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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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Sternenschein, der von Schatten durchzogen war.
    »Sehr beruhigend.«
    »Ich kann nicht versprechen, dass sie sanft mit jenen umspringen, die ihnen in die Quere kommen. Aber sie werden keinen Kratzer mehr zufügen, als nötig ist, den Wunsch Eures Lords zu erfüllen.«
    Albric neigte den Kopf. Es war nicht als Geste der Zustimmung gedacht; der Grund war lediglich, dass er den Kopf unter der Last seiner Schuldgefühle nicht länger hochhalten konnte. Aber Absichten zählten nicht, nur Taten, und er wusste, welches seine Taten sein mussten. »Also gut.«

13
    »Wie wäre es mit einem Sahnehörnchen?«, fragte Bitharn, breit lächelnd, um ihre Verzweiflung zu verbergen. Die Strahlende mochte sie retten, aber sie hatte kein gutes Händchen mit Kindern. Mütter hielten ihre Babys lieber von ihr fern, als könnten sie sich, wenn sie ihr zu nahe kamen, an ihrer Exzentrizität anstecken, und im Allgemeinen hatte Bitharn auch gar nichts dagegen. Lieber würde sie sich einer Bande räuberischer Maoliten stellen, als für einen Nachmittag die Verantwortung für eine Achtjährige tragen zu müssen … aber niemand hatte sie gefragt, und nun hatte sie den Schlamassel.
    Zum Glück nickte das kleine Mädchen, obwohl es den Daumen nicht aus dem Mund nahm. Bitharn stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, griff nach der anderen Hand der Kleinen und führte sie aus dem Haus. Vier Türen weiter die Straße entlang drehte sie sich schließlich zu dem Kind um und fragte: »Wo sollen wir eins holen?«
    Das Mädchen – Mirri war ihr Name – zeigte zurück in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren. Bitharn lächelte strahlend und entschied sich für einen Umweg; sie legte zuerst einige Häuserblocks zwischen sich und das Heim des Kindes, bevor sie mit ihm in die richtige Richtung zurückging. »Was ist denn deine Lieblingssorte?«
    Sie beobachtete Mirri aufmerksam, während sie versuchte, das Kind mit Geplauder aus seinem Schneckenhaus zu locken. Das Mädchen mochte ein wenig älter sein, als sie zuerst vermutet hatte. Den zehn näher als den acht vielleicht, aber klein geblieben durch den Hunger und noch immer befangen in Kleinkindgewohnheiten. Viele der Kinder in Tarnebrück waren so, das war ihr aufgefallen; vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass sie an der Grenze lebten. Bei Kindern aus Ländern, die vom Krieg zerrissen waren, war es genauso: Sie bekamen zu jung die Härte der Welt zu spüren, und das verdarb sie wie Setzlinge, die von einem späten Frost befallen wurden.
    Kelland war im Haus bei Mirris Mutter, die sich bei einem bösen Sturz im vergangenen Frühjahr das Bein gebrochen hatte. Es war schlecht verheilt, sodass sie bloß noch voller Schmerzen humpeln und unmöglich länger als eine Stunde stehen oder einen Eimer Wasser vom Fluss zu ihrem Haus tragen konnte, geschweige denn den Gemüsestand betreiben, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestritten. Ihre Verletzung war eine schwere Last für die Familie, und dieser Druck erklärte wahrscheinlich einiges von Mirris Größe und Verhalten.
    Obwohl Kellands Gebete den Bruch wahrscheinlich heilen konnten und die Frau sogar bis Sonnenuntergang wieder auf den Füßen stehen würde, musste das Bein zuvor abermals gebrochen und die Knochen gerichtet werden. Mirris Vater und ihr Bruder, ein starker Junge von vierzehn Jahren, sollten dabei helfen. Es war nicht einfach, einer erwachsenen Frau das Bein zu brechen, und die Knochen gewaltsam gerade zu ziehen, würde so seine Zeit dauern und alles andere als angenehm sein. Aber die drei konnten es schaffen, sodass Bitharn überflüssig war. Ebenso wenig musste Mirri die Schreie ihrer Mutter hören oder ihre Qualen mit ansehen. Auch konnte Kelland, wenn er seine Macht entfaltete, sehr beängstigend wirken, und ein Kind würde das vielleicht falsch verstehen.
    Also hatte sie mit dem Mädchen das Haus verlassen und musste jetzt eine Möglichkeit finden, Mirri für den Rest des Nachmittags zu beschäftigen, bis das Schlimmste vorüber war und sie gefahrlos zurückkehren konnten. Bitharn hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Das Mädchen mit Gebäck abzulenken, war ein Anfang, aber danach? Was machten die Leute den ganzen Tag lang mit Kindern?
    Als sie um den Stand eines Apothekers herumgingen und die Bäckerei in Sicht kam, begriff Bitharn mit einem flauen Gefühl im Magen, dass sie vielleicht nicht einmal das Sahnehörnchen bekommen würden.
    Ein Karren, auf dem sich Bastkäfige mit Geflügel türmten, hatte auf

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