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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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dem Knüppel hatte nicht davor zurückgeschreckt, Renshil beinahe zu töten, und Brys sah keinen Grund, seine Einschätzung zu hinterfragen. Wenn die eigenen Freunde eines Mannes sich nicht die Mühe gaben, ihn am Leben zu erhalten, wer war er, ihnen zu widersprechen?
    »Du hättest deine Verluste hinnehmen sollen.« Er packte Renshil an den Haaren, riss seinen Kopf zurück und schlitzte dem Mann mit dem Messer, das Brys ihm zuvor abgenommen hatte, die Kehle auf. Die Klinge war stumpfer, als er erwartet hatte, aber am Ende erfüllte sie ihren Zweck.
    Brys hob den Knüppel auf und schob ihn in seinen Gürtel, dann hievte er den halb bewusstlosen Mann auf die Füße und schob ihn aus der Gasse. Der Kampf hatte einigen Lärm verursacht, und Tarnebrück war gesetzestreu genug, dass die Wache sich vielleicht für den Aufruhr interessieren würde. Wenn es sein musste, könnte er sich wahrscheinlich aus ernsthaften Schwierigkeiten herausreden – ein Ritter zu sein, hatte so seine Vorteile, wenn es darum ging, Abschaum herumzuschubsen –, aber es war besser, nicht aufzufallen. Seine unmittelbaren Pläne waren nicht besonders ritterlich.
    Humpelnd von dem Schlag auf sein Bein, schleifte Brys seinen Gefangenen zu ein paar baufälligen Häusern hinüber, die sich nahe der Stadtmauer aneinanderlehnten. Sobald er sich einigermaßen sicher fühlte, riss er mit dem Messer die Nähte des Hemdes seines Gefangenen auf.
    Dessen Schulter war vernarbt und behaart, trug aber keine Brandmale. Kein Baozit. Ein Hauch von Enttäuschung regte sich in Brys, aber keine Überraschung; so viel Glück hatte er nie.
    Alle Eisenlords wurden mit der Eisenkrone gebrandmarkt, wenn sie die Gruben überlebten und Soldaten wurden. Das besiegelte ihr Bündnis mit ihrem wilden Gott und wies sie als den besten Kriegern Ithelas’ zugehörig aus: Männer, die es zu fürchten galt.
    Und zu hassen. Niemand wollte einer Schar von ihnen auf dem Schlachtfeld gegenübertreten, aber ein einzelner Soldat durfte weit entfernt von Ang’arta einen schnellen Tod erwarten – wenn er Glück hatte. Die Eisenlords desertierten nur selten; gezeichnet, wie sie waren, konnten sie nirgendwo anders hingehen. Es gab keine Gnade für einen Baoziten, der allein erwischt wurde, insbesondere nicht seitens Brys Tarnells.
    Dieser Mann jedoch war ein gewöhnlicher Straßenräuber. Brys schlug dem Möchtegernräuber auf die Wangen. »Wach auf.«
    »Was …?«
    Brys hob das eingedellte Messer hoch und ließ die Klinge im Mondlicht aufblitzen. Dann hielt er sie seinem Gefangenen so dicht vor die Nase, dass der Mann schielte, als er sie betrachtete. »Keine gute Idee, der Versuch, mir dort hinten aufzulauern. Gar nicht klug. Ich kann nur ahnen, welche Lügen Renshil dir erzählt haben muss, um dich zu einer solchen Dummheit zu verleiten. Zum Glück bin ich heute großmütig gestimmt. Ich gebe dir die Chance, deine Sünden zu bereuen, Buße für deine Untaten zu tun und älter, wenn nicht gar weiser in die Nacht hinauszugehen. Du brauchst mir lediglich die Einnahmen aus deinen begangenen Verbrechen auszuhändigen.«
    »Bin kein Dieb«, murmelte der Mann verdrossen.
    »Natürlich bist du keiner. Du bist ein Räuber. Wie viele Schädel hast du mit diesem hübschen Stückchen Eiche zertrümmert? Wie viele Reisende hast du mit aufgeschlitzter Kehle in den Fluss geworfen, nachdem du ihre Börsen geleert hast? Antworte mir nicht. Es interessiert mich eigentlich gar nicht. Was ich jedoch wissen will, ist, wo du ihr Geld gelassen hast.«
    »Fick dich.«
    Brys schnitt ihm ein Ohr ab. Er musste ein wenig säbeln, um durch die knorpeligen Teile zu kommen; das wenige, was an Schneide an dem Messer verblieben war, schien an Renshils Kehle stumpf geworden zu sein. Nichtsdestoweniger löste sich das Ohr nach einigen Rucken vom Kopf. Inzwischen brüllte der Mann wie eine gesengte Sau, also versetzte Brys ihm mit der blutigen, flachen Seite des Messers einen Schlag, der ihn zum Schweigen bringen sollte.
    »Vielleicht funktioniert das andere Ohr«, meinte Brys achselzuckend. »Das hier scheint mir nichts eingebracht zu haben. Natürlich könnte es sein, dass keins deiner Ohren funktioniert und dass du mir außerdem nichts erzählst, was sich zu hören lohnt. Das wiederum hätte zu bedeuten, dass du auch keine Verwendung für deine Zunge hättest. Aber ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen, also lass es uns noch einmal versuchen: Sag mir, wo dein Geld ist!«
    Diesmal erzählte der Mann es ihm. Es war

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