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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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sein Feind vielleicht vorbereitet hatte. Und dieser Mann hatte seinen »Banditen« nicht einmal gesagt, dass sie ihre Bögen griffbereit halten sollten?
    Das war, wie er annahm, eine Lektion: eine Lektion über zu sorgfältige Planung oder wie man seinen Feind einlullte, bis er selbstgefällig wurde. Aber im Wesentlichen war es einfach beleidigend.
    »Fesselt sie«, befahl er, »und hängt sie. Bis auf diesen einen.« Er zeigte auf einen der wenigen Männer, die nicht den Kopf gesenkt hatten oder geduckt dastanden. »Dieser sieht zu. Wenn die anderen tot sind, schickt ihn zurück nach Kleinwald.«
    Während er sein Urteil verkündete, hielt Leferic dem Blick des letzten Banditen stand, ohne zu blinzeln. Eine ruhige Unversöhnlichkeit machte sich in ihm breit. Es war das gleiche Gefühl, das er gehabt hatte, nachdem er die Dornenlady ausgeschickt hatte, den Tod seines Bruders zu besiegeln; es war ein Gefühl, das sich immer häufiger um ihn zu legen schien, während die Tage dahingingen und sein Vater dem Tod immer näher kam. Schließlich wandte der andere Mann den Blick ab.
    »Richte deinem Herrn aus, er kann sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden!«, befahl Leferic. »Er kann seinen Verrat eingestehen und sich der Gerechtigkeit unterwerfen. In diesem Fall wird er den Richtblock besteigen, nicht, dass da etwa Missverständnisse aufkommen. Ich verzeihe keine Rebellion. Aber seine Familie braucht seine Schande nicht zu teilen. Wenn er sich ergibt, werde ich ihnen Pardon gewähren. Seine Söhne können als Soldaten ihren Weg in der Welt machen; seine Töchter können sich ohne Makel vermählen.
    Wenn er auf die Idee kommt, mir zu trotzen, und sich für Flucht oder Kampf entscheidet, werde ich ihn ergreifen, und er wird sterben. Seine Familienmitglieder werden als Verbrecher sterben; ich werde sie auf dem Marktplatz von Pferden in Stücke reißen lassen. Ihre Leichen wird man den Hunden vorwerfen, und ihre Knochen werden nicht verbrannt. Hast du das verstanden?«
    Der Mann nickte ruckartig. Er war weiß geworden, zuckte jedoch nicht mit der Wimper.
    »Gut.« Leferic wandte sich ab. Er sah zu Sir Merguil hinüber. »Gebt den Bauern eine Eskorte zum Fluss, wenn sie das wollen. Bis Tarnebrück oder zu einer Furt; auf welchem Weg sie auch immer normalerweise den Fluss überqueren.«
    »Es wird geschehen.« Sir Merguil strich mit einem Finger, der in einem Lederhandschuh steckte, über sein Rittermedaillon. Er war ein geschmeidiger und gepflegter Mann, beinahe zu sehr ein Geck, um als Heerführer überzeugend zu sein. Beinahe. »Glaubt Ihr, der Mann wird die Botschaft überbringen?«
    Leferic zuckte die Achseln. »Nehmt seine Waffen, seine Kleider, seine Stiefel. Ihm wird kaum etwas anderes übrig bleiben, als nach Kleinwald zurückzukehren, wenn er überleben will. Aber auch andernfalls wird die Kunde Sir Gerbrand schon bald erreichen. Eure Männer und die Männer Cadarns haben gesehen, was hier geschehen ist, und Söldner lieben nichts mehr als Klatsch und Tratsch. Er wird es hören, und die Leichen an den Bäumen werden ihm zeigen, dass es mir ernst ist mit meinen Worten.«
    »Zweifellos. Würdet Ihr seine Kinder wirklich dazu verurteilen, unter Folter zu sterben?«
    »Wenn er mir trotzt, ja.« Die Vorstellung verursachte ihm Übelkeit, aber er ließ sich nichts anmerken. Eine echte Drohung konnte hundert Leben retten, aber nur, wenn man ihr Glauben schenkte. Ich habe meinen Bruder getötet. Das hier ist gar nichts.
    »Ich glaube, Ihr würdet es wirklich tun.« Merguil lächelte, aber seine Augen blieben hart wie Splitter von Feuerstein. »Ich werde sehr darauf achten, Euch nicht selbst zu trotzen.«
    »Danke«, erwiderte Leferic. Hinter ihm wurden die Seile an den Bäumen hochgezogen.

10
    Merrygold warf einen Blick zur Tür hinüber, als der Mann eintrat. Sie nickte leicht; beinahe, aber nicht völlig im Takt der Harfenklänge.
    Brys lehnte sich in seinem Sessel zurück, damit das Mädchen auf seinem Schoß ihm nicht die Sicht versperrte, dann schloss er halb die Lider und musterte sein Ziel hinter der Maske eines trägen Lächelns.
    Es war ein wenig bemerkenswerter Mann in einer weinfleckigen, samtenen Robe, nicht klein, aber auch nicht breit genug in Brust und Schultern, um ein Bogenschütze oder ein Eisenlord sein zu können. Fettiges braunes Haar fiel ihm über die Stirn und verbarg kleine Augen und eine gerötete Nase. Er ging mit der breitbeinigen Präzision des halb Betrunkenen, und abgesehen von einem

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