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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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Säuglinge zu stillen, und hieß die Wärme des Feuers für die beiden Kinder ebenso wie für sich selbst willkommen.
    Er tat ihren Dank mit einem nachlässigen Achselzucken ab. Nachdem er die Hälfte der Fleischbrocken auf einen anderen Stock gespießt und Odosse gegeben hatte, setzte Brys sich hin und verzehrte mit demselben Stock, mit dem er den Hund angelockt hatte, den Rest des zähen, zweimal gekochten Fleisches. »Sagen wir, jemand versucht, die Kinder zu töten, die du an der Brust hast. Was tust du? Fängst du an zu beten? Appellierst du an ihren Anstand? Nein. Du kämpfst. Mit aller Macht. Wenn du auch nur einen Herzschlag lang an etwas anderes denkst, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben.«
    »Mag sein«, erwiderte Odosse leise, während sie zusah, wie Aubry sich an sie schmiegte, »aber verstehst du denn nicht? Ich würde für sie kämpfen. Ich würde kämpfen, um sie zu beschützen, weil sie schwächer sind als ich und weil ich sie liebe. Liebe beschützt sie und stärkt mich.«
    »Hübsche Worte eines frommen Herzens. Hoffen wir lieber, dass es niemals darüber hinaus auf die Probe gestellt wird.«
    »Warum bist du so feindselig?«
    »Weil es nicht wahr ist.« Er stach mit seinem Stock über das Feuer hinweg in ihre Richtung. An der Spitze glänzte das Fett, und es zischte, als es die Flammen berührte. »Frömmigkeit beschützt niemanden. Ehre beschützt niemanden. Weißt du, wie viele von all den tapferen und noblen Rittern, die mit Galefrid nach Weidenfeld geritten sind, überlebt haben? Ein einziger. Ich. Weil ich nicht in der Kapelle war. Alle anderen haben gebetet und sind gestorben, und der Sünder ist mit dem Leben davongekommen. Was sagt dir das?«
    »Dass du dir selbst Vorwürfe machst, weil du Glück hattest«, antwortete Odosse.
    Da sah er sie lange an. Anschließend lachte er noch länger, ein hartes Keuchen, das sich eher nach einem Schluchzen als nach Belustigung anhörte. Aber in seinen Augen standen keine Tränen, und als Brys zu lachen aufhörte, warf er seinen Stock ins Feuer und ging ohne ein weiteres Wort zu seinem Schlafsack.
    Am Morgen band er den Hund los. Sie gingen weiter, und er folgte ihnen nicht.
    Der erste Frost des Winters erreichte sie in Tarnebrück.
    In Odosses Augen war das Dorf fast eine Stadt. Sie hatte noch nie eine so große Siedlung gesehen. Mauern aus aufgehäufter Erde und zugespitzten Pfählen umringten Tarnebrück, flankiert von Wällen aus Stein entlang des Wassers. In der Mitte der Stadt erhob sich ein Turm aus Stein und Holz auf einem irdenen Hügel und bot einen Blick über das umliegende Land.
    Zwei hohe Brücken aus hellem Stein überspannten den breiten, träge fließenden Seivern und verbanden Langmyr und Eichenharn. Die Brücken bestanden aus dem gleichen glänzenden Stein wie die Straße der Flusskönige, und sie schimmerten unter der wolkenverhangenen Sonne, als hätten sie das Licht eingefangen. Sie waren uralt gewesen, als der erste Städter sich zu ihren Füßen angesiedelt hatte; neben ihnen nahmen sich die Mauern von Tarnebrück aus wie verstreutes Kinderspielzeug.
    Anmutige Türme aus funkelnd weißem Stein rahmten die Brücken ein, zwei an jedem Ende. Wer immer die Türme kontrollierte, kontrollierte den Übergang, denn es war unmöglich, die Brücken zu überqueren, ohne zwischen den beiden Türmen links und rechts hindurchzugehen, und von allen vier Türmen aus hatten Bogenschützen über die Brücke hinweg freies Schussfeld.
    Die Königsgeisttürme nannte man sie in Langmyr; wenn sie einen anderen Namen hatten, so kannte Odosse ihn nicht. Zwei Könige und zwei Prinzen waren in diesen Türmen gestorben, ebenso wie ungezählte andere, die nicht mit Kronen gesegnet gewesen waren, sodass die Sänger sie vergessen hatten. Die Geschichten, die überlebten, waren schauerlich genug. Als sie an ihren filigranen Fenstern vorbeikam, wandte sie den Blick ab.
    Brys und Odosse nahmen nicht die Brücken. Stattdessen waren sie schräg nach Norden gegangen, hatten stromaufwärts bei Seivernfurt den Fluss überquert, waren südlich über Eichenharn zurückgegangen und näherten sich jetzt dem Nordtor von Tarnebrück. Manchmal waren sie über die Straße der Flusskönige gegangen, die so glatt war wie Milchglas, und manchmal über gewundene Viehpfade, die sie tief unter die Äste des bayarnischen Waldes geführt hatten. Fast zwei Wochen lang hatten sie keine andere lebende Seele gesehen. Vielleicht war das der Grund, warum sie die Viehpfade nahmen,

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