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Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition)

Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition)

Titel: Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swetlana Alexijewitsch
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Krieg aus war, konnte ich auf niemanden warten ...«
    Ljubow Igorewna Rudkowskaja , Partisanin
    »In Minsk fielen Bomben ...
    Ich rannte in den Kindergarten, meinen Sohn abholen, meine Tochter war außerhalb. Sie war gerade zwei geworden, sie ging in die Krippe, und die Krippe war aufs Land gefahren. Ich wollte erst meinen Sohn abholen und nach Hause bringen und dann sie holen. Ich wollte, dass wir alle zusammen waren.
    Ich komme zum Kindergarten, über der Stadt sind Flugzeuge, irgendwo fallen Bomben. Da höre ich meinen Sohn hinterm Zaun sagen: ›Habt keine Angst, Mama hat gesagt, die Deutschen werden geschlagen.‹
    Ich schaue durch die Gartentür, da stehen viele Kinder, und er beruhigt die anderen. Aber als er mich entdeckte, fing er an zu zittern und zu weinen – er hatte schreckliche Angst.
    Ich brachte ihn nach Hause, bat meine Schwiegermutter, auf ihn aufzupassen, und brach auf, meine Tochter holen. Ich rannte! Dort, wo die Krippe sein sollte, war niemand mehr. Die Frauen im Dorf sagten, die Kinder seien weggebracht worden. Wohin? Von wem? Sie sagten, wahrscheinlich in die Stadt. Zwei Erzieherinnen waren bei ihnen, sie hatten nicht erst auf ein Auto gewartet, sondern waren zu Fuß losgegangen. Bis zur Stadt waren es zehn Kilometer ... Und die Kinder waren noch ganz klein, ein bis zwei Jahre alt. Meine Gute, ich habe sie zwei Wochen lang gesucht ... In verschiedenen Dörfern ... Als ich in ein Haus kam und man mir sagte, das sei diese Krippe, das seien diese Kinder, konnte ich es nicht glauben. Sie lagen, verzeihen Sie, in ihren Exkrementen, hatten Fieber ... Wie tot lagen sie da ... Die Leiterin der Krippe war eine junge Frau – nun war sie grauhaarig. Sie waren den ganzen Weg bis zur Stadt gelaufen, unterwegs waren einige Kinder verloren gegangen, einige gestorben.
    Ich lief zwischen den Kindern herum und fand meine Tochter nicht. Die Leiterin tröstete mich: ›Verzweifeln Sie nicht, suchen Sie weiter. Sie muss hier sein. Ich erinnere mich an sie.‹
    Ich erkannte meine Elotschka nur an ihrem Schuh ... Sonst hätte ich sie nie und nimmer erkannt ...
    Dann brannte unser Haus ab ... Wir standen auf der Straße, besaßen nur noch das, was wir auf dem Leib trugen. Inzwischen hatten die deutschen Truppen die Stadt besetzt. Wir konnten nirgendwohin, ein paar Tage lang lief ich mit den Kindern durch die Straßen. Dann traf ich Tamara Sergejewna Sinizina, vor dem Krieg waren wir flüchtig bekannt. Sie hörte mich an und sagte: ›Kommen Sie mit zu mir.‹
    ›Meine Kinder haben Keuchhusten. Wie kann ich da mitkommen?‹
    Sie hatte auch kleine Kinder, sie konnten sich anstecken. Und das in so einer Zeit ... Es gab keine Medikamente, keine Krankenhäuser, nichts.
    ›Doch, kommen Sie mit.‹
    Meine Gute, kann man so etwas vergessen? Sie teilten ihre Kartoffelschalen mit uns. Ich nähte aus meinem alten Rock eine Hose für meinen Sohn, damit ich ihm etwas zum Geburtstag schenken konnte.
    Aber wir wollten gern kämpfen ... Das Nichtstun quälte uns ... Was war das für ein Glück, als wir die Möglichkeit bekamen, uns in die illegale Arbeit einzuschalten, nicht mehr die Hände in den Schoß legen mussten! Uns nicht mehr mit allem abfinden und warten. Nur warten. Meinen Sohn, er war ja schon größer, schickte ich für alle Fälle zu meiner Schwiegermutter. Sie stellte mir eine Bedingung: ›Ich nehme meinen Enkel zu mir, aber dass du nie mehr hier auftauchst. Sonst werden wir deinetwegen noch alle umgebracht.‹ Drei Jahre habe ich meinen Sohn nicht gesehen, ich hatte Angst, zu ihnen zu gehen. Meine Tochter, die nahm ich mit, als ich dann gesucht wurde, als die Deutschen auf meine Spur gekommen waren, da ging ich mit meiner Tochter zu den Partisanen. Fünfzig Kilometer habe ich sie getragen. Auf dem Arm ...
    Über ein Jahr war sie dort mit mir ... Ich denke oft: Wie haben wir beide das überlebt? Wenn Sie mich danach fragen – ich kann es Ihnen nicht sagen. Meine Güte, so etwas kann man unmöglich aushalten. Wenn ich das Wort ›Partisanenblockade‹ höre, bekomme ich heute noch Zähneklappern.
    Mai dreiundvierzig ... Ich wurde mit einer Schreibmaschine ins benachbarte Partisanengebiet geschickt, das von Borissow. Sie besaßen eine Schreibmaschine mit russischer Schrift, aber sie brauchten eine mit deutscher, und so eine hatten nur wir. Die hatte ich im Auftrag des illegalen Komitees aus dem besetzten Minsk rausgeschmuggelt. Als ich dort ankam, am See Palik, begann nach einigen Tagen die Blockade. Da war ich nun

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