleben in tausenden von Sonnenzyklen geregelt, sie bewahren den Frieden für alle, sie sichern den Fortbestand unseres Stammes, auch wenn es bedeutet, dass nicht jedem Einzelnen sein Glück vergönnt sein kann. Du wirst es verstehen, wenn du erst in der Gemeinschaft lebst. Zumindest hoffe ich es.« Sie hob die Hand und wollte seine Wange streicheln, doch sein Kopf zuckte zurück.
»Nein, bitte«, lehnte er bitter ab. »Du machst es schlimmer für mich, als es ohnehin schon ist.«
Die Gefühle schnürten Tungdil die Kehle zu, er wandte sich ab und lief hinaus, wo ihm Boïndil begegnete. Der Krieger brachte die Ersten des Zwergenzugs und den eisigen Leib seines Bruders mit.
Froh, sich mit einer Aufgabe von seinen trüben Gedanken ablenken zu können, teilte Tungdil die Zwerge in Gruppen ein und ließ sie die zahlreichen Gänge entlang patrouillieren, bis sie sich sicher sein konnten, dass es keine Orks in ihrer
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