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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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der gefurchten Straße direkt vor der Bäckerei ein Rad verloren, sodass seine Fracht heruntergefallen war. Verzweifelte Hühner und Gänse mit weißen Federn schrien und flatterten inmitten der Trümmer ihrer Käfige umher. Der Fuhrmann schrie auf seine Vögel ein – vergebens; Passanten versuchten zu helfen, stahlen sein Federvieh oder gaben sich einfach alle Mühe, den in Panik geratenen Vögeln auszuweichen, während sie die Straße entlanghuschten. Auch die Vögel waren vollkommen verwirrt. Einige versuchten zu fliehen, andere pickten nach den Krumen, mit denen die Stufen vor der Bäckerei übersät waren, und alle leisteten sie ihren Beitrag zur Verschlimmerung des Chaos. Die Tür zur Bäckerei war den gefiederten Widersachern versperrt, und offenkundig würde niemand auch nur ein Pennybrötchen kaufen, bevor die Straße geräumt war.
    »Nun«, sagte Bitharn, während sie den Wahnsinn betrachtete, »würdest du dir das gern ansehen?«
    Mirri schüttelte den Kopf. Sie nahm den Daumen gerade lange genug aus dem Mund, dass sie »Hunger« sagen konnte, dann steckte sie ihn wieder hinein.
    Bitharn benötigte keinen zweiten Blick auf die mageren Schultern des Mädchens, um das zu glauben. »Natürlich hast du Hunger. Wo kann man sonst noch gutes Gebäck bekommen?«
    Das Kind saugte kräftiger an seinem Daumen und dachte nach. »Mathas«, sagte sie schließlich. »Er hat gutes Gebäck.«
    »Ach ja? Wo ist das?«
    »Hier entlang.« Mirri griff nach Bitharns Hand und führte sie von den schreienden Vögeln weg; sie lenkte sie mit einer Zuversicht durch die Straßen, die ihr ständiges Daumenlutschen Lügen strafte. Offensichtlich kannte das Mädchen die Stadt, und die Menschen, die sie unterwegs trafen, schienen Mirri ebenfalls zu kennen. Einige riefen ihr freundliche Grußworte zu, die Mirri mit feierlichem Nicken erwiderte. Die meisten blieben jedoch still, und Bitharn sann darüber nach, wie seltsam es sein musste, in einer Stadt zu leben, die in jedem Winter vor Fremden überquoll, dass sie beinahe aus allen Nähten platzte, und sich im nächsten Frühling wieder leerte. Die Hälfte der Menschen auf den Straßen schienen Fremde zu sein.
    Mathas’ Laden lag an einer Kreuzung zwischen zwei schmalen, aber viel befahrenen Straßen, neben einer Taverne und unweit einer Schreiberstube. Tarnebrück war zu klein für den extremen Wohlstand und die extreme Armut, die Bitharns Erfahrung nach in den Städten zu finden war, aber sie hatte den Eindruck, dass die Läden hier ein wenig mehr nach Wohlstand aussahen und die Häuser ein wenig größer waren. Zu dieser Stunde hätte es hier nur so von Menschen wimmeln sollen, die ihr tägliches Brot kauften, und von Hausfrauen, die ihre eigenen Brotlaibe zu den Gemeinschaftsöfen brachten, wo sie für einen Penny gebacken wurden. Stattdessen waren die Türen der Bäckerei geschlossen, und die Straße davor war verlassen. Nur ein finster blickender alter Mann saß auf den Stufen, drehte einen zerbeulten Hut in den Händen und funkelte die Passanten mit stummem Zorn an.
    Mirri hielt sich von dem Mann fern, aber Bitharn sah keinen Grund, schüchtern zu sein.
    »Entschuldige bitte«, sagte sie und näherte sich dem versperrten Laden, »ist diese Bäckerei geschlossen?«
    Der alte Mann sah blinzelnd zu ihr auf. Er hatte den gebräunten Hals und die schwieligen Hände eines Arbeiters, und er starrte die Frau, die in Reithosen gekleidet war und einen Bogen bei sich trug, mit unverhohlenem Interesse an. Gerade als Bitharn ihn anfauchen wollte, er solle damit aufhören, antwortete er ihr. »Der Bäcker hat sich gestern Nacht das Genick gebrochen. Der Junge des Brauers hat heute vor einer Schenke seinen Leichnam gefunden. Ich schätze, er war betrunken und ist gestolpert.«
    »Oh. Tut mir leid, das zu hören.« Bitharn neigte höflich den Kopf und wollte sich abwenden.
    »Wartet«, sagte der Mann. »Ihr seid die Frau, die mit dem Verbrannten Ritter reist? Hübsches Mädchen in Männerkleidern – davon bekommt man nicht allzu viele zu Gesicht.«
    Bitharn nickte. Sie hätte gern gelogen – niemand stellte diese Frage, wenn er nicht anschließend um etwas bitten wollte –, aber in Mirris Gegenwart konnte sie sich nicht dazu durchringen.
    »Ich möchte eine Gunst erbitten.« Der Mann zögerte und zerdrückte den weichen Stoff seines Huts in den Händen. Plötzlich unsicher geworden, schien er in sich zusammenzuschrumpfen. »Mein Name ist Haeric. Ich hätte ihn persönlich darum gebeten, aber

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