Der Krieger und der Prinz
ich das nicht feiern?«
Und Leferic hatte keine Antwort gehabt, die nicht nach blankem Neid geklungen hätte. Also hatte er still danebengestanden, während Galefrid wieder einmal mehr ausgab, als er besaß, und dann war er in sein Arbeitszimmer zurückgekehrt und hatte diese Sache der langen Liste von Gründen hinzugefügt, weshalb sein Bruder sterben musste. Galefrid hatte nie verstanden, wie dumm es war, das gemeine Volk feiern zu lassen, wenn die Schatzkammer leer war; damit erreichte er nur, dass seine Untertanen später doppelt so viele Abgaben zahlen mussten, um die Kosten zu begleichen.
Als Regent wäre er eine Katastrophe gewesen. Die Feiern zu Wistans Geburt hatten sein Schicksal besiegelt. Daran erinnerte sich Leferic sehr gut.
»Galefrid hat tatsächlich viel Geld ausgegeben«, stimmte der alte Gesith ihm trocken zu. »Wir sind immer noch den größten Teil davon schuldig, und die Kaufleute werden allmählich ungeduldig.«
»Wie das?« Leferic war persönlich die Bücher durchgegangen; er hatte versucht, etwas zu finden, das Lord Ossaric vielleicht dazu hätte veranlassen können, der Torheit einen Riegel vorzuschieben. Aber er hatte nicht viel gefunden. Die Bücher hatten klargemacht, dass Bullenmark hohe Steuern erheben müsste, damit es sich die von Galefrid geplanten Feiern leisten konnte. Wenn man jedoch sehr sparte, käme man vielleicht zurecht, indem man den Eltern seiner jungen Frau den größeren Teil der Kosten aufbürdete.
Letzteres erwies sich jetzt jedoch als Falle, tödlich wie ein Riss in einem Kettenwams. »Marityas Eltern wollen nicht zahlen?«
»Genau.«
Er wünschte sich, er hätte seinen toten Bruder noch einmal erstechen können. »Die Strahlende stehe uns bei! Weshalb sollte man die Tochter eines Kaufmannes heiraten, wenn nicht des Geldes wegen?«
Heldric sah ihn mit einer schiefen Miene an, die vielleicht eine flüchtige Ähnlichkeit mit einem Lächeln aufwies. »Manch einer könnte von Liebe sprechen. Ich glaube, bei Eurem Bruder könnte das sogar der Fall gewesen sein. Aber ebenso hat Sir Galefrid sich auch niemals die Mühe gemacht, viel über die Sitten und Bräuche von Seewacht in Erfahrung zu bringen. Sonst hätte er gewusst, dass es zwar Sitte und Brauch ist, dass die Eltern der Mutter bei der Geburt des ersten Kindes sehr großzügig sind, dass die Mittel jedoch erst fließen, wenn das Kind ein Jahr alt geworden ist. Die Menschen von Seewacht sind praktisch und sparsam. Zu viele Kleinkinder sterben in der Wiege, und daher leeren die Großeltern – wie stolz sie auch sein mögen und wie vermögend – nicht für jedes gleich die Börse.«
»Halt. Das Geld, das Galefrid für Wistans Geburtstagsfeier ausgegeben hat, das Geld, auf das er sich verlassen hat – dieses Geld hat er noch gar nicht besessen? Er wusste, dass Marityas Eltern dieses Geld erst dann zahlen würden, wenn ihr Enkelsohn ein Jahr alt war?«
Heldric neigte den Kopf. »Der erste Teil ist wahr, ja, Mylord. Im Hinblick auf den zweiten Teil … Wer bin ich zu sagen, was Euer Bruder wusste und was nicht?«
»Ihr braucht gar nichts zu sagen«, murmelte Leferic. »Also ziehen Marityas Eltern ihr Geschenk zurück.«
»Das haben sie uns mitgeteilt, ja. Die Nachricht kam heute Morgen. Ich habe noch die Schriftrolle, wenn Ihr ihre eigenen Worte zu lesen wünscht. Sie sind nicht freundlich. Reinbern de Marst gibt den ›Barbaren aus dem Norden‹ die Schuld am Tod seiner Tochter und seines Enkelsohns und verflucht Euren Vater, dass er die Verbindung erlaubt hat. Er wird wohl kaum empfänglich für irgendwelche Andeutungen sein, dass er in unserer Schuld steht.«
»Was ist, wenn wir ihm sagen, das Geld werde für die Beerdigung benötigt?«, schlug Leferic mit düsterer Erheiterung vor. »Oder wir könnten ihn fragen, ob er eine andere Tochter hat, die ich heiraten und schwängern könnte, wenn ihm diese Idee nicht gefällt. Vielleicht kann man die Kaufleute überreden, mit ihren Forderungen zu warten, bis dieses Kind ein Jahr alt ist.«
Heldric entschloss sich, diese Bemerkung keiner Antwort zu würdigen. »Wir müssen das Geld anderswo auftreiben. Cadarns Männer müssen bezahlt werden, Sir Galefrids Schulden müssen beglichen werden, und ich fürchte, Ihr werdet schon bald um Eures Vaters willen neue Schulden machen müssen.«
»Warum?«
»Der König kommt.«
»König Raharic? Hierher? Warum?«
»Nicht hierher. Er kommt nach Schloss Schwarzast. Allerdings immer noch nah genug, dass Ihr ein hübsches
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