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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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eingelassen war, so groß wie ein Wachtelei. Und feurig war das Schmuckstück wie das Herz der Strahlenden. Angeblich war es verzaubert, sodass niemand seinen Träger belügen konnte, aber selbst ohne diese Eigenschaft wäre es unbezahlbar gewesen. Es war einer der größten Schätze unseres Hauses.
    Wir behielten das Sonnenjuwel, nachdem wir unseren Titel und unsere Ländereien nach Rhodrics Ungnade verloren, aber am Ende verloren wir auch dies. Als Witwenburg fiel, wurde mein Großvater von den Langmyrnern gefangen genommen. Sein Sohn, mein Onkel, brachte das Sonnenjuwel als Lösegeld in die Burg … aber Lord Veltaine ermordete sie beide und behielt den Stein. Später ließ er ihn aus der Brosche nehmen und in die Krone des Hauses Veltaine einarbeiten; seine Enkelsöhne tragen diese Krone heute noch.
    Das ist die Kränkung, die meinen Neffen das Leben gekostet hat. Sie haben ihn bei dem Versuch ertappt, sich in der Verkleidung eines Dieners in die Burg Veltaine einzuschleichen, und sie haben ihn wegen Diebstahls verurteilt und gehängt. Ich hätte ihn nicht für so töricht gehalten.« Heldric schüttelte langsam den Kopf. Dann sah er wieder zu Leferic hinüber. »Er wäre besser dran gewesen, hätte er so gedacht wie Ihr. Vergesst die alten Legenden, den alten Groll. Vergesst, was wir verloren haben. Schaut auf den heutigen Tag. Sie haben Euren Bruder und Euren Neffen ermordet, und doch wart Ihr so nachsichtig, ihren erschlagenen Kindern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ich kann nicht sagen, dass ich Eure Geduld besitze, Mylord, aber ich kann diese Eigenschaft bei einem anderen Mann bewundern.«
    »Danke«, sagte Leferic, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Er schob die Worte des Gesith beiseite, um später darüber nachzudenken. »Aber ich habe Euch hergerufen, um über eine andere Angelegenheit zu sprechen. Der Nordländer in der großen Halle heute. Cadarn, der Mann, der Lusian zu uns gebracht hat. Was wisst Ihr über ihn?«
    »Wenig genug, Mylord. Er reist mit vielleicht zehn seiner Gefährten. Allesamt Skar Skraeli von den Weißen Meeren, und allesamt behaupten sie, Verwandte zu sein. Söldner, glaube ich. Sie waren wegen der Wettbewerbe zum Schwerttag in Isencras, wo sie, wie ich hörte, vordere Plätze bei den Nahkämpfen belegt haben, und sie reisten nach Osten, um Anstellung in Thelyand zu suchen, als sie von dem … Unglück in Kleinwald abgelenkt wurden.«
    »Thelyands Schlacht ist bereits verloren«, bemerkte Leferic, »und König Merovas verarmt. Die Eisenlords sind harte Feinde. Cadarns Männer wären vielleicht besser beraten, den Winter hier zu verbringen. Findet heraus, wo sie wohnen. Wenn nicht in der Burgstadt, arrangiert dort Unterkünfte für sie. Das ›Rose und Bulle‹ sollte dem Zweck genügen. Findet heraus, ob sie im Gasthaus Ärger machen, ob sie zu viel trinken oder sich mit den Gästen prügeln. Wenn sie einigermaßen nüchtern sind und alle so wie der Mann, der heute vor mich hingetreten ist, bietet ihnen Posten in meiner Wache an. Eine Jahreszeit zu gutem Lohn. Sagt ihnen, dass es ihnen freisteht, zum Ende des Winters zu gehen, wenn ihnen meine Herrschaft nicht gefällt; aber Cadarns Haltung hat mich heute beeindruckt, und ich hätte gern so mutige Männer an meiner Seite.«
    Heldric legte den Kopf schief und sah nachdenklich drein. »Ein kluger Plan, Mylord.«
    »Man kann nie zu viele gute Schwerter haben«, sagte Leferic und zuckte mit geheuchelter Lässigkeit die Achseln. Er bezweifelte, dass Heldric sich täuschen ließ. Sie beide wussten, dass es keine Routineangelegenheit war, die Burgwachen zu ergänzen.
    Wenn Leferic einer Fehleinschätzung unterlag und seine Lehnsmänner ernsthaft Verrat planten, würde er sie nur gewaltsam in die Knie zwingen können. Er wagte nicht, sich auf die Soldaten von Bullenmark zu verlassen. Sie waren Galefrids Männer gewesen, nicht seine. Außenseiter dagegen würden keine Verpflichtungen haben, die ihre Loyalität ihm gegenüber untergraben könnten, und ein Mann, dem seine Ehre so viel bedeutete, dass er persönlich einen Mörder von Kleinwald nach Bullenmark schleppte, damit der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, war so vertrauenswürdig, wie Leferic es sich nur wünschen konnte.
    »Natürlich«, pflichtete Heldric ihm glatt bei. »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Nein. Ich danke Euch.«
    Nachdem der Gesith gegangen war, saß Leferic allein in seiner Bibliothek und las zum tausendsten Mal Inagliones Dreizehn Grazien. Der Wind

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