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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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als warteten sie darauf, dass ein Henker mit ihrer Mahlzeit herauskommen würde. Die Ghulhunde waren nirgends zu sehen, und Albric wollte nicht nach ihnen Ausschau halten. Er übersah Severines Zelt völlig und hoffte, dass sie ihm die gleiche Gunst erweisen würde.
    Doch so viel Glück hatte er nicht. Er hatte kaum einen Fuß auf die Lichtung gesetzt, da kam sie auch schon aus der Dunkelheit auf ihn zu, glitt über das herabgefallene Laub mit der Lautlosigkeit eines Schattens. Sie trug das Gesicht der toten Frau, was bedeutete, dass sie heute ebenfalls in der Stadt gewesen war. Severine tarnte sich nur dann als die ermordete Pilgerin, wenn sie die braven Leute von Tarnebrück besuchen ging. Er erinnerte sich nicht daran, sie gesehen zu haben, aber er hatte auch nicht darauf geachtet, daher hatte das nicht viel zu bedeuten.
    »Was ist?«, fauchte Albric, der nicht in der Stimmung für Nettigkeiten war. Er hätte sich volllaufen lassen sollen. Wenn er Glück gehabt hätte, wäre er vielleicht im Vollrausch gestolpert und hätte sich das Genick gebrochen, während er durch die Gräben taumelte, und das wäre doch ein hübsches Ende für die ganze Geschichte gewesen, nicht? Aber so hätte sich ein Feigling aus der Affäre gezogen; wenn er das tat, würde er seinen Lord enttäuschen, und alles, was er bisher getan hatte, wäre vergebens gewesen. All diese Toten, für nichts und wieder nichts.
    Der Dornenlady schien seine Übellaunigkeit nichts auszumachen. »Ich habe neue Anweisungen erhalten.«
    »Oh? Keine Folter und Ermordung von Menschen mehr, die nichts mit unserer Aufgabe zu tun haben? Moment, das war niemals eine Anweisung. Aber was soll’s, ist mir doch egal.«
    Sie zog eine sandfarbene Augenbraue hoch, doch ihre Haltung blieb heiter, eine seltsam elegante Pose für einen so plumpen Leib. »Ich soll auf Sir Kellands Ankunft warten. Die Krähen haben ihn gesehen; er ist auf dem Weg hierher.«
    »Ihr wurdet dafür angeheuert, Euch um ein Kind zu kümmern. Ein Kind. Niemanden sonst. Nicht um irgendwelche unglücklichen Pilger im Wald, nicht um einen verdammten Bäcker, nicht um einen von den Göttern verfluchten Sonnenritter, um der Strahlenden willen!« Albric riss sich mit Mühe zusammen und zwang sich, leiser zu sprechen. Der Wein, den er getrunken hatte, schwappte wie Säure in seinem Magen. »Ein einziges Kind. Das zu töten Ihr Euch trotz all der anderen Morde als bemerkenswert unfähig erwiesen habt.«
    »Das Problem wird in Kürze erledigt sein. Die Krähen haben den Jungen ebenfalls gesehen.«
    »Gut. Dann gebt ihm den Rest, damit unser Handel abgeschlossen ist. Danach ist es mir völlig gleichgültig, was Ihr tut. Ich werde es mir vielleicht sogar versagen, die Männer meines Lords wegen der Morde auf Eure Fährte zu hetzen. Für ein oder zwei Tage. Wenn Ihr sofort aufbrecht, werden sie Euch vielleicht nicht einfangen.«
    »Der Versuch wäre eine Verschwendung ihres Lebens.« Severine ließ den Zauber, der sie umgab, verblassen und nahm wieder ihre eigene Gestalt an. Sie schob die Hände in die weiten Ärmel ihres Umhangs, sodass sie zur Gänze in Schwärze getaucht war und ihr Gesicht körperlos in der Nacht zu schweben schien. »Wie dem auch sei, ich werde Eure Hilfe bei Sir Kelland brauchen.«
    »Nein.« Sämtliche Überreste von Albrics Gewissen erhoben sich und rebellierten. »Damit will ich nichts zu tun haben. Kümmert Euch um das Kind, und dann fort mit Euch!«
    »Nicht schwer … falls Ihr das wahrhaft wollt. Ja. Ich kann das Kind töten und das Mädchen, das es bei sich trägt, und den falschen Ritter, der sich in der Rolle ihres Beschützers sieht. Und alle anderen, die mit ihnen auf der Straße unterwegs sind«, sagte sie mit einem Glitzern boshafter Erheiterung angesichts seiner Überraschung. »Sie waren nicht so töricht, Tarnebrück allein zu verlassen. Sie sind in Gesellschaft der Vis Sestani aufgebrochen. Und es wird mir nicht schwerfallen, sie mir alle vorzunehmen – alles im Rahmen unseres Vertrags. Die Vis Sestani tragen keine Waffen. Wie Ihr wisst.«
    »Und wenn ich bleibe und Euch beim verbrannten Ritter helfe?«, fragte Albric und verabscheute sich dafür.
    »Dann stirbt nur das Kind. Ich werde meinen Schoßtieren verbieten, denen etwas anzutun, die sich nicht einmischen.« Severine ließ die Arme sinken und hielt ihre verstümmelte Hand hoch, als wolle sie den Schwur eines Lehnsmanns nachäffen. Die nackten Knochen und die silbernen Schnallen an ihren beiden Fingern funkelten im

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