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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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einem Schneeschauer, der von den Bäumen fiel, auf ihn zu, die Krallen ausgestreckt und die scharfkantigen Zähne gebleckt in der Erwartung der süßen Wärme lebendigen Bluts. Sie kamen von allen Seiten, ausgezehrt und so schnell, dass ihre Gestalten verschwammen: zwei, drei, vier. Die anderen blieben in ihren Verstecken, Albric wusste nicht, warum, aber die vier, die herauskamen, waren genug. Mehr als genug. Sie umringten den Verbrannten Ritter und versperrten Albric die Sicht auf den Mann, während ihre Klauen scharrten und ihre Kieferknochen mahlten.
    Sein Schwert bewegte sich, bevor der erste in Reichweite war. Kellands Klinge tanzte durch eine schwindelerregende Abfolge von Paraden, tief, hoch, links, rechts, obwohl die Klauen der Ghulhunde nicht nahe genug waren, um sie abzublocken. Albric fragte sich, ob der Mann wahnsinnig war. Warum Energie verschwenden, wenn er keinen Feind verletzen konnte? Glaubte er etwa, er könne sie beeindrucken? Es war eine schöne Darbietung von Geschick, gewiss, aber vergeudet an die hungrigen Toten. Niemand konnte ewig kämpfen; damit erreichte der Ritter bloß, dass er allzu bald ermüdete.
    Dann stürzte sich der erste Ghulhund auf ihn, und Albric sah, dass er sich geirrt hatte.
    Das Gitterwerk, das die Schwerthiebe des Ritters zeichneten, explodierte zu einem weiß und golden glühenden Geflecht, das sich jedoch nur dort zeigte, wo der Ghaole hineinsprang. Das Muster, in dem es gewebt war, war zu dicht, als dass Albric es mit den Augen hätte verfolgen können, aber er sah, dass es aus goldenen und weißen Fäden bestand, die immerzu umherwirbelten und dadurch eine schimmernde Mauer bildeten.
    Der weiße Teil des Gitterwerks blieb stabil und hielt den Ghulhund fest, während sich der goldene wie heiliges Feuer in das Fleisch der Bestie bohrte. Unbehaarte Haut verwelkte, brannte, rollte sich auf und schälte sich, sodass sich sehnige, rosafarbene Muskeln und nackte Knochen zeigten. Der Ghulhund schrie, ein Laut, bei dem Albric bis ins Mark erstarrte, und zerrte rachedurstig an dem Netz, das ihn gefangen hielt, was jedoch nur dazu führte, dass er sich die Pfoten an dem feurigen Netz abschnitt. Die Kreatur heulte, als ihre Klauen in den Schnee fielen.
    Kelland kehrte der magisch gewobenen Mauer den Rücken zu und stellte sich seinen übrigen Feinden, die heransprangen, allerdings vorsichtig jetzt. Sie näherten sich unsicher, weil sie nicht wussten, von wo aus sie gefahrlos angreifen konnten.
    Der Verbrannte Ritter wartete nicht ab, bis sie sich entschieden hatten, sondern stürzte sich auf den nächsten Ghul zu seiner Linken. Wieder und wieder hieb er auf Flanke und Schulter ein und trieb das Geschöpf jedes Mal weiter nach links. Er hielt seinen Schild erhoben, um die hektischen Klauen des Ghaole abzuwehren, ließ es jedoch bei jedem Hieb leicht zittern. Der Ghulhund schluckte den Köder: Er packte den Schild mit beiden Pfoten und versuchte, ihn dem scheinbar schwachen Griff des Ritters zu entwinden.
    Sofort stieß Kelland den Schild nach vorn und brachte seinen Angreifer, der keinen Widerstand erwartet hatte, aus dem Gleichgewicht. Rückwärts taumelnd krachte der Ghaole in das sonnenbeschienene Netz, wo er in Flammen aufging.
    Der Verbrannte Ritter drehte sich geschmeidig zur Seite, wobei er auf die Macht der Göttin vertraute, seinen Feind in Schach zu halten, dann stieß er sein Schwert tief in die Eingeweide eines Ghuls, der geglaubt hatte, er sei abgelenkt. Er sprach ein heiliges Wort, und Licht flammte von der Klinge auf, sodass sich die Rippen des Ghulhunds als Relief zeigten: ein Käfig aus Schatten, dem es nicht gelang, das Leuchten auszuhalten, das wie ein gefangener Stern in ihm brannte. Eine nach der anderen zersprangen die Rippen des Ghaole und wurden zu Asche. Die Kreatur taumelte zurück, erbrach Licht und brannte im Fallen weiter. Einen Wimpernschlag später war bloß noch eine Handvoll verkohlter Knochen und ein Schädel in einer Schlammpfütze von ihr übrig.
    Kelland hielt nicht inne, um zuzuschauen. Er war vollkommen sicher in seiner Magie; er zögerte nicht, dem geschlagenen Ghaole den Rücken zuzuwenden und sich den beiden entgegenzustellen, die zu guter Letzt einen Weg um die unsichtbare Mauer herum entdeckt hatten.
    Er erledigte denjenigen der beiden, der näher war, mit drei schnellen Hieben, zwang ihn in die Knie und schlug ihm dann den Kopf ab. Den anderen hielt er mit seinem Schild in Schach – nur für einen Moment, aber mehr als ein Moment war

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