Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (German Edition)
habe Wäsche gewaschen ... Den ganzen Krieg am Waschtrog ... Sie brachten die Wäsche ... Völlig zerschlissen und verlaust. Weiße Kittel, na so Tarnumhänge. Die waren voller Blut, nicht mehr weiß, sondern rot. Im ersten Wasser konnte man sie nicht waschen, das war so rot, dass es schon schwarz war ... Feldblusen ohne Ärmel, mit Löchern über die ganze Brust, Hosen ohne Hosenbeine. Wir haben sie mit Tränen gewaschen und mit Tränen gespült. Berge, ganze Berge solcher Wäsche. Wenn ich daran denke, tun mir heute noch die Arme weh. Ich träume oft davon, wie das war ... Rot und schwarz ...«
Maria Stepanowna Detko ,Soldatin, Wäscherin
»Wir haben Frauenarbeit gemacht ... Wir haben die Soldaten eingekleidet, für sie gewaschen und gebügelt – das war unser Heldentum. Wir waren mit Pferden unterwegs, selten mal mit dem Zug, die Pferde waren völlig erschöpft, eigentlich kann man sagen, wir sind zu Fuß bis Berlin marschiert. Wenn ich so zurückdenke, dann haben wir im Grunde alles gemacht, was gerade nötig war: Verwundete geborgen, am Dnepr Granaten geschleppt, weil man die nicht anders transportieren konnte, da haben wir sie kilometerweit getragen ...
Ich fürchte, mir ist nur sehr wenig eingefallen. Dabei habe ich so viel erlebt! So viel ...«
Anna Sacharowna Gorlatsch ,Soldatin, Wäscherin
»Der Hauptfeldwebel fragt: ›Mädchen, wie alt bist du?‹ – ›Achtzehn, wieso?‹ – ›Weil wir‹, sagt er, ›Minderjährige nicht gebrauchen können.‹ – ›Ich mache alles, was Sie wollen. Von mir aus auch Brot backen.‹ Da haben sie mich genommen ...«
Natalja Muchametdinowa ,Soldatin, Bäckerin
»Ich war gerade fertig mit dem Studium an der Pädagogischen Fachschule ... Als ich mein Diplom erhielt, war schon Krieg. Weil Krieg war, bekamen wir keine Stelle zugewiesen, sondern wurden nach Hause geschickt. Ich kam nach Hause, und nach ein paar Tagen wurde ich ins Wehrkomitee bestellt. Mama wollte mich natürlich nicht weglassen, ich war ja noch jung, erst achtzehn: ›Ich schicke dich zu meinem Bruder, ich sage einfach, du bist nicht hier.‹ Aber ich: ›Ich bin doch Komsomolzin.‹ Im Wehrkomitee sagte man uns, so und so, es werden Frauen gebraucht für die Feldbäckereien.
Eine sehr schwere Arbeit. Wir hatten acht Eisenöfen. Wir kommen in ein zerstörtes Dorf oder eine Stadt, stellen sie auf. Wenn die Öfen stehen, muss Brennholz her, zwanzig, dreißig Eimer Wasser, fünf Säcke Mehl. Wir achtzehnjährigen Mädchen haben Mehlsäcke von siebzig Kilo geschleppt. Zu zweit. Oder vierzig Brotlaibe auf einer Trage. Ich konnte die zum Beispiel nicht anheben. Tag und Nacht am Backofen, Tag und Nacht. Im einen Bottich kneten wir noch Teig, da müssen wir schon den nächsten ansetzen. Bomben fallen, und wir backen Brot ...«
Maria Semjonowna Kulakowa , Soldatin, Bäckerin
»Wir haben gebaut ... Bahnstrecken, Pontonbrücken, Unterstände. Die Front war ganz in der Nähe. Wir buddelten nachts, damit wir nicht bemerkt wurden.
Wir fällten Bäume. In meiner Abteilung waren fast nur Mädchen, alle blutjung. Nur ein paar Männer, alle frontuntauglich. Wie wir die Bäume getragen haben? Alle zusammen, die ganze Abteilung einen Baum. Wir hatten blutige Blasen an den Händen ... Auf den Schultern ...«
Soja Lukjanowna Wershbizkaja ,
Kommandeurin eines Bautrupps
»Bei Kriegsausbruch ... Da war ich neunzehn ... Ich wohnte in Murom im Gebiet Wladimir. Im Oktober einundvierzig wurden wir Komsomolzen zum Bau der Straße Murom – Gorki – Kulebaki geschickt. Zurück von der Arbeitsfront, bekamen wir Einberufungsbefehle.
Ich wurde in eine Nachrichtenschule bei Gorki geschickt, zu einem Lehrgang für Postangestellte. Anschließend kam ich zur kämpfenden Truppe – in die sechzigste Schützendivision. Ich war Offizier bei der Feldpost. Ich sah mit eigenen Augen, wie die Menschen weinten, den Briefumschlag küssten, wenn sie an der Front Post bekamen. Bei vielen waren alle Angehörigen umgekommen oder lebten auf besetztem Gebiet und konnten darum nicht schreiben. Dann schrieben wir selbst Briefe: ›Lieber Soldat, dir schreibt ein unbekanntes Mädchen. Wie schlägst du den Feind? Wann kehrst du siegreich heim?‹ Nächtelang saßen wir da und schrieben. Ich habe im Laufe des Krieges Hunderte solcher Briefe geschrieben ...«
Maria Alexejewna Remnewa ,
Unterleutnant bei den Postdiensten
»Ich war die ganzen vier Jahre Krieg auf Achse, immer den Hinweisschildern nach: ›Wirtschaft Schtschukin‹, ›Wirtschaft
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