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Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition)

Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition)

Titel: Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swetlana Alexijewitsch
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Koshuro‹. Wir holten von der Basis Tabak, Papirossy, Feuersteine – Dinge, ohne die der Soldat an der Front nicht auskommt –, und auf ging’s. Mal mit Autos, mal mit Fuhrwerken, meist aber zu Fuß mit ein oder zwei Soldaten. Alles auf dem eigenen Buckel. Bis zum Schützengraben kommt man nicht mit einem Pferdegespann, das hätten die Deutschen gehört. Alles auf dem eigenen Buckel. Meine Liebe ...«
    Jelena Nikiforowna Ijewskaja ,
    Soldatin bei den Versorgungstruppen

Von K-Seife und Arrest
    »Am ersten Mai habe ich geheiratet. Und am zweiundzwanzigsten Juni begann der Krieg. Da kamen die ersten deutschen Flugzeuge. Ich arbeitete in einem Heim für spanische Kinder, die man zu uns nach Kiew gebracht hatte. Das war siebenunddreißig ... Während des Spanischen Bürgerkriegs ...
    Wir wussten nicht, was tun, doch die spanischen Kinder begannen auf dem Hof schon mit dem Ausheben von Schützengräben. Sie wussten Bescheid ... Die Kinder wurden ins Hinterland geschickt, und ich fuhr ins Gebiet Pensa. Ich bekam den Auftrag, Lehrgänge für Krankenschwestern zu organisieren. Ende einundvierzig nahm ich selbst bei diesen Lehrgängen die Prüfungen ab, denn sämtliche Ärzte waren an die Front gegangen. Ich gab die Papiere aus und beantragte meine Versetzung an die Front. Ich wurde nach Stalingrad geschickt, in ein Feldlazarett. Dort war ich die Älteste von den Mädchen. Meine Freundin Sonja Udrugowa, wir sind heute noch befreundet, war damals sechzehn, sie hatte gerade die neunte Klasse abgeschlossen und eben diesen Schwesternlehrgang. Wir waren schon drei Tage an der Front, da saß Sonja im Wald und weinte. Ich ging zu ihr: ›Sonetschka, warum weinst du denn?‹
    ›Verstehst du das denn nicht? Ich habe schon seit drei Tagen meine Mama nicht mehr gesehen.‹
    Wenn ich sie heute daran erinnere, lacht sie.
    Am Kursker Bogen wurde ich vom Lazarett in eine Feldwäscherei versetzt, als Politstellvertreterin. Die Wäscherinnen waren Zivilangestellte. Wenn wir unterwegs waren, dann lagen auf dem Fuhrwerk Schüsseln, Waschtröge, Samoware – zum Wasserheißmachen –, und obendrauf saßen Mädchen in roten, grünen, blauen und grauen Röcken. Na, da lachten natürlich alle: ›Da kommt die Waschtruppe!‹ Mich nannten sie ›Waschtrogkommissarin‹. Erst später waren meine Mädchen anständiger gekleidet, haben sich sozusagen ›mit Klamotten versorgt‹.
    Die Arbeit war sehr schwer. Wir kamen an, bekamen eine Hütte zugeteilt, ein Haus oder eine Erdhütte. Dort wuschen wir die Wäsche, und vorm Trocknen mussten wir sie mit einer speziellen Seife tränken, K-Seife, gegen die Läuse. Wir hatten auch Insektenpulver, aber das half nicht, wir benutzten die K-Seife, und die stank ganz furchtbar. In dem Raum, in dem wir wuschen, trockneten wir die Wäsche auch, und dort schliefen wir auch. Wir bekamen zwanzig, fünfundzwanzig Gramm Seife für jeden Soldaten. Die war schwarz wie Erde. Viele Mädchen holten sich vom Waschen, von der schweren Arbeit, von der Anstrengung einen Leistenbruch und Hautausschlag von der K-Seife, die Fingernägel lösten sich, wir dachten schon, sie würden nie wieder nachwachsen. Trotzdem gab es höchstens mal ein, zwei Tage zum Ausruhen, dann musste man wieder waschen.
    Die Mädchen hörten auf mich.
    Einmal kamen wir an einen Ort, wo Flieger stationiert waren, eine ganze Einheit. Stellen Sie sich vor, sie sahen uns, wir waren alle schmutzig, zerlumpt, und da sagten diese Burschen verächtlich: ›Wer seid ihr schon, Wäscherinnen ...‹ Meine Mädchen haben fast geweint: ›Sehen Sie, Politstellvertreter, sehen Sie ...‹
    ›Macht nichts, wir werden uns rächen.‹
    Wir hatten eine Idee. Am Abend zogen meine Mädchen ihre besten Sachen an und gingen auf die Wiese. Eine spielte Akkordeon, die anderen tanzten dazu. Wir hatten verabredet: Keine tanzt mit einem Flieger. Die Flieger kamen, aber kein Mädchen beachtete sie. Sie tanzten den ganzen Abend nur miteinander. Schließlich klagten die Jungs: ›Bloß weil ein Dummkopf was gesagt hat, seid ihr nun auf alle böse.‹
    Eigentlich war es nicht erlaubt, Zivilangestellte in den Arrest zu sperren, aber was soll man machen bei hundert Mädchen? Bei uns war um elf Zapfenstreich, ohne Wenn und Aber. Sie sind immer wieder abgehauen – na ja, Mädchen sind eben Mädchen. Ich sperrte sie in den Arrest. Einmal kam ein Vorgesetzter aus der Nachbareinheit, und bei mir saßen gerade zwei.
    ›Was soll das? Sie sperren Zivilangestellte in den Arrest?‹, fragte er

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