Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition)
gekommen, Genosse Hauptmann.‹
›Komm mal her!‹
›Ich bin mit meiner Freundin hergekommen ...‹
›Mit der Freundin kann man zusammen tanzen gehen. Aber hier ist Krieg. Na, komm mal näher.‹
So wie ich war, mit Mamas Bluse auf dem Kopf, bin ich zu ihm. Ich zeigte ihm meinen Sanitäterinnenausweis. Und bettelte: ›Keine Angst, Onkelchen, ich bin stark. Ich habe als Krankenschwester gearbeitet ... Ich habe Blut gespendet ... Bitte ...‹
Sie studierten meine Papiere, und der Oberstleutnant ordnete an: ›Nach Hause schicken! Mit dem ersten Auto!‹
Aber bis so ein Auto kam, wurde ich erst mal in den Sanitätszug geschickt. Da saß ich und fertigte Mulltupfer. Sobald ich ein Auto zum Stab kommen sah, lief ich sofort in den Wald. Da blieb ich ein, zwei Stunden, und wenn das Auto wieder wegfuhr, kehrte ich zurück. Drei Tage lang, bis unser Bataillon ins Gefecht ging. Das erste Panzerbataillon der zweiunddreißigsten Panzerbrigade. Alle zogen ins Gefecht, und ich bereitete Unterstände für die Verwundeten vor. Schon nach einer knappen halben Stunde wurden die ersten Verwundeten gebracht ... Und Tote ... In diesem Gefecht fiel auch eines unserer Mädchen. Na, da dachten sie nicht mehr daran, mich wegzuschicken, hatten sich an mich gewöhnt. Die Chefs kamen nicht mehr darauf zurück ...
Und nun? Nun mussten wir militärisch eingekleidet werden. Wir bekamen Rucksäcke, in die wir unsere Sachen tun sollten. Nagelneue. Ich schnitt die Riemen ab, trennte den Boden auf und schlüpfte hinein. So hatte ich einen Uniformrock. Dazu trieb ich eine Feldbluse auf, die noch nicht allzu sehr zerrissen war, schnürte das Koppel um und präsentierte mich den Mädchen. Als ich mich stolz vor ihnen drehte, kam der Hauptfeldwebelin den Unterstand, hinter ihm der Kommandeur der Einheit.
Der Hauptfeldwebel: ›Stillgestanden!‹
Der Oberst kommt herein, und der Hauptfeldwebel sagt zu ihm: ›Genosse Oberstleutnant, gestatten Sie, Meldung zu machen! Ein besonderes Vorkommnis bei den Mädchen. Ich habe Rucksäcke ausgegeben, und sie sind selber reingeschlüpft.‹
Da erkannte mich der Kommandeur: ›Ach, du bist das, unser blinder Passagier! Tja, Hauptfeldwebel, die Mädchen müssen eingekleidet werden.‹
Von Wegschicken war nicht mehr die Rede. Wir wurden eingekleidet. Die Panzersoldaten haben Segeltuchhosen, mit Extraflicken auf den Knien, wir aber bekamen dünne Baumwollkombis. Die Erde war mit Metall vermischt, und überall waren Steine aufgewühlt – wir liefen wieder zerlumpt herum, denn wir saßen ja nicht im Auto, wir robbten über den Boden. Die Panzer brannten häufig. Wenn ein Panzersoldat am Leben blieb, dann war er voller Brandwunden. Auch wir bekamen welche ab, denn wir holten sie ja aus dem brennenden Panzer, krochen direkt ins Feuer. Es stimmt ... Es ist sehr schwer, jemanden durch die Panzerluke zu hieven, besonders einen Turmschützen. Und ein Toter ist schwerer als ein Lebender. Viel schwerer. Das lernte ich bald ...
Wir waren ohne jede Ausbildung, hatten keine Ahnung von Dienstgraden, und der Hauptfeldwebelbelehrte uns dauernd, wir seien jetzt richtige Soldaten, wir müssten höhere Dienstgrade grüßen und immer korrekt angezogen rumlaufen, den Mantel zugeknöpft.
Die Soldaten aber trieben gern ihren Scherz mit uns jungen Mädchen. Einmal wurde ich vom Sanitätszug nach Tee geschickt. Ich komme zum Koch. Der fragt: ›Was willst du?‹
Ich sage: ›Tee holen.‹
›Der Tee ist noch nicht fertig.‹
›Wieso nicht?‹
›Die Köche waschen sich in den Kesseln. Wenn sie fertig sind, dann kochen wir Tee ...‹
Ich glaubte das, nahm das todernst. Schnappte mir die Eimer und ging zurück. Unterwegs treffe ich den Arzt, der fragt: ›Wieso sind die Eimer leer? Wo ist der Tee?‹
Ich sprudele heraus: ›Die Köche waschen sich in den Kesseln. Der Tee ist noch nicht fertig.‹
Er fasst sich an den Kopf. ›Welche Köche waschen sich in den Kesseln?‹
Er brachte mich zurück, las dem Koch gehörig die Leviten, und ich bekam zwei Eimer Tee. Ich los mit dem Tee, da kommen mir der Politchef und der Brigadekommandeur entgegen. Sofort fällt mir ein, dass man uns beigebracht hat, als einfache Soldaten müssen wir jeden grüßen. Aber sie sind zu zweit. Wie soll ich zwei auf einmal grüßen? Ich überlege. Als sie auf meiner Höhe sind, stelle ich die Eimer ab, lege beide Hände an die Mütze und grüße erst den einen, dann den anderen. Sie hatten mich erst gar nicht bemerkt, nun aber erstarrten sie vor
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